Nach der ausserplanmässigen Delegiertenversammlung und der Wahl eines neuen Präsidenten scheint sich der Schweizer Tierschutz auch gegen aussen wieder mehr dem Tagesgeschäft widmen zu können. Dazu gehört, sich als Vertreter von Tierschutz-Interessen zu Aktualitäten zu äussern. In diesem Fall zum Entscheid der Migros, rund 40'000 IP-Suisse-Schweine weniger abzunehmen.
Nicht einseitig aufbürden
In einer Mitteilung solidarisiert sich der STS ausdrücklich mit jenen Bäuerinnen und Bauern, deren Einkommen durch den Entscheid der Migros stark beeinträchtigt werde. Man sieht darin auch ein schlechtes Signal an neue Produzent(innen), die bereit wären, sich mit Investitionen und Mehraufwand für das Tierwohl einzusetzen. «Es kann nicht sein, dass Konsumentinnen und Konsumenten, Wirtschaft und Politik eine tierfreundliche Produktion fordern und andererseits Marktanpassungen einseitig den Labefleischproduzenten aufgebürdet werden», hält der Tierschutz-Dachverband fest.
Mengen in der konventionellen Mast anpassen
Die Migros betont, es handle sich nicht um ein Sparen auf Kosten von Labelbauern bzw. des Tierwohls, sondern die Reaktion auf einen sinkenden Schweinefleisch-Konsum in der Schweiz. Diesen Trend bestreitet der STS zwar nicht, findet aber, er sollte anders gesteuert werden: «Mengenanpassungen sollten, wenn immer möglich, in der konventionellen Schweinemast erfolgen», so die Mitteilung.
Kein Vertrauen verspielen
Damit die Landwirtschaft das Vertrauen in Tierwohlprogramme nicht verliert, sieht der STS Branche und Bund in der Pflicht. Diese fordert er auf, die Anstrengungen zur Absatzförderung von Labelfleisch mittels Kommunikation und einer fairen Preispolitik zu verstärken. Zuletzt hat IP-Suisse die Prämie für Schweine für den Monat Februar um fünf Rappen erhöht und damit ein positives Preissignal gesetzt. Die Branchenorganisation ist nun auf der Suche nach alternativen Abnehmern zur Migros, wobei sie laut Medienberichten von Ende Januar 2024 bereits teilweise erfolgreich gewesen ist.