Abo.PhytophtoraVon der Kraut- zur Knollenfäule: Mit der Ernte ist es noch nicht ausgestandenSamstag, 31. August 2024 Mangelndes Pflanzgut, spätes Pflanzen als Folge des nassen Frühlings und dann der aufwändige Kampf gegen die Kraut- und Knollenfäule – 2024 war alles andere als ein ideales Kartoffeljahr. «Der starke Befall führte aber nicht zu so hohen Ausfällen, wie zuerst befürchtet», hält die Branchenorganisation Swisspatat basierend auf ihren Ertragserhebungen in einer Mitteilung fest.

12 Prozent über dem Vorjahr

Schweizweit seien rund 900 repräsentative Kartoffelmuster der relevanten Sorten ausgewertet worden, heisst es weiter. Darauf basiere die Ernteschätzung für 2024. Die Bruttoerträge belaufen sich gemäss Swisspatat heuer auf durchschnittlich 403 kg/a. Bei einem Speiseanteil von 81 Prozent lägen die Nettoerträge über alle Sorten bei 327 kg/a. «Verglichen mit dem Vorjahr (292 kg/a) entspricht dies über alle Segmente einem 12 Prozent höheren Nettoertrag». Im Vergleich zum Mittel der Jahre 2018 bis 2023 (340 kg/a) sind die Erträge aber doch vier Prozent tiefer.

Unterdurchschnittliche Mengen gebe 2024 bei Frites-Sorten, überdurchschnittliche bei Chips-Sorten.

Höherer Stärkegehalt

Als Hauptmängel hätten sich grüne und faule Knollen, Hohlherzigkeit und Wachstumsrisse gezeigt. Insgesamt beschreibt Swisspatat aber die innere und äussere Qualität der Kartoffeln als «zufriedenstellend». Mit 15,5 Prozent sei der mittlere Stärkegehalt etwa einen Prozentpunkt höher als im Durchschnitt der Jahre 2018–2023.

Im Fall problematischer Posten werden die Produzenten gebeten. Frühzeitig mit ihrem Abnehmer Kontakt aufzunehmen.

Nur die Hälfte bei Bio

Auf biologisch bewirtschafteten Kartoffelfeldern hat die Kraut- und Knollenfäule heftiger gewütet. «Aufgrund der limitierten Bekämpfungsmöglichkeiten war der Anbau von Bio-Kartoffeln in diesem Jahr äusserst anspruchsvoll», rekapituliert Swisspatat. Entsprechend tief fallen die Erträge aus: Im Vergleich zum Mehrjahresmittel (2018–2023) verzeichnet man Ertragseinbussen um 50 Prozent (Bruttoertrag über alle Sorten 106 kg/a, bei durchschnittlichem Speiseanteil von 75 Prozent Nettoertrag von 106 kg/a).

Deutlich weniger Pflanzkartoffeln

Die beschränkte Verfügbarkeit von Pflanzgut hat im Anbau 2024 zu Verschiebungen geführt:

Mehligkochende Sorten: –175 ha

Frites-Sorten: –355 ha

Festkochende Speiseorten: + 149 ha

Chips-Sorten: + 88 ha

Bio: + 75 ha

Gemäss Hochrechnungen sei die Gesamtfläche mit Kartoffeln gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich (um 22 ha) zurückgegangen, so Swisspatat. Der Rückgang um 100 ha in der Produktion von Pflanzkartoffeln dürfte aber nicht zur Entspannung der Lage in puncto Verfügbarkeit für die nächste Anbausaison beitragen.

Nachfrage nicht gedeckt

Bei einer erwarteten Gesamtmenge von etwa 370'000 t Kartoffeln (konventionell und Bio) geht Swisspatat davon aus, dass die gute Nachfrage sowohl im Speise- wie auch im Industriekanal nicht gedeckt werden kann. Um den inländischen Markt zu versorgen, seien es daher zusätzliche Importe geplant – «der Schweizer Kartoffeln wird wie gewohnt Vorzug gegeben», heisst es in der Mitteilung.

Die Produzentenrichtpreise für Speisekartoffeln kommen deutlich über dem mittleren Preisband zu liegen:

Festkochend: Fr. 57,45.–/100 kg

Mehligkochend: Fr. 53,45.–/100 kg

Bio (fest- und mehligkochend): Fr. 104,15.–/100 kg

Übernahmebedingungen angepasst

In diesem Jahr hat die Branche Folgendes beschlossen:

Zu-/Abschläge Produzentenlager: Beim Übernahmemodell Produzentenlager (Speisekartoffeln) wurden die Zu- und Abschläge angepasst. Diese belaufen sich neu auf – Fr. 1.–/100 kg im September bis + Fr. 6.–/100 kg im Mai.
Mängel: Bei den Frites-Sorten gilt neu bei Kaliber 60+ für alle Mängel gemäss §114 HUS die Mängelhalbierung. Diese Regelung gilt für alle Frites-Sorten ausser Innovator und Ivory Russet, für welche die Mängelviertelung gilt. Für alle Chips-Sorten gilt für Hohlherzigkeit neu die Mängeldrittelung.
Kriterien für Annahmeverweigerung: Bei den Veredelungssorten wird die Gesamttoleranz für die Annahmeverweigerung von 12 auf 15 Prozent erhöht. Ebenfalls erhöht werden die Kriterien für Hohlherzigkeit (von 4 auf 7 Prozent), für Buckel- und Tiefschorf (von 7 auf 12 Prozent) sowie für diverse Mängel (von 12 auf 15 Prozent).
Backnoten: Die Mindest-Backnote der Sorten Fontane und Markies werden auf 0-8-2-0 reduziert.