Die Kartoffelernte ist schon den ganzen September über in vollem Gange und es ist langsam, aber sicher ein Ende in Sicht. Die beiden Felder sind gerodet, jetzt werden die Speisekartoffeln von den Futterkartoffeln getrennt und noch die letzten Steine aussortiert. Ich hatte zuvor noch nie mit Kartoffeln zu tun und ahnte nicht, wie viel Arbeit es gibt, bis man sie in Säcke abgepackt im Laden kaufen kann.

Zuerst die Frischkartoffeln

Anfang August haben wir bereits einen kleinen Teil der beiden Kartoffelfelder geerntet. Die Kartoffeln haben wir dann direkt sortiert, in Säcke à 10 kg abgepackt und auf Paletten in unseren Kühlraum gebracht. Anschliessend haben wir sie nach und nach auf dem Markt verkauft. Das waren sogenannte Frischkartoffeln, da sie aufgrund der noch jungen Schale nicht lange lagerfähig sind.

Viel Zeit und Aufwand

Mit dem Rest der Ernte haben wir Anfang September begonnen; diese Kartoffeln sind sogenannte Lagerkartoffeln und werden nach mehrmaligem Sortieren in Paloxen und Säcke abgefüllt. In den Paloxen lagern wir die kleineren Kartoffeln, die wir nächstes Jahr als Saatgut verwenden. Diejenigen in den Säcken sind für den menschlichen Verzehr gedacht und werden verkauft.

Die Ernte erfordert sehr viel Zeit und Aufwand, da man mindestens vier Personen auf der Erntemaschine plus noch einen Fahrer braucht. Ausserdem wird jede Reihe einzeln geerntet und man fährt sehr langsam. Je nach Bodenfeuchtigkeit, Grösse der Kartoffeln, Unkrautvorkommen, der Steine im Boden und Einstellung und Zustand des Kartoffelroders kommt man mehr oder weniger gut vorwärts.

Die Panne behoben

Hinzu kommt noch, dass man mit Pannen und Reparaturen rechnen muss, da die Maschine über recht viel empfindliche Technik verfügt und gleichzeitig im Boden arbeitet und Steinen, Erde und sonstigen Fremdkörpern ausgesetzt ist.

Zu Beginn der Ernte hatten wir beispielsweise das Problem, dass die kleineren Kartoffeln auf dem Acker zurückgeblieben sind. Grund dafür war ein abgenutztes Förderband, bei dem zu viele kleine Kartoffeln hindurchfielen. Nachdem das Förderband ersetzt wurde, arbeitete die Maschine wieder einwandfrei und hinterliess einen sauberen Acker.

So viel Ausschuss!

Es hat mich erstaunt, dass ein so grosser Teil der Ernte nicht verkauft werden kann. Denn sobald eine Kartoffel leicht beschädigt, zu gross oder zu klein ist oder wenn sie eine grüne Stelle hat, kann man sie nur noch den Kühen verfüttern.

Viele von diesen Futterkartoffeln könnten einwandfrei verzehrt werden, doch da kann der Produzent nicht viel machen, solange die Akzeptanz für unförmige Lebensmittel in der Bevölkerung nicht grösser ist.

[IMG 2]Zur Person: Momentan absolviert der 18-jährige Simon Broger aus dem appenzellischen Schlatt das 3. Lehrjahr bei Familie Glannaz. Der Lehrbetrieb liegt etwas oberhalb des idyllischen Dörfchens Farvagny-le-Petit im Kanton Freiburg, etwa 15 km von der Kantonshauptstdt entfernt. Es werden rund 120 Milchkühe gehalten, grösstenteils RH und einige HO, hinzu kommen 80 Rinder und die Kälber. Auf den 130 ha LN werden Raps, Getreide, Mais, Kartoffeln und Gras angebaut. Etwas anders sieht es bei Simon Broger Zuhause aus, dort führt seine Familie einen Aufzuchtbetrieb mit 50 Rindern, den er in einigen Jahren übernehmen will. Zum Heimbetrieb gehören 15 ha Naturwiese und Weiden in der Bergzone II. Da es nur ein Nebenerwerbsbetrieb ist, steht nach der Lehre eine Weiterbildung zum Agrotechniker auf dem Plan.