Wie es die Spatzen von den Dächern pfiffen, bzw. die Schweine aus ihren Ausläufen grunzten, wird IP-Suisse per 2021 die 220’000 Schweine aus dem Coop Naturafarm Porc (CNfP)-Programm übernehmen.

Späte Information für die Produzenten

Die Produzenten wurden heute von Coop in Spreitenbach AG über diesen Sachverhalt informiert, nachdem sie bisher davon nichts gewusst hatten und an den Verhandlungen nicht beteiligt waren.

Diesen Sachverhalt haben sie in einem Schreiben an IP-Suisse und Coop vom 14. Februar beklagt, das der BauernZeitung vorliegt. Man begrüsse es, wenn einheitliche Labelanforderungen gemacht würden, möchte aber einbezogen werden, heisst es im Brief, der von den Präsidenten der Fachgruppe IP-Suisse Schweine von Suisseporcs und der IG Coop Label Porc unterzeichnet ist.

100% unangemeldete Kontrollen für alle

Tatsächlich übernimmt nun die IP-Suisse die Produzenten von CNfP in ihr Programm, wie IP-Suisse am Freitag informiert hat. «IP Suisse stärkt Tierwohl und gewinnt Coop als neuen Abnehmer», lautet der Titel der Mitteilung.

Punkto Produktionsbedingungen hat dies folgende Auswirkungen:

  • Die Mindestgesamtfläche für sämtliche Schweine im neuen Breitenlabel von IP-Suisse werden auf CNfP-Niveau erhöht (hier finden Sie die Labelanforderungen von CNfP). Dies gilt für neue Betriebe ab 2021. In bestehenden Betrieben sollen die Schweine bei Neu- und Umbauten mehr Platz erhalten.
  • Die Prämien werden auf IP-Suisse Niveau gesenkt. Bisher hatten die CNfP-Produzenten eine feste Prämie von 50 Rp./kg SG, neu gilt für alle Produzenten die variable IP-Prämie von 20-40 Rp./kg SG. 2019 lag diese bei durchschnittlich 34 Rp. (s. Interview mit IP-Suisse-Geschäftsführer Fritz Rothen im Kasten unten).
  • Die Kontrollen werden neu für alle Produzenten durch den Schweizer Tierschutz STS vorgenommen. Für IP-Produzenten heisst dies, dass neu 100% (bisher mindestens 30%) aller Kontrollen unangemeldet erfolgen.
  • Für die bisherigen CNfP-Produzenten gelten ab 1. Januar 2021 die Anforderungen inklusive Biodiversitätspunkte-Programm und Prämien von IP-Suisse. Laut IP-Suisse sind derzeit etwa zwei Drittel der CNfP-Produzenten bereits IP-Suisse-Mitglied. Für die Biodiversitätsleistungen erhalten die Betriebe 100 bis 300 Fr. pro ha.

Adrian Messer, Präsident der Fachgruppe IP-Suisse Schweine bei Suisseporcs erklärt auf Anfrage, mit der Zusammenführung der Label werde die Kontrolle rigoroser erfolgen. Die Erhöhung der Mindestflächen pro Schwein werde allmählich jeden Schweineproduzenten treffen, befürchtet er. Dadurch werde sich die Produktion verteuern.

Neu kommen auch Mehl, Rahm und Milchprodukte

Die Zusammenarbeit von IP-Suisse mit Coop beschränkt sich aber nicht auf das Schweine-Labelprogramm, man werde auch weitere Produkte ins Sortiment aufnehmen, schreibt IP-Suisse.

Auf Nachfrage erklärt Fritz Rothen, dabei handle es sich um Mehl, Rahm und Zucker, diese werden, anders als das Schweinefleisch auch mit dem IP-Käfer ausgezeichnet. Rothen bestätigt auch, dass der bereits vor Produzenten kommunizierte Ausbau des Wiesenmilch-Programms auf den neuen Kunden Coop zurückzuführen ist.

 

 

Fritz Rothen, IP-Suisse-Geschäftsführer zur Zusammenarbeit mit Coop

Für die IP-Suisse-Produzenten bedeutet die Zusammenführung der Label höhere Mindestflächenanforderungen pro Tier?
Ja, aber nur für neue Betriebe oder bei Umbauten in bestehenden Betrieben.

Wie gross ist die Mindestgesamtfläche pro Schwein neu für IP-Suisse-Produzenten?
Das ist ganz unterschiedlich nach Tierkategorie.

Für die CNfP-Produzenten sinken die Prämien?
Das stimmt, aber bei IP-Suisse haben sie in der Mitgliedschaft QM gratis, das hatten die CNfP-Produzenten bis anhin nicht. Zudem wird die Kontrolle günstiger, statt ein Franken wird neu ein Pauschalbeitrag von 100 bis 140 Franken pro Betrieb verrechnet. Dazu haben sie einen Biodiversitätszuschlag zwischen 100 und 300 Franken pro Betrieb.

Für CNfP-Produzenten lag die Prämie bisher bei 50 Rp./kg SG. Wie hoch war die IP-Suisse Prämie 2019 im Durchschnitt?
Sie lag bei 34 Rp./kg SG.

Und für die IP-Suisse-Produzenten verschärft sich die Kontrolle?
Ja, insofern als dass 100% der Kontrollen unangemeldet erfolgen werden, bisher waren es mindestens 30% unangemeldete Kontrollen, davon erhoffen wir uns höhere Akzeptanz bei den Konsumenten.

Warum wurden die Produzenten nicht in die Verhandlungen einbezogen?
Wir wurden vor über einem Jahr von Coop angefragt und mussten als erstes unterschreiben, dass wir das nicht an die Öffentlichkeit tragen, deshalb konnten wir leider niemanden einladen zu den Gesprächen. Es lag auch nicht an uns als IP-Suisse, die Produzenten einzuladen, der Coop-Beratungsdienst hat immer mit ihnen gesprochen.

Kommt der Käfer auf die Fleischpackung im Coop?
Nein, das Fleisch wird weiterhin mit dem Coop Naturafarm-Label ausgezeichnet und verkauft. Aber es kommen andere Produkte mit Käfer ins Sortiment. 

Welche Produkte?
Mehl, Rahm und Zucker.

Man hört, dass der Wiesenmilch-Absatz von IP-Suisse erhöht werden kann, ist das auch auf den Kunden Coop zurückzuführen?
Ja.

Das heisst, kommt auch Wiesenmilch-Trinkmilch zu Coop?
Ja, weitere Produkte sind vorgesehen. Deshalb können zum Beispiel 61 Aargauer Betriebe weiterhin Wiesenmilch produzieren.

Wie hat Migros auf die Ankündigung reagiert?
Sportlich.

Das Interview wurde nachträglich korrigiert, der Biodiversitätsbeitrag beträgt pro Betrieb 100 bis 300 Fr., nicht pro ha, wie es in der ursprünglichen Version fälschlicherweise hiess (Red.).