Die Knospe-Dachorganisation zündet den Ackerbau-Turbo bzw. startet, wie sie es nennt, eine Bio-Ackerbauoffensive. Weil die Nachfrage des Schweizer Detailhandels für Schweizer Bio-Ackerkulturen in den kommenden Jahren stark und langfristig wachsen werde, sucht Bio Suisse 15 000 Hektaren zusätzliche Ackerfläche – die Fläche des Kantons Schaffhausen. Dafür müssten rund 500 Betriebe auf Bio umstellen. Gesucht sind vor ackerbaulastige Betriebe mit eher wenig Vieh, vornehmlich aus der Westschweiz. Am Montag stellte Bio Suisse das Projekt auf der Domaine Challandes in Yvonand VD vor.
Vom Detailhandel getrieben
«Die aktuelle Nachfrage ist eher von strategischen Entscheiden der Detailhändler getrieben, die beschlossen haben, mehr Bio ins Regal zu stellen», sagte Christian Rytz von der hauptsächlich auf Biogetreide spezialisierten Mühle Rytz AG. So wolle Coop nun Biobrote auch mit dem Schweizer Kreuz auszeichnen und Migros wolle das Schweizer Tofu-Sortiment ausbauen. Auch Biozucker sei gefragt. «Diese Zusatznachfrage ist deshalb relativ robust.»
Andreas Bisig, Leiter Märkte bei Bio Suisse, schlug in die gleiche Kerbe: «Wir gehen davon aus, dass diese Nachfrage langfristig ist.» Und er fügte an, ein weiterer Treiber seien auch die neuen Bio-Suisse-Fütterungsrichtlinien, die ab 2022 für Wiederkäuer 100 Prozent Futter aus der Schweiz vorschreiben. Das befeuert die Nachfrage nach Bio-Körnerleguminosen aus dem Inland.
Auf die Frage, ob es wirklich realistisch sei, das gesteckte Ziel von 15'000 Hektaren in fünf Jahren zu erreichen, meinte Andreas Bisig: «Wir hatten vor einigen Jahren bei der Fläche schon Zuwachsraten von 10 % pro Jahr. Die Realität hat gezeigt, dass es möglich ist.»
Das ist gesucht
Der Umstieg auf Bio sei attraktiv, wurde mehrfach betont. Die Umstellung eines Betriebes auf die Richtlinien von Bio Suisse dauert zwei Jahre. Dann dürfen alle Produkte mit der Knospe vermarktet werden. Einzelne, besonders gesuchte Kulturen können schon während dieser Zeit mit der Umstellknospe vermarktet werden. Dazu zählen Mahlweizen, Futterkörnerleguminosen wie Soja, Zuckerrüben, Körnermais, Raufutter und Futterweizen. In Knospe-Qualität gesucht sind sämtliche spezielle Ackerkulturen, Ölsaaten und Körnerleguminosen für die menschliche als auch tierische Ernährung. Für Betriebe in Umstellung werde folgende Fruchtfolge empfohlen, erklärte Andreas Bisig: 40 % Brotweizen, 20 % Futterkörnerleguminosen, 20 % Kunstwiese, 20 % Körnermais, Silomais oder Zuckerrüben.
Betriebe, die auf Bio umstellen wollen, müssen dies bis zum 31. August bei ihrem kantonalen Landwirtschaftsamt melden. Bio Suisse empfiehlt, sich vorher über die Bedeutung dieses Schritts für den eigenen Betrieb bei den kantonalen Bioberatern zu informieren. Auch die Vermarktung aller, also auch allfälliger tierischer Produkte sollte möglichst schon im Vorfeld geklärt sein.
An den Ackerbautagen
Die Ackerbauoffensive besteht aus verschiedenen Elementen. Den Auftakt bilden die Feldtage vom 7. bis 9. Juni in Kölliken AG. Bio Suisse ist bei diesem Anlass mit einem eigenen Stand präsent. Dazu soll noch eine Website mit allen Informationen folgen, wurde angekündigt.