Anfang Dezember fanden die Wintertagungen der Biofarm Genossenschaft in Zollikofen BE, Grangeneuve FR sowie Arenenberg TG statt. Landwirtinnen und Landwirte tauschten ihre Erfahrungen beim Anbau von Linsen, Lein und anderen Kulturen aus.
Die Nachfrage nach Produkten aus Schweizer Bio-Anbau sei gut, schreibt Hans-Georg Kessler von Biofarm in einer Mitteilung zu den Tagungen. Der Tatbeweis dafür sei das Interesse der Grossverteiler sogar an Umstellungs-Mahlgetreide, denn beide möchten ihre Bio-Brote möglichst bald nur noch in Schweizer Bio-Qualität verkaufen. Das Umstellungs-Getreide soll die Angebotslücke stopfen helfen, da die bisher gelieferten Mengen an Bio-Mahlgetreide den Bedarf nicht decken würden.
«Diese Chance gilt es zu nutzen, auch mit Ackerbauspezialitäten wie Lein oder Sonnenblumenkernen, die ebenfalls für die Brote benötigt werden. Entscheidend hinsichtlich Nachhaltigkeit dieses Markterfolgs ist aber die konstante und umfassende Belieferung», schreibt Kessler und verwies auf die Bio-Offensive von Bio Suisse.
Hafer beliebt für Haferflocken und Haferdrinks
Die Anbaufläche von Hafer, der als Haferflocken und neu zur Herstellung von Haferdrinks verwendet werde, wachse beachtlich. Die Fläche des Getreides habe auf die Ernte 2022 um 50 % vergrössert werden können, sagte Biofarm-Getreidefachmann Hansueli Brassel.
Hafer-Bauer Severin Klötzli habe für seine Diplomarbeit zum Agrotechniker die Erfolgsfaktoren des Hafer-Anbaus untersucht. Gemäss Rückmeldungen von befragten Haferproduzenten sei eine zurückhaltende Düngung von zirka 40 kg N und die Beschränkung der Saatmenge beim Winterhafer auf die empfohlenen 1,1 bis 1,5 kg/a vermutlich eine gute Basis für den Anbau-Erfolg, schreibt Kessler weiter.
Anicia-Linsen mit Leindotter sind gelungen
An den Wintertagungen präsentierten einige Produzenten ihre Erfahrungen mit den Ackerkulturen, so zum Beispiel Beat Preisig aus Utzenstorf BE. Er baute, wie es in der Mitteilung heisst, im ersten Jahr seiner Betriebsleitung spezielle Ackerkulturen an, so zum Beispiel grüne Anicia-Linsen.
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Entsprechend der Empfehlung von Biofarm habe er diese in Mischkultur mit Leindotter angesät und dank fachgerechter Bodenbearbeitung und geringem Druck von Unkraut auf der Parzelle habe er auf einen Striegel-Durchgang verzichten und gleichwohl eine gute Ernte einfahren können. Auch die Ölsaaten Lein und Sonnenblumen sowie Kichererbsen seien dem jungen Landwirt und HAFL-Abgänger gelungen, so Kessler.
Winterlinsen vor Weizenernte reif
Agronomin Melanie Rediger berate seit zwei Jahren die für Biofarm produzierenden Betriebe beim Anbau, um den Leguminosen in Anbetracht ihrer hohen Nachfrage zu mehr Bedeutung und Erfolg zu verhelfen. So begleitete sie zum Beispiel Patrick Wälchli aus Bürglen TG. Er hat auf seinem Betrieb einen Versuch mit Linsen. Diese säte er bereits im Herbst aus, ausgehend von Erfahrungen von Agroscope.
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Bei der Saat von Winterlinsen könne nicht nur die Verunkrautung mit Frühlingskeimern elegant vermieden werden, sondern auch die Reinsaat sei besser möglich als bei einer Saat im Frühling. Ausserdem erfolge die Ernte vor der Weizenernte, sodass sich kein Terminkonflikt für die Drescherfahrer ergebe.
Wälchli ist laut Biofarm auch ein erfolgreicher und langjähriger Pflanzer von Ölkürbissen. Er baue diese mit weiter Reihe von 1,5 m an und nutze dafür spezielle Erntemaschinen von der Schaffhauser Familienfirma Brütsch. Die über Biofarm vermarkteten Bio-Kürbiskerne würden sich grosser Beliebtheit erfreuen, schreibt Biofarm.
Kapazitäten zur Aufbereitung der Ernten begrenzt
Auch diejenigen kamen an der Wintertagung von Biofarm zu Wort, welche sich der Ernten nach dem Dreschen annehmen. Es waren dies Markus Raschle als Leiter von Getreide Mittelthurgau und Stephan Gysi vom Brunner-Eichhof in Spins BE.
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Während in der grossen Sammelstelle die Label- und Produkte-Vielfalt eine wachsende Herausforderung darstelle, sorge beim Betrieb, der nur Kleinmengen trocknet, der Zustand des angelieferten Ernteguts hin und wieder für Stirnrunzeln, heisst es. Für den Bio-Ackerbau seien sowohl bio-zertifizierte und engagierte Sammelstellen für die Annahme von Mahlgetreide und Ölsaaten erforderlich als auch regionale Möglichkeiten zum Trocknen der kostbaren Spezialitäten nach der Ernte. Die Kapazitäten für die Aufbereitung der speziellen Ernten sei zurzeit ein begrenzender Faktor.