Jetzt höre ich dann auf mit Zuckerrüben» oder «Was nützen mir alle Zuschüsse, wenn mein Rübenfeld weitestgehend vergilbt und ich Abzüge erhalte, weil der Zuckergehalt unterirdisch tief ist?» Solche und ähnliche Aussagen erhalten der Aussendienst der Schweizer Zucker AG und seine Kolleginnen und Kollegen der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau (SFZ) fast täglich. Und in der Tat haben trotz hoffnungsvollem Wuchs der Zuckerrüben im Frühsommer auch dieses Jahr wieder Schädlinge, Pilze und Unkraut zugeschlagen. «Wir sind uns der prekären Situation bewusst», so Luzi Schneider, Leiter der SFZ, und ergänzt: «Wir forschen fast rund um die Uhr nach krankheitsresistenten Sorten oder umweltverträglichen Pflanzenschutzmitteln.» Gerade Letztere werden zur Quadratur des Kreises. Soll eine Pflanze vor etwas geschützt werden, muss der Schädling auch von ihr ferngehalten werden, sprich: Man bekämpft ihn. Und dies ist wiederum überhaupt nicht im Sinne der Biodiversität, die auch von Pflanzern und Zuckerfabrik hochgehalten wird.

Ausdehnung der Anbaufläche harzt

Gesetzliche Vorgaben und Verbote nehmen zu und erschweren damit einen agronomisch interessanten Zuckerrübenanbau, der auch wirtschaftlich attraktiv ist. Mit dem Finger nur auf die Behörden zu zeigen, wäre jedoch unfair. So unterstützen Bund und einzelne Kantone die Zuckerrübenpflanzer nicht nur finanziell, sondern haben zusammen mit der Branche ein Forschungsnetzwerk gegründet und beteiligen sich auch finanziell daran. «Das ist sehr erfreulich, aber auch überlebenswichtig», meint der Leiter der SFZ weiter. Der CEO der Schweizer Zucker AG, Guido Stäger, ergänzt: «Wir haben die Rübenpreise in den letzten Jahren zweimal stark angehoben. Dennoch harzt die so wichtige Ausdehnung der Anbaufläche stark. Die Krankheiten sind ein Hauptgrund dafür.» Und in der Tat: Nach einem Anstieg im Jahr 2023 um 500 Hektaren, waren es 2024 noch rund 300 Hektaren. Mit inzwischen 16'800 Hektaren auf Schweizer Boden ist man immer noch weit von den benötigten 20'000 Hektaren entfernt, die es brauchen würde, um die Zuckerfabriken wirtschaftlich zu betreiben. Somit werden auch dieses Jahr Rüben aus Deutschland importiert. Auch die Zahl der Rübenpflanzer hat abgenommen, wenn auch nur marginal.

Zucker müsste vollständig importiert werden

Die Lage bleibt angespannt und die Bedenken von Pflanzern, Fachstelle und Fabrik sind nachvollziehbar. Denn: Können die Fabriken wegen mangelnden Rohstoffs, sprich Rüben, nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden, schliesst nicht nur eine Fabrik, es wäre das Ende einer ganzen Branche. Der Zucker ginge der Schweiz nicht aus, aber er müsste vollständig importiert werden. Welche Pflanzenschutzmittel dort eingesetzt werden, lässt sich dann von der Schweiz weder überprüfen noch mitbestimmen. «Wir sind überzeugt», so Stäger, «dass die Konsumentinnen und Konsumenten auch künftig einheimischen und somit Schweizer Zucker kaufen wollen.»