Ackerkulturen auf erosionsbedrohten Flächen sind weiterhin auf das Herbizid Glyphosat angewiesen. Anderswo gibt es aber Potenzial für eine weitere Reduktion durch mechanische Verfahren. Zu diesem Schluss kommt der Bundesrat in einem Bericht, den er am 4. Dezember als Antwort auf ein Postulat von Ständerätin Adèle Thorens Goumaz (Grüne/VD) verabschiedet hat.
63 Prozent weniger
In den vergangenen zehn Jahren sei der Absatz von Glyphosat in der Schweiz um 63 Prozent gesunken, hält der Bundesrat fest. Gründe dafür dürften u. a. die Einführung von Ressourceneffizienzbeiträgen für die schonende Bodenbearbeitung (REB) und die damit verbundene Beschränkung der Aufwandmenge auf maximal 1,5 Kilogramm Glyphosat pro Hektare im Ackerbau sein.
Sikkation in der Schweiz verboten
«In der Schweiz wird Glyphosat im europäischen Vergleich sehr zurückhaltend und grundlegend anders eingesetzt», sagt David Brugger, Leiter Pflanzenbau beim Schweizer Bauernverband (SBV). Die Behandlung abreifender Kulturen (Sikkation) ist bei uns verboten. «Aus diesem Grund sind gemäss verschiedener Untersuchungen in Lebensmitteln mit Schweizer Rohstoffen keine Glyphosatrückstände zu finden», hält Brugger fest.
Alternativen haben Nachteile
Für die meisten Glyphosat-Anwendungen in der Landwirtschaft gilt aktuell die mechanische Bodenbearbeitung als praktikable Alternative. Dazu können in spezifischen Fällen weitere mechanische Unkrautvernichtungsverfahren und das Abflammen zur Anwendung kommen.
Diese Alternativen hätten aber Nachteile im Vergleich zu Glyphosat, heisst es im Bericht des Bundesrats:
- erhöhter Energieverbrauch
- erhöhte Treibhausgasemissionen
- Bodenerosionsgefahr
- höhere Produktionskosten
- schwierige Kontrolle mehrjähriger Unkräuter
Kein gleichwertiges Ersatzherbizid
Auch die Suche nach einem Ersatzherbizid brachte noch nicht den gewünschten Erfolg: Es gebe kein breitwirkendes Herbizid, das die gleiche Wirkung gegen Unkräuter, insbesondere gegen mehrjährige, zeigt, heisst es im Bericht. Ersatz-Herbizide zeigten allgemein auch ein «schlechteres ökotoxikologisches Profil als Glyphosat». Im Weiteren sei bei der aktuellen Glyphosat-Belastung in Oberflächengewässern kein Schaden für Wasserorganismen zu befürchten.
Bundesrat fühlt sich bestätigt
Der Bericht kommt zum Schluss, dass ein Verzicht auf Glyphosat bei von der Erosion bedrohten Flächen aktuell nicht angezeigt sei. Diese Flächen müssten weiterhin damit behandelt werden, bis Alternativen vorliegen. Auch in anderen Bereichen müssten die Landwirte auf Alternativmethoden warten.
Der Bundesrat sieht sich durch den Bericht in seiner Agrarpolitik und im Aktionsplan für die Pflanzenschutzmittel bestätigt. In der Agrarpolitik 2022+ verleihe er dieser Stossrichtung weiteren Nachdruck. Diese wurde nun allerdings bekanntlich vom Ständerat sistiert.
Bauernverband zufrieden
Beim SBV ist man derweil zufrieden mit der eingeschlagenen Stossrichtung: «Der SBV teilt die Einschätzung des Bundesrates, den bereits eingeschlagenen Weg weiterzugehen und auszubauen», so David Brugger. Das heisst unter anderem Förderung des Glyphosat-Verzichts mittels Direktzahlungen und konsequente Umsetzung des nationalen Aktionsplans Pflanzenschutz.