Das schlechte Sommerwetter schlägt sich in diesem deutlich in der Schweizer Kartoffelernte nieder. Grosse Niederschlagsmengen, Starkregen und Hagel haben die Kulturen in Mittleidenschaft gezogen. Praktisch alle Hauptanbaugebiete seien von den Unwettern betroffen gewesen. Unter diesen widrigen Bedingungen konnte sich die die Kraut- und Knollenfäule in der ganzen Schweiz ausbreiten. Darum und wegen kleineren Knollen rechnet man mit Ertragseinbussen von durchschnittlich 15 bis 30 Prozent bei konventionellen und 60 bis 80 Prozent bei Bio-Kartoffeln. Bei letzteren sei es wegen Kraut- und Knollenfäule teilweise zu Totalausfällen gekommen.
Qualität für Verarbeitung herausfordernd
Wegen des kleinen Formats werden heuer Chips und Frites kleiner. Weiter treten vor allem Wachstumsrisse, Schorf und Hohlherzigkeit auf, so Swisspatat. Das sei insbesondere für die Verarbeitung schwierig und führe zu höheren Gestehungskosten.
Bei den Speisekartoffeln könne man mit zwar kleineren, aber feinen Knollen im Regal rechnen, die Qualität sei nicht beeinträchtigt. Ein genaueres Bild über die Erntemenge werde sich die Branche im Laufe der Kampagne machen können.
Weitere Importe wahrscheinlich nötig
Wegen der feuchten Witterung wird es einen höheren Anteil fauler Kartoffeln geben, heisst es weiter. Das mache die Lagerung anspruchsvoll. Wie sich die Situation hier entwickeln wird, sei aber erst in den kommenden Monaten beurteilbar. «Es ist jedoch wahrscheinlich, dass weitere Zusatzkontingente für Speise- und Veredelungskartoffeln nötig sind», schreibt Swisspatat.
Hohe Produzentenpreise
Bei sämtlichen Sorten werden aufgrund der herausfordernden Situation auf den Kartoffelfeldern in diesem Jahr die oberen Preisbänder angewendet. Davon ausgenommen seien jene Sorten, für die Fixpreise vereinbart worden sind. Das bedeutet gemäss der Branchenorganisation eine deutliche Rohstoffpreiserhöhung für die Verarbeitungsindustrie.
Es gelten demnach folgende Preise:
- Festkochende Sorten: Fr. 55.65/100 kg
- Meiste mehligkochende Sorten: Fr. 51.35/100 kg
- Frites-Sorten: 43.60/100 kg (wobei für Agria 43.75/100 kg gilt)
- Meiste Chips-Sorten: Fr. 44.65/100 kg
- Verdi: Fr. 48.65/100 kg
- Lady Claire: Fr. 45.65/100 kg
- Hermes: Fr. 43.20/100 kg
- Basispreis grobsortierte Speise- und Veredelungskartoffeln: Fr. 26.15/100 kg (60 Prozent des Agria-Preises)
- Chips-Kartoffeln zur Sofortverarbeitung bis am 31. Oktober 2021: Fr. 38.20/100 kg
- Bio (mehlig- und festkochen): Fr. 99.65/100 kg
- Bio-Frites: Fr. 84.50/100 kg (Agria Industrie: Fr. 84.65/100 kg)
- Bio-Chips: für die Sofortverarbeitung bis am 31. Oktober 2021: Fr. 69.50/100 kg.
- In den aufgeführten Produzentenrichtpreisen für die Früh- und Speisekartoffeln (inkl. Agria) sind nebst den Branchenbeiträgen der Produktion (Fr. 1.20/100 kg) auch jene der Verteiler (Fr. 0.15/100 kg) enthalten. Dies gilt nicht für die Industriesorten, mit Ausnahme der Sorte Agria.
Kleine Knollen optimal nutzen
Die Branchenakteure haben laut Mitteilung Anpassungen bei den Übernahmebedingungen beschlossen, um die kleiner ausfallende Ernte bestmöglich zu nutzen. Gegenüber dem letzten Jahr gibt es folgende Änderungen:
Kaliber: Bei den Speisekartoffeln werden die Kaliber geöffnet. In diesem Jahr wird bei festkochenden Sorten die untere Grenze auf 25 mm gesenkt. Bei mehligkochenden Sorten gilt eine Untergrenze von 40 mm (35 mm für Bio). Nach oben gibt es keine Kalibervorgaben. Auch bei den Veredelungskartoffeln gibt es Anpassungen: Bei Frites-Sorten gibt es in diesem Jahr keine Kaliberobergrenze. Für Chips-Sorten wird die untere Kalibergrenze auf 40 mm gesenkt.
Kriterien für Annahmeverweigerung: Bei den Veredelungssorten wird die Gesamttoleranz für die Annahmeverweigerung von 10 auf 14 Prozent erhöht. Ebenfalls erhöht wird der Wert für das Kriterium Hohlherzigkeit (von 6 auf 10 Prozent) sowie derjenige für die Grössenabweichung bei den Frites-Sorten (von 10 auf 14 Prozent).
Stärke und Backnote: Bei den Chips-Sorten wird der Mindeststärkegehalt um 0.5 Prozent gesenkt (ausgenommen Hermes, wo bereits tiefere Anforderungen gelten). Bei den Frites-Sorten Agria, Fontane, Markies und Lady Anna werden die Anforderungen an die Mindest-Backnote reduziert (0/7/3/0).
Das Übernahmemodell «Produzentenlager» wurde für die Speisekartoffeln von VSKP und Swisscofel gemeinsam überarbeitet. Dabei wurden unter anderem die Lagerzuschläge neu ausgestaltet. Bis und mit November kommt neu ein Lagerabschlag zur Anwendung. Im Gegenzug wurden die Zuschläge gegen Ende der Lagerkampagne erhöht. Dieses überarbeitete Übernahmemodell könne ab der Ernte 2021 angewendet werden.
Tieferer Mindestspeiseanteil
Wie üblich sei die Frischverfütterung für Produzenten ab sofort und bis am 31. Dezember möglich. Agesichts der Umstände wurde der Mindestspreiseanteil auf 30 Prozent gesenkt, schreibt Swisspatat. Für Bio gibt es keinen Mindestspreiseanteil.
Bei der Kontrolle und Denaturierung von Frischverfütterungsposten gelten ab dieser Kampagne zusätzliche Anforderungen:
- Ab einer Menge von 100 Tonnen zu denaturierenden Kartoffeln sind zwei Qualiservice-Kontrolleure aufzubieten.
- Pro Kampagne und Produzent darf nur einmal derselbe Kontrolleur aufgeboten werden.
- Die zu denaturierende Ware muss für die Qualiservice-Kontrolleure gut zugänglich sein. Sämtliche Gebinde müssen so gestapelt sein, dass eine Denaturierung mit Lebensmittelfarbe vor Ort durchgeführt werden kann. Sollte eine Denaturierung nicht möglich sein, wird kein Frischverfütterungsrapport ausgestellt.
Gesuche können entweder direkt an einen offiziellen Qualiservice-Kontrolleur aus der Region oder an die Geschäftsstelle swisspatat (Tel. 031 385 36 50) gerichtet werden. Eine Liste mit den zugelassenen Kontrolleuren ist auf www.kartoffel.ch/markt aufgeschaltet.
Über die Höhe der Frischverfütterungsbeiträge werde im November entschieden, sobald die erste Lagererhebung erfolgt ist. Der Betrag dürfte gemäss Mitteilung etwa in der Höhe der Vorjahre, d.h. in der Grössenordnung von Fr. 13.- bis 16.-/100 kg Speiseanteil zu liegen kommen.
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