«Wir hatten Pflanzenbautagung von der Landi aus. Dort stellte ein Vertreter der Zuckerfabrik in Aarberg die Zuckerrüben-Produktion vor und wies uns darauf hin, dass Pflanzer gesucht seien», erzählt Adrian Salvisberg.
«Ich musste mich ganz neu reindenken.»
Adrian Salvisberg über sein erstes Zuckerrüben-Jahr.
Parzelle entscheidend
Wie es der Zufall wollte, sass der Landwirt aus Buch bei Mühleberg BE an diesem Anlass am gleichen Tisch wie sein lokaler Rübenlohnunternehmer von der BG Zoss aus Neuenegg. «Der sagte mir auch: ‹Chumm, probiers doch›. Und ich meinte, ich müsse mal schauen, wie es von der Parzelle her passt, denn das Abführen ist ja entscheidend.»
Natürlich habe auch eine Rolle gespielt, dass sich die wirtschaftlichen Anreize für den Anbau von Zuckerrüben in den letzten Jahren deutlich verbessert hätten, hält der Bauer fest. Er fand eine passende Parzelle, nahe an der Strasse fürs Verladen. Also beschloss er, den Versuch zu wagen, und baute heuer erstmals 140 Aren Zuckerrüben an.
«Schön gedeckt»
Ganz neu ist die Kultur auf dem Betrieb allerdings nicht: Vor rund fünfzehn Jahren bauten Salvisbergs schon zwei-, dreimal Rüben für einen anderen Produzenten über dessen Kontingent an.
«Bislang sehen sie sehr schön aus. Sie haben allerdings Durst», sagt Adrian Salvisberg bei unserem Besuch an einem brütend heissen Augusttag und weist auf das Feld. Im Frühling hätten die Rüben sich beizeiten gezeigt, allerdings erst etwas Mühe gehabt, weil der Boden vom vielen Regen etwas verdichtet war. «Erst sah es lückig aus. Aber dann hat es schön gedeckt. Mit dem Unkraut habe ich es recht im Griff», sagt der Landwirt zufrieden.
«Ich musste mich mit allem neu reindenken, mit der Düngung, dem Pflanzenschutz. Ich hatte natürlich schon gehört, dass es eine intensive Kultur ist.» Gleichzeitig wusste Adrian Salvisberg, dass er am Randgebiet weg vom intensiven Zuckerrübenanbau ist und die Lage seines Betriebs vom Klima und der Höhe gute Voraussetzungen bietet. «Zusammengefasst gesagt hatte ich Glück – und nun bin ich zuversichtlich für die Ernte.»
Eigentlich zwei Betriebe
Ackerbau spielt überhaupt eine grosse Rolle auf dem Betrieb, den Adrian Salvisberg 2016 von seinen Eltern übernommen hat. Er produziert neben den Rüben Futtergetreide, Silomais, Raps, Sonnenblumen und reines Raigras, daraus entsteht Pferde-Haylage für einen Lohnunternehmer. Dazu kommen Naturwiesen und 6 ha Wald. Er bewirtschaftet von Buch aus auch noch den viehlosen Betrieb mütterlicherseits in Lanzenhäusern BE.
«Ich fahre gerne Traktor, aber ich bin auch gerne bei den Tieren», fasst er zusammen. Der Vater molk ursprünglich noch, der Hof befindet sich im Greyerzergebiet. «Doch wir waren beide nicht die typischen Kuhbauern.» 2009 gingen sie eine Generationengemeinschaft ein und bauten eine Masthalle für 13 000 Poulets. «Bei der Pouletmast läuft es gut», sagt Adrian Salvisberg zufrieden. Natürlich gebe es bessere und schlechtere Umtriebe, aber der Preis sei stabil.
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Mast statt Milchkühe
2016 – im Jahr der Betriebsübergabe – gaben Salvisbergs die Milchproduktion auf und bauten für Mastremonten um. Auf dem Hof sind 60 Fresser für die Munivormast und 30 Mastkälber untergebracht. Lange war Adrian Salvisberg Lohn-Kälbermäster. «Seit drei Jahren mache ich es selbst. Natürlich ist das Risiko grösser, aber der Verdienst natürlich auch.» Um die Mastkälber kümmert sich vornehmlich sein Vater, der mit 70 Jahre noch gerne auf dem Hof mitarbeitet. «Ich bin froh darüber», sagt Salvisberg.
«Die Vielfalt des Betriebs macht es aus.»
Mastpoulets, Kälbermast, Ackerbau – nur drei der Standbeine des Hofs.
Pension und Pferdezucht
Die Pensionspferde und die eigenen sind das Aufgabengebiet seiner Frau Stefanie. «Die Pferde sind auch unser gemeinsames Hobby, unsere Leidenschaft. Wir machen alles, fahren, reiten, können uns auch mit den Skis ziehen lassen», erzählt Adrian Salvisberg. Mit den eigenen Zuchtstuten der Rasse Comtois (französisches Kaltblut) züchten sie Burgdorfer Pferde, der Hengst ist in diesem Fall ein Freiberger.
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«Die Vielfalt unseres Betriebs macht es für mich aus», meint Adrian Salvisberg. Dass er einmal bauern würde, war schon immer klar. «Natürlich habe ich zwischendurch auch, wie fast jeder Bub, Mech lernen wollen», erzählt der Berner schmunzelnd. Nach der Ausbildung zum Landwirt arbeitete Salvisberg auf dem Bau. Seit 2009 ist er 100 Prozent auf dem Betrieb beschäftigt. «Zum Ausgleich gehe ich ab und zu noch etwas Lastwagen fahren.»
«Der Betrieb ist gut aufgestellt»
Auch bei der nächsten Generation zeigt sich die Liebe zur Landwirtschaft schon. Der älteste Sohn von Adrian und Stefanie Salvisberg ist 14 Jahre, der mittlere zwölf und die Tochter sechs Jahre alt. «Ich denke, der Betrieb ist gut aufgestellt und hat Zukunft – auch für eine mögliche weitere Generation», bilanziert Adrian Salvisberg.
Womöglich wieder Rüben
Grosse Zukunftspläne hegt er nicht, «wir machen mal so weiter wie bisher, die eine oder andere Idee hat man immer».
Zuerst wird sich jetzt mal zeigen, wie die Neuheit auf dem Betrieb – die Rüben – gediehen sind. Wenn alles gut läuft, möchte Adrian Salvisberg auch nächstes Jahr wieder eine Parzelle davon anbauen. Erst mal steht nun schon bald die Ernte an.
Betriebsspiegel
Name: Adrian und Stefanie Salvisberg
Ort: Buch bei Mühleberg BE
Ackerfläche: 30 ha LN, 6 ha Wald
Label: IP-Suisse
Kulturen: Futtergetreide, Silomais, Raps, Sonnenblumen, Zuckerrüben, reines Raigras für Haylage-Produkion, Naturwiesen
Viehbestand: 13 000 Mastpoulets, 60 Fresser, 30 Mastkälber, 4 Zuchtstuten, 1 Pony, 2 Esel, 3–5 Pensionspferde