Die Blätter der Kartoffelpflanze sind braun. Doch der Stängel ist noch grün und die Staude steht nach wie vor aufrecht. Die Kartoffeln seien kräftig und richtig gut im Saft. Auch deshalb habe Natrel nicht optimal gewirkt, erklärt Simon Gasser. Er arbeitet beim Pflanzenschutzmittelhersteller Stähler. Natrel ist ein natürliches Herbizid aus ihrem Labor, das ab diesem Jahr im Verkauf ist. Es ist unter anderem für Kartoffeln zugelassen und wird dort zur chemischen Vernichtung der Stauden eingesetzt.

Die Sonne zerstört

Am Stähler-Tag, auf dem Hof von Martin Flury in Deitingen SO, zeigt Simon Gasser in einem Feldversuch die Wirkungen von Natrel auf. Die eingeladenen Landwirte können sich gleich selbst ein Bild davon machen. Wie gesagt: Das Kartoffelkraut sehen etwas gar grün aus, obwohl es zwei Mal mit Natrel behandelt wurde. Zum einen liegt das daran, dass die Pflanzen gut mit Stickstoff versorgt wurden. «Zum anderen schien nach der Applikation die Sonne nicht stark genug», so Gasser. Das sei aber Voraussetzung für die optimale Wirkung des Herbizids. Der Wirkungsmechanismus ist nämlich Folgender: Natrel löst die oberste Wachsschicht der Pflanze auf und greift die darunterliegende Epidermis an. Die Pflanze verdunstet dadurch viel Wasser und vertrocknet. Die eindringenden Sonnenstrahlen zerstören das Gewebe zusätzlich. Aber eben nur, wenn die Sonne scheint. Der Ausbringungszeitpunkt ist für den Erfolg also wichtig. Ausserdem ist die Wirkung sortenabhängig. Bei Frühkartoffeln  empfiehlt Gasser beispielsweise zuerst mechanische Krautvernichtung und anschliessende Spritzung von Natrel. «Bei allen anderen Sorten sind ein bis zwei Anwendungen für eine effiziente Wirkung nötig», meint Gasser.

Der Wirkstoff im Natrel ist Pelargonsäure. Diese kommt natürlich in Rapsöl vor und wird durch ein chemisches Verfahren gewonnen. Im Boden wird die Pelargonsäure von Mikroorganismen in Wasser und CO2 zersetzt. Mit einer Halbwertszeit von zwei Tagen verbleibt der Stoff nicht lange im Boden. Im Biolandbau ist Natrel nicht erlaubt. Es steht mit dem Krautschlegler eine mechanische Methode zur Verfügung, weshalb Natrel dort nicht zum Einsatz kommen darf.

Hohe Dosierung, hoher Preis

Die Dosierung des natürlichen Herbizids ist mit 16 Litern pro Hektare hoch. «Doch wir sind von anfangs über 100 Litern bereits ziemlich gesunken», sagt Gasser. Der Preis ist ebenfalls ziemlich hoch: Für eine Anwendung zahlt man 300 Franken pro Hektare. Das ist etwa fünf Mal so teuer wie Reglone. Gasser nennt die teure chemische Gewinnung sowie die grossen Mengen an benötigtem Rapsöl als Gründe.

Natrel wurde von Stähler als Alternative zu Reglone vorgestellt. Letzteres ist in der EU heute schon verboten. In der Schweiz sei es eine Frage der Zeit, sagt Simon Gasser. Wird Reglone in der Schweiz verboten, dürfte der Preis für Natrel nach unten gehen.