Die Bio-Verordnung verpflichtet alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette, ihre Bio-Produkte auf Rückstände synthetischer Pflanzenschutzmittel (PSM) zu überwachen. Bei einem positiven Nachweis folgt eine Ursachenabklärung, schildert das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in «Agrarforschung Schweiz». Das sei mit Verzögerungen, zusätzlichem Arbeitsaufwand und erheblichen Kosten durch weitere Analysen verbunden. Nicht immer könne aber der Landwirt für die Rückstände verantwortlich gemacht werden.
In Böden, Wasser und Luft
Ein gewisses Mass an Kontamination bleibe trotz möglicher Präventionsmassnahmen seitens der Produzenten unvermeidbar, schreibt das FiBL. Denn PSM bzw. deren Wirkstoffe seien in Böden, Gewässern und der Luft und könnten so über weite Distanzen transportiert werden. Rückstände zu verhindern sei überdies mit Kosten verbunden und würde Fachwissen erfordern – v.a. für kleine Betriebe eine Herausforderung, so das FiBL.
Einzelner Schwellenwert ist unzureichend
Aus der Auswertung von über 90 wissenschaftlichen Studien ziehen die Autoren folgende Schlüsse:
- PSM-Rückstände in Bio-Produkten seien nicht unbedingt ein Beweis für Betrug.
- Alle Bio-Produkte unterliegen einem gewissen Risiko für Kontaminationen, Landwirt(innen) könnten daher keine Null-Toleranz erfüllen.
- Ein einziger Schwellenwert zur Unterscheidung von Betrugsfällen und unvermeidbarer Kontamination sei nicht angemessen. Das Risiko für Letzteres unterscheide sich stark je nach Region, Kulturpflanze und Substanz.
Einzelfälle untersuchen
Zuverlässigere Antworten würden die FiBL-Forschenden von Einzelfalluntersuchungen erwarten. Dabei sollten alle möglichen Ursachen für oder gegen einen PSM-Rückstand gesammelt und abgewogen werden. «Schliesslich bleibt es aber eine Herausforderung, den genauen Ursprung eines Rückstands zu bestimmen und festzustellen, ob er auf Betrug zurückzuführen oder technisch unvermeidbar ist», ist man sich bewusst.