Am 16. September tagten in Wülflingen die Delegierten des Branchenverbandes Zürcher Wein (BVZW). «Die Herausforderungen im vergangenen Geschäftsjahr waren gross und vielfältig», führte Jürg Bachofner, Geschäftsführer den Branchenverbandes Deutschschweizer Wein (BDW), vor den rund 50 Delegierten aus. Mit Blick auf die klar gewonnenen Abstimmungen zu den Pflanzenschutz-Initiativen mahnte er zur Vorsicht: «Die zehn grössten Schweizer Städte haben alle zugestimmt.» Er plädierte dafür, dass die Winzer verstärkt auch selber zeigen, wie sie ökologisch produzieren. Auch der BDW hat diesen Ball aufgenommen und das Thema Nachhaltigkeit auf seine Fahne geschrieben.
Entwicklungsprozess ist im Gange
Im Sommer 2020 wurde von rund 40 Winzern aus den drei Kantonen Schaffhausen, Zürich und Thurgau Ideen und Bedürfnisse für einen grünen Rebbau (EGR) angestossen. Entsprechende Ideen wurden zusammengetragen und flossen in einen Entwicklungsprozess ein. «Der Weinbau als Intensivkultur, welcher teilweise auch in urbanen Gebieten betrieben wird, steht auch in der Kritik», rief Michael Gölles in Erinnerung. Mit einem Treffen in Bern mit den verschiedenen Verbänden und Organisationen Ende August wurde das Projekt auf die nationale Ebene verlagert. So wird der nachhaltige Weinbau nun zu einem nationalen Projekt.
Getragen von den drei Branchen der Weinbaukantone wurde dem Projektteam der Auftrag erteilt, einen nachhaltigen Produktionsstandard im Rebbau auszuleuchten, welcher dann in einen Antrag für die Vorabklärung eines innovativen Projektes an das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) fliessen sollte.
Konsument soll Mehraufwand bezahlen
«Der Standard soll durch die Branche festgelegt werden. Sie soll selber mitbestimmen, wohin der Weg geht», machte Gölles deutlich. Sie sollen auch die Grundlage für Nachhaltigkeitsmarken innovativer Weinhäuser bilden und mit einem Mehrpreis getragen werden.
Der Anforderungskatalog für einen nachhaltigen Rebbau umfasst vier Schwerpunkte.
- Förderung einer funktionellen Biodiversität
- Reduktion von Pflanzenschutzmitteln mit negativen Auswirkungen auf Wein und Umwelt
- Förderung widerstandsfähiger Rebsorten
- Umsetzung einer klimaschonenden Bewirtschaftung und Senkung des ökologischen Fussabdruckes
Gölles machte deutlich, dass die damit verbundenen Mehrleistungen auch zu einem höheren Aufwand führen, die durch die Konsumenten honoriert werden müssen. Er sieht durchaus Mehrerlöse für Pioniere und mehr Marktanteile durch ein verbessertes Image. In der gesamten Wertschöpfungskette heisst dies konkret, dass der nachhaltige Produktionsstandard für den Rebbau durch einen nachhaltigen Keller ergänzt wird.
Arbeitspapier für nachhaltigen Schweizer Wein
Bis Ende Jahr muss nun eine eingesetzte Projektgruppe einen Branchenstandard für einen nachhaltigen Schweizer Wein ausarbeiten und ein Projektantrag an das BLW formuliert werden. In der Diskussion forderte ein Weinmacher, dass man der Bevölkerung aufzeigt, was diese Massnahmen kosten. Die Mehrkosten sollen aber nicht über Direktzahlungen, sondern am Markt mit einem Mehrerlös finanziert werden.
Ein weiterer Votant plädierte für die gezielte Förderung der PiWi-Sorten und dass man gegenüber der Gentechnologie offen sein sollte, damit Resistenten besser eingezüchtet werden können. Mit Blick auf die Vielfalt und ständig Erweiterung des Sortenspiegels bei PiWi-Sorten ortete Kamm gewisse Herausforderungen: «Ist es sinnvoll, dass jede PiWi-Sorte automatisch in der AOC -Sortenliste aufgenommen wird?» Gerade dieses Jahr, mit einem enormen Krankheitsdruck, ermöglichte eine gute Selektion von neuen PiWi-Sorten. Doch krankheitsresistente Sorten müssen sich danach auch im Keller bewähren.
Aus der DV des Branchenverbandes Zürcher Wein (BVZW)
«Von einem Verbandsjahr 2020, welches in die Geschichte eingehen wird», sprach BVZW-Präsident Beat Kamm. Mit Blick auf den aktuellen Traubenmarkt sprach er von fehlenden rund 300 t Blauburgunder und weiteren 150 t Riesling × Sylvaner.
Kamm informierte über die anstehende Statutenrevision und Neuorganisation des Verbandes. Ein erster Grundsatzentwurf wurde versandt. Voraussichtlich im kommenden November soll an einer Delegiertenversammlung der definitive Entwurf beraten werden.
Erfreut zeigte er sich, dass das Amt für Landschaft und Natur (ALN) nochmals die Hälfte der Kosten für das Weinbauzentrum Wädenswil übernommen hat. Die Verbandsrechnung schloss mit einem Gewinn von 24'500 Franken.