In jedem Fall werde konsequenter, flächendeckender Herdenschutz eine Notwendigkeit sein, egal ob die Regulierung verstärkt werde und ob sie proaktiv oder reaktiv erfolge. Das schreibt die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) in einer Mitteilung zum Stand der Besiedelung des Alpenraums durch Wölfe. Die GWS geht davon aus, dass der Alpenbogen insgesamt Lebensraum bietet für etwa 800 Rudel.

Anpassungsfähigkeit oft unterschätzt

Aktuell leben laut GWS 269 Wolfrudel im rund 200'000 km2 grossen Alpenraum.  Wissenschaftliche Studien würden rund die Hälfte davon als potentiellen Lebensraum für Wölfe identifizieren, wobei die Anpassungsfähigkeit der Grossraubtiere aber oft unterschätzt werde. Die aktuelle Verbreitung in den Westalpen zeige vielmehr, das «fast alle Gebiete der Alpen» besiedelt werden können.

Ein Wolfsterritorium im Alpenraum umfasse rund 200-400 km2, mit möglichen Überlappungen in den Randbereichen. Mit dieser Schätzung kommt die GWS auf die zu erwartenden 800 Rudel.

2022 etwa 300 Rudel

Der Wolfsbestand wächst rasant, im Moment sogar exponentiell, heisst es weiter. Man rechne mit einem jährlichen Zuwachs von 25-30 Prozent, womit 2022 300 Rudel erreicht werden dürften. Bald sei somit die Hälfte der Lebensräume besiedelt, schlussfolgert die GWS.

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Danach aber, wird in der Mitteilung betont, werde sich die Anzahl Wölfe stabilisieren. Bis der Lebensraum gesättigt, sprich alle Reviere besetzt sind, dauere es noch rund fünf Jahre. «Der Wolfsbestand reguliert sich dann selber und wächst nicht mehr weiter an.»

Bestandswachstum lässt sich kaum bremsen  

Guter Lebensraum und alpenweit hohe Wildbestände sorgen nach Angaben der GWS dafür, dass sich die Ausbreitung der Wölfe auch durch verstärkte Regulierungseingriffe «kaum bremsen» lasse. «Wolfsfreie Gebiete wird es aufgrund der Mobilität der Tierart nicht mehr geben können». Schnellere Abschüsse könnten den flächendeckenden und konsequenten Herdenschutz nicht ersetzen, er sei «eine bedingungslose Notwendigkeit». Ein Verzicht auf Massnahmen zum Herdenschutz werde die Tierhaltung nur in eine Sackgasse führen, warnt die GWS.