Karin, Stefanie, die Kids und ich fahren mit dem Quad auf die Tagweide. Geplant ist, dass Stefanie und ich die Kühe nach oben zur Hütte treiben und Karin zusammen mit den Kindern hinter uns den Zaun neu steckt für morgen. In einer Stunde sollten wir in etwa oben sein, jetzt ist 14.30 Uhr. Dann habe ich noch etwas Luft, denn um 16 Uhr muss ich an einer wichtigen Onlinesitzung teilnehmen.
Wieder einmal umhüllt uns dicker Nebel, man sieht keine zwei Pfähle weit. Wir halten an. Stille umgibt uns, schemenhaft sehen wir die Umrisse einiger Kühe. Die Stimmung hat etwas Gespenstisches an sich. Ich schärfe Ronya ein: «Blieb immer bim Cyrill. Wenn ihr Karin verlüüret, hocket ihr ab und fanget a rüäfe, bis öber vu üs chunt!» Die Antwort kommt prompt: «Mami, das weiss ich denk schu, ich bin schu vieri.»
[IMG 2]
Schwierige Orientierung
Stefanie geht rechts weg, ich ziehe nach links. Bald treffe ich auf fünf Kühe, jage sie auf und leite sie in die Richtung, in der ich den Weg vermute. Die Orientierung ist schwierig. Der Nebel raubt nicht nur die Sicht, er verschluckt auch jedes Geräusch.
Ich schlage einen Bogen und treffe vereinzelt immer mal wieder auf ein paar Kühe, die ich alle nach rechts Richtung Zaun lenke, damit Stefanie anschliessend ganz von unten die Tiere nach oben treiben kann. Auf der einen Seite haben wir dann den Zaun, an dem wir uns orientieren können, und ich decke die andere Seite ab, damit die Herde zusammenbleibt. Mit dieser Taktik erhoffe ich mir, dass wir keine Kühe im Nebel verlieren.
[IMG 3]
Irgendwie bin ich von der Hauptweide abgekommen, diese Büsche kenne ich nicht. Gerade als ich umkehren will, finde ich Spuren, hier sind Kühe durchgekommen. Ich folge dem geknickten Gras immer weiter ins Gebüsch. Plötzlich höre ich ein feines Bimbeln und kurz darauf finde ich zwei unserer Kühe. Nach einigen Umwegen kann ich sie zurück zur Herde führen und wir beginnen, alle Tiere nach oben zu treiben.
Die Herde zieht sich stärker auseinander als geplant. Karin unterstützt uns mit den Kindern an ihrer Seite. Als der Zaun auf halbem Weg nach oben fertig ist, brechen einige Tiere nach links aus und ich folge ihnen. Was ist denn jetzt schon wieder? Oh nein, auf der Nachbarweide stehen Schottische Hochlandrinder direkt am Zaun. Fluchend versuche ich unsere Tiere zurückzutreiben.
Jetzt pressierts
Plötzlich sehe ich Andreas neben mir, er ist uns entgegengekommen. Ich bin froh um die zusätzliche Unterstützung. Irgendwo höre ich den Quad, Karin und die Kinder sind auf dem Weg nach oben. Ich schau auf die Uhr, bereits 15.30 Uhr! Ein steiles Stück Weg liegt noch vor uns. Einen Moment reisst der Nebel auf, es reicht aus, um einen Überblick zu bekommen. Wenn ich pünktlich sein will, muss ich jetzt los.
[IMG 4]
Ich nehme einige Kühe mit und schreite so schnell als möglich Richtung Hütte. Andreas und Stefanie folgen mit dem Rest der Herde. Oben angekommen, bin ich schweissgebadet und tauche meinen Kopf in den kühlen Brunnen. Schnell den Laptop in der Küche aufstarten. Durchnässt und mit knallrotem Gesicht setze ich mich pünktlich vor den viereckigen Kasten. Gut, kann ich die Kamera ausschalten.
[EXT 1]