Das letzte Jahr hat die Grundwasserspiegel offenbar längerfristig gesenkt. Jedenfalls haben sich noch nicht alle unterirdischen Quellen von der Trockenheit erholen können. Die SRF-Sendung "Rundschau" berichtet über den Wassermangel in der Landwirtschaft und wie neue Quellen erschlossen werden.
- Zur aktuellen Lage in Sachen Trockenheit läuft eine Umfrage des Schweizer Bauernverbands. Weiterlesen
Wasser für Tier und Pflanze
Nicht nur auf Alpweiden wurde 2018 das Wasser zur Mangelware; auch im Mittelland wurde es knapp. Damit waren Bauern in ihrer Existenz bedroht, denn ohne ausreichende Wasserversorgung überleben weder Ackerkulturen noch Vieh. Deshalb versuchen Landwirte nun vorzusorgen, indem sie nach Grundwasser bohren. Als Folge davon sind Rutengänger, die Wasseradern aufstöbern können und Bohrspezialisten auf Monate ausgebucht.
In der Sendung berichtet der Luzerner Winzer Andreas Bachmann von der Quelle seines Weinguts; in den 80ern seien noch 25 bis 35 Liter pro Minute geflossen, 2018 in der schlimmsten Phase waren es nur noch 4 Liter. Er bohrt nach Grundwasser, um sich für zukünftige Trockenperioden abzusichern.
- Neue Wasserbohrungen waren bereits Ende letzen Jahres ein Thema. Weiterlesen
Martin Haas aus Ruswil LU braucht für seine Tiere (Kühe, Rinder und Schweine) bis zu 10'000 Liter pro Tag. Im letzten Sommer musste er täglich den Wasserstand im Reservoir kontrollieren und über eine zusätzliche Wasserzufuhr entscheiden. Das sei schon eine belastende Situation gewesen, so Haas. Darum sucht auch er nach Grundwasser für seinen Betrieb.
Der "Wasserschmöcker" Toni Portmann ist schon lange im Geschäft und erklärt, so schlimm sei es mit den tiefen Wasserpegeln noch nie gewesen. "Jetzt bohrt man am besten, damit man sicher Wasser hat", empfiehlt er.
Auch die BauernZeitung war bereits mit "Wasserschmöckern" unterwegs. Video anschauen
Verschlimmerung durch neue Bohrungen?
Auf die Frage, ob sich die aktuelle Situation durch die neuen Grundwasserbohrungen verschlimmern könnte, sieht Hydrogeologe Daniel Hunkeler von der Uni Neuchâtel durchaus die Gefahr einer Übernutzung. Unter einem abgesenkten Grundwasserspiegel könnten etwa davon gespeiste Flüsse, Bäche oder Feuchtgebiete leiden.
Alternative Agroforst
Im Gegensatz zu den anderen Bauern, die in der Sendung zu Wort kommen, will der Zürcher Biobauer Jürg Strauss nicht nach Wasser bohren. Stattdessen setzt er auf Bäume in einem Agroforstystem; er hat Jungbäume in seinem Dinkelfeld gepflanzt. Auch die Sortenwahl hat seine Gründe; Dinkel habe einen tieferen Wasserbedarf als andere, hochgezüchtete Sorten. Zudem hat Strauss in seinem Rebberg auch Mini-Kiwis gepflanzt, die auch als Risikoabfehderung bei kalten Wintern dienen können.
- Ein kurzes Video erklärt kompakt, was es mit Agroforst auf sich hat. Video anschauen
- Kürzlich erschien ein ausführlicher Artikel zum Einsatz von Agroforst im Ackerbau. Weiterlesen
- Mareike Jäger von Agridea gibt im Interview Auskunft über Vor- und Nachteile von Agroforst. Weiterlesen
Landwirtschaft als grösster Wasserverbraucher
Gemäss den Zahlen des Vereins des Schweizerischen Gas- und Wasserfachs hat die Landwirtschaft den grössten Wasserbedarf aller Wirtschaftsbranchen: 410 Mio m3 werden pro Jahr dafür eingesetzt, mehr als in der Chemie-Industrie (360 Mio m3) und die Entsorgungs-Industrie (190 Mio m3). 210 Mio m3 des in der Landwirtschaft verbrauchten Wassers fliessen durch Durchfluss-Brunnen, 150 Mio m3 werden (in einem normalen Jahr) für die Bewässerung eingesetzt und die restlichen 50 Mio m3 entfallen auf Betrieb, Haushalt und Gartenbau.
Umdenken gefordert
Während Jürg Strauss überzeugt ist vom Agroforst und daher an ein Umdenken in Sachen Wasserverbrauch in der Landwirtschaft glaubt, ist Martin Haas anderer Meinung: eine Umstellung auf Tiere und Pflanzenarten mit einem tieferen Wasserbedarf sei für ihn keine Option. "Wir haben uns auf Milch- und Mastschweine-Produktion spezialisiert." Ausserdem gilt es auch den Bedarf in der Schweiz zu decken.
Auch Winzer Andreas Bachmann sieht in seiner Bohrung kein Problem. Das Wasser kehre ja wieder zurück, er nehme es nicht weg. "Es geht auch um unsere Existenz", stellt er fest.
- Neben Agroforst kann auch der allgemeine Aufbau von Humus helfen, da dieser Wasser speichern kann. Weiterlesen
- Erfahrung im Aufbau der Humusschicht hat man auf dem Birchhof gesammelt. Weiterlesen
Flächendeckende Aargauer Lösung
SVP-Politiker, Bio-Bauern und Präsident des Aargauer Bauernverbands Alois Huber wünscht sich mehr Zusammenarbeit unter den Bauern. Nur so könne das Wasser sinnvoll verteilen und Verschwendung entgegen gewirkt werden. Dazu strebe man im Kanton Aargau eine flächendeckende Lösung an. "Das Wasser muss ja nicht nur für die Landwirtschaft zugänglich sein, sondern auch für die Bevölkerung", gibt Huber im Gespräch mit der Moderatorin.
- Eine Trinkwasserknappheit war im letzen Sommer laut sda noch kein Thema. Weiterlesen
Er erklärte auch die Hintergründe hinter laufenden Bewässerungen in der Mittagshitze: das liege daran, dass der Nachbar wohl nachts bewässere und man daher auf ungünstige Tageszeiten ausweichen müsse. Ein anderer Grund für solche Vorkommnisse seien gemietet Bewässerungsanlagen, die man zum Teil zu keiner anderen Tageszeit bekommen könne.
- Der Aargauer Bauernverband fordert, mehr Grundwasser für die Bewässerung nutzen zu dürfen. Weiterlesen
Verantwortung auch bei den Konsumenten
Moderatorin Nicole Frank scheint Massnahmen zum Wassersparen in der Landwirtschaft für sinnvoll zu halten. Alois Huber versucht diese Forderung zu kontern: er gibt zu bedenken, dass letztlich für die Konsumenten produziert werde. Daher fange Wassersparen bei jedem auf dem Teller an (z. B. indem man Erbsen statt Melonen esse).
Für ein generelles Umdenken seien die bisherigen Trockenheiten noch zu wenig flächendeckend gewesen. Huber selbst setzt in der Fütterung seiner Kühe auf Luzerne, die sich ihr Wasser über tiefe Wurzeln selbst holt. Frank bringt einige spitze Argumente auf den Tisch: man solle doch die Anzahl Kühe reduzieren. Ausserdem spricht sie die Belastung von Oberflächengewässern an, aufgrund der Bauern für ihre Kulturen lieber auf Grundwasser zurückgreifen würden. Der Präsident des Aargauer Bauernverbands kontert, man produziere auf die Nachfrage hin und die Bedenken bezüglich verunreinigten Wassers komme von den Abnehmern. Der Moderatorin scheint sich des Zusammenhangs zwischen Produzenten, Konsumenten und Abnehmern nicht wirklich bewusst zu sein. Auch hinsichtlich dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
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Den "Rundschau"-Bericht im Podcast finden Sie hier.
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