Gewinner und Verliere des Jahres 2020 nennt der WWF seine Zusammenstellung bedrohter Tierarten rund um den Globus. Die Jahresbilanz basiert auf dem Living Planet Report der Umweltorganisation und enthält neben exotischen Arten auch einige, die wir in der Schweiz kennen.
Feldhamster: Bunt, wehrhaft – und bald ausgestorben
Der Europäische Feldhamster gehört laut WWF zu den vom Aussterben bedrohten Arten auf der Internationalen Roten Liste. «Setzt sich der Trend fort, wird er die nächsten 30 Jahre nicht überleben», heisst es in der Mitteilung. Die rund 30 Zentimeter grossen Bodenbewohner gibt es auch in der Schweiz. Da sie allerdings – wie viele andere Wildtierarten – ihren natürlichen Lebensraum grossflächig verloren haben, weichen die Tiere gemäss SWILD bzw. Wilde Nachbaren auch in Städte aus. Was die wehrhaften Feldhamster, die sich mit aufgeblasenen Backentaschen und laut fauchend zur Wehr setzen, brauchen, sind unbefestigte Feldwege, mehrjährige Brachen und biodiverse Feldränder. So können wir die Chance erhalten, die unverwechselbare Art mit ihrem bunten Fell in verschiedenen Brauntönen hierzulande vor dem Verschwinden zu retten.
Weitere Verlierer durch Rodung, Fischerei und Brände
Neben dem Feldhamster listet der WWF als Verliererarten des Jahres 2020 auch Lemuren, Tintenfische, Störe und Koalas auf. Deren Bestände schrumpfen durch die Rodung von Wäldern oder die aktive Jagd, unregulierte Tintenfischerei, durch Dämme versperrte Wege in Laichgebiete und die grossflächigen Brände in Australien weiter. Störe gab es in der Schweiz früher auch, sie gelten aber freilebend als ausgestorben. Im Tropenhaus Frutigen wird der Sibirische Stör für die Produktion von Fleisch und Kaviar gehalten. Es gibt auch zahlreiche andere Störarten im Berner Oberland – allerdings nur in den Aquarien des Tropenhauses.
Wisente und Elche auf dem Vormarsch
Gleich von zwei grossen Wildtierarten kann man laut WWF steigende Bestände verzeichnen. So kehren Wisente dank Zucht- und Wiederansiedelungsprogrammen in den Kaukasus zurück. Auch im Kanton Solothurn möchte der Verein Wisent Thal die europäische Bisonart ansiedeln.
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Gemäss dem Verein Wisent Thal sind die grossen Tiere ungefährlich und wären daher keine Gefahr, würden sie wie vom Verein geplant in einem Solothurner Wald angesiedelt. (Bild Kathy2408/Pixabay)
In Deutschland wurde im Frühling eine Elchkuh mit Jungtier gesichtet. Offenbar ziehen die Tiere von Osteuropa her in unser Nachbarland. Man geht davon aus, dass Elche in Deutschland wieder heimisch werden können. Um Schutzmassnahmen für diese Art mit den Interessen der Bevölkerung und Landnutzer in Einklang zu bringen, läuft ein Projekt mit dem WWF als Partner.
Seegurken zu schonen hilft auch dem Meerwasser
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In Asien gelten Seegurken als Delikatesse. Einige Arten saugen Schwebeteilchen aus dem Meerwasser, andere tupfen ihre Nahrung vom Seeboden auf oder wühlen sich hindurch. (Bild daqisheji/Pixabay)
Für drei besonders wertvolle Seegurkenarten wird seit 2020 der Fang reguliert, informiert der WWF. Die gurkenförmigen Meerestiere wirken der Versauerung des Wassers durch den Klimawandel entgegen, indem sie Sedimente aufnehmen und als gereinigten Sand wieder ausstossen.
Es gibt Gewinner, aber noch viel Handlungsbedarf
Ebenfalls zu den Gewinnern des Jahres 2020 zählt der WWF Nashörner in Afrika und Kegelrobben. Erstere hatten im auslaufenden Jahr eine sehr erfolgreiche Wurfsaison auf der deutschen Insel Helgoland , bei Letzteren zeigen die Bemühungen mit Lebensraumschutz, Umsiedlungsprogrammen und der Arbeit gegen Wilderei in Afrika Wirkung.
Es gibt Lichtblicke, aber es bleibt viel zu tun, schliesst der WWF. Laut Umweltprüfungsbericht der OECD weise die Schweiz im Vergleich mit anderen OECD-Ländern den höchsten Anteil bedrohter Arten auf.