Dies könnte weitreichende, negative Auswirkungen für die Menschen haben, schreiben die Forschenden um Simon Butler von der britischen University of East Anglia in der Fachzeitschrift «Nature Communications«. Denn natürliche Klanglandschaften spielten eine Schlüsselrolle dabei, wie stark sich Menschen mit der Natur verbunden fühlten. Und eine Entkopplung wirke sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus.
Das internationale Team, dem auch Thomas Sattler von der Vogelwarte Sempach angehört, zeichnete die Veränderungen der Klangwelten des letzten Vierteljahrhunderts an mehr als 200'000 Standorten in Europa, den USA und Kanada nach. Dazu griffen sie auf Vogelbeobachtungen von Freiwilligen zurück. Aus der Schweiz flossen Daten aus 267 Standorten ein, die im Rahmen des Projekts «Monitoring Häufiger Brutvögel» seit 1999 jährlich erfasst werden.
Mit Klang-Datenbank verknüpft
Diesen Datenschatz verknüpften die Forschenden mit akustischen Aufnahmen der Online-Datenbank Xeno-canto, um die Geräuschkulissen datenbasiert zu rekonstruieren. Dieses Vorgehen war nötig, weil für die meisten Orte keine historischen Tonaufnahmen existierten. Auf Xeno-canto finden sich zahlreiche Aufnahmen von Wildvögeln aus der ganzen Welt, die sowohl von Laien als auch Fachleuten gesammelt werden.
Der Studie zufolge wurden die Klangwelten in den meisten Gebieten mit der Zeit immer leiser und weniger abwechslungsreich. Die Forschenden führen dies auf generell weniger Vögel und einen Rückgang des Artenreichtums zurück.
Wohl auch eintöniger in der Schweiz
Zwar wurden die Klangwelten nicht auf Länderebene analysiert, weshalb sich keine direkten Aussagen zu den Schweizer Geräuschkulissen machen lassen, wie Mitautor Sattler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Generell könne man jedoch sagen, dass hierzulande die bereits häufigen Arten mehr wurden, seltene Arten teilweise noch seltener. Es sei deshalb davon auszugehen, dass der Rückgang dieser Arten mit spezifischen Gesängen auch Lücken in der Schweizer Klangwelt aufgerissen habe, so Sattler.
«In dem Masse, in dem wir uns unserer natürlichen Umgebung weniger bewusstwerden, nehmen wir auch ihre Verschlechterung weniger wahr oder kümmern uns weniger um sie», sagte Erstautorin Catriona Morrison, die ebenfalls an der University of East Anglia tätig ist, gemäss einer Mitteilung der britischen Hochschule. Die vorliegende Studie ziele darauf ab, das Bewusstsein für diese Verluste auf eine greifbare, nachvollziehbare Weise zu schärfen.