«Es gibt doch viel bessere Betriebe als den unseren!» Das sagten Beat und Rita Wigger vom Lauihof, Marbach LU, als sie vom organisierenden BBZN – ebenfalls wieder dabei sind ZMP und LBV – erstmals angefragt wurden, einer von drei Betrieben für die nach wenigen Jahren bereits gut etablierten Hofgespräche zu sein. Sie waren nicht unglücklich, konnte ein Bauprojekt «vorgeschoben» werden. Nun, bei der zweiten Anfrage, sagten Wiggers nach Einbezug des Familienrates zu. Sie sind Gastgeber am 4. Juli und sprechen unter anderem über ihre Vollkostenrechnung, Strategie in der Milchproduktion, Futterbau und die Arbeitsbelastung (siehe Kasten).
Milch und Schweine
Es ist eine ganze Weile her, seit der 52-jährige Meisterlandwirt Beat Wigger letztmals die Vollkosten berechnet hat. Es muss in der Betriebsleiterschule gewesen sein. So gab es doch die eine oder andere Überraschung. «Mein Arbeitsverdienst Milch war 2022 überraschend gut», verrät Beat Wigger. Und dies, obwohl er eine moderate Betriebsgrösse hat, mit gut 19 ha LN Futterbau in der Bergzone 2, rund 18 Milchkühen mit Aufzucht und Kälbermast. Konkret sind es gegen 30 Franken Stundenlohn. Einen vernünftigen Maschinenpark, keine Fremdlöhne, überlegter Kraftfuttereinsatz oder tiefe Tierarztkosten sind für ihn die Gründe.
Weniger überraschend trübten die Schweinepreise das Ergebnis des zweiten Standbeins massiv. Wiggers haben seit 2006 zwanzig Abferkelplätze in einem Ring. Eindrücklich auch, wenn für die Betriebszweige eingesetzten Stunden schwarz auf weiss ersichtlich sind. Gemäss Beratung könnten und sollten sich Wiggers Unterstützung leisten, sprich einen Angestellten. Milch und Schweinezucht sind nicht Betriebszweige dafür, die Beine hochzulegen. «Es ist schon so, wir sind ständig dran», sagt Beat Wigger. Ferien liegen zeitlich kaum drin. Dafür schaffen sie sich je länger je mehr wieder Freiräume für ihre Hobbys, entgegnet Bäuerin Rita Wigger. Nach Möglichkeit unterstützt werden sie auf dem Hof von Beats Eltern und den fünf Kindern im Alter von 15 bis 24 Jahren. In erster Linie von ihrem ältesten Sohn, gelernter Landwirt EFZ, der aktuell auf dem Bau als Kranführer arbeitet.
Die «einfache Kuh» im Stall
Bei Wiggers ist die Freude an dem, was sie tun, augenscheinlich. Der Landwirt ist Milchproduzent aus Leidenschaft. Die Kühe der Rassen SF und RH sind, wann immer möglich, auf der Weide. Die vermarktete Milch, gut 100 000 Kilo, ist silofrei und geht an die Bergkäserei Marbach. 6–7 weibliche Tiere werden aufgezogen pro Jahr. 2–3 Kühe, häufig Zweitlaktierende, werden jährlich an der Auktion im Emmental verkauft. Die Kälber von den eingesetzten Fleischrassenstieren werden auf dem Betrieb gemästet. 6800 Kilo beträgt der Stallschnitt bei um die 4,4 % Fett und 3,5 % Eiweiss. Zellzahl, Gehalt und Typ kommen im Zuchtziel noch vor der Milchleistung. Viele Milchproduzenten sprechen gerne von der «einfachen Kuh», die funktionieren müsse. Bei Wiggers stehen solche offensichtlich im Stall.
Bei den Zellzahlen, ebenfalls Thema an den Hofgesprächen, rät er nebst Sorgfalt zu guten Nerven. Hohe Werte liessen sich nicht immer begründen, und der Einsatz von Antibiotika sei nicht in jedem Fall zwingend. Homöopathie ist für ihn ein Bestandteil, genauso wie Kontrollen während der Galtzeit. So kann er fast gänzlich auf Trockensteller verzichten. Abgangsgründe auf dem Lauihof seien Fruchtbarkeit und an zweiter Stelle die Eutergesundheit.
Die Zahlen stimmen
Gibt es so viele bessere Betriebe als den von Wiggers? Betrachtet man den Stundenlohn bei der Milchproduktion, müssen sie sich bei aller Bescheidenheit nicht verstecken. Werte von um die 30 Franken sind gemäss Auswertungen des BBZN Hohenrain, das beim Thema Vollkosten seit Jahren eine Vorreiterrolle hat, überdurchschnittlich. Auch wenn der Milchpreis aktuell sicherlich hilft. Ein gutes Gefühl, wenn sich der hohe Aufwand lohnt.
Hofgespräche 2023
Auf drei Betrieben. Themen: betriebswirtschaftliche Analyse der Milchproduktionsstrategie, Tiergesundheit (Zellzahlen), Fütterung, soziale Herausforderungen.
- Donnerstag, 29. Juni, Franzsepp und Esther Erni-Zobrist, Tan, Ruswil LU
- Dienstag, 4. Juli, Beat und Rita Wigger-Distel, Lauihof, Marbach LU
- Donnerstag, 6. Juli, Julia und Stefan Troxler, Obermoos 4, Hildisrieden LU
19.30 bis ca. 21.30 Uhr. Anschliessend gemütlicher Ausklang. Organisiert von BBZN, ZMP, LBV. Ohne Anmeldung, kostenlos.