Meist seien es nicht ausreichend gespannte, lose auf dem Boden liegende Netze, die Vögeln, Igeln oder Eidechsen zum Verhängnis werden, schreiben Vitiswiss, FiBL, Agridea, Pro Igel, die Vogelwarte, BirdLife und der Schweizer Tierschutz STS in einer gemeinsamen Mitteilung. Auch wenn Rebnetze nach der Lese nicht unmittelbar entfernt würden, könne es zu Unfällen kommen. Um das zu vermeiden gibt es einerseits ein Merkblatt für den korrekten Umgang mit Netzen, andererseits gibt es neu ein Online-Meldefomular für nicht fachgerecht montiertes Material (siehe unten).
Regelmässige Kontrolle gehört zur Sorgfaltspflicht
Wer Rebnetze einsetzt, müsse im Rahmen der allgemeinen Sorgfaltspflicht die Netze regelmässig kontrollieren, allfällige Mängel sofort beheben und verhedderte Tiere befreien. Wenn das nicht innert weniger Minuten gelinge, sei das Netz sorgfältig aufzuschneiden. Laut Mitteilung muss ein Tier nur dann sofort in eine Pflegestation gebracht werden, wenn es verletzt ist. Bei grösseren oder wehrhaften Tieren empfehlen die Organisationen, Kontakt mit der Wildhut aufzunehmen.
Verschiedene Möglichkeiten prüfen
Im Merkblatt «Schutz der Rebberge mit Rücksichtnahme auf Tiere» von Agroscope halten die Autoren fest, dass Bewirtschafter das Recht haben, Rebkulturen vor drohenden Schäden zu schützen. Dabei gibt es aber verschiedene Möglichkeiten, mit jeweils Vor- und Nachteilen. Bei der Wahl der Methode müssten auch die Auswirkungen auf Igel, Vögel oder Eidechsen bedacht werden. Wer Netze unsachgemäss installiere oder sie nicht regelmässig kontrolliere, könne strafrechtlich verfolgt werden.
Agroscope nennt 10 wichtige Regeln:
- Die Möglichkeit von Abschreckungsmethoden prüfen, bevor ein Rebnetz eingerichtet wird
- Falls ein Rebnetz erforderlich ist, Seitennetze bevorzugen
- Vogelabwehr frühzeitig, bei Beginn der Beerenreife einrichten
- Mehrweg- oder Einweg-Netze mit weichen Fäden und mit hellen und auffälligen Farben verwenden
- Netze gut befestigen und immer spannen
- Netzbahnen überlappen, Löcher verschliessen
- Rebnetze über dem Boden spannen und keine losen Netzteile auf dem Boden liegen lassen
- Reste von Netzen satt aufrollen und so an der Rebzeile befestigen, dass sich keine Igel und Vögel verfangen können
- Netze regelmässig und gewissenhaft kontrollieren, gefangene Igel und Vögel befreien
- Nach der Traubenernte Netze sofort entfernen
Private können Vorfälle melden
«Wenn Privatpersonen Tiere befreien, so sind Schäden an den Rebnetzen auf das Minimum zu beschränken und sofort zu melden», heisst es in der Mitteilung weiter. Nicht fachgerecht montierte Rebnetze oder verfangene Tiere können Private neu nämlich online melden. In einem entsprechenden Fomular werden die Koordinaten des Fundorts und der Sachverhalt angegeben, gestützt mit Beleg-Fotos. Die regionalen Branchenvertreter sollen nach erfolgter Meldung mit den betroffenen Rebbauern Kontakt aufnehmen und die nötigen Massnahmen einfordern (Netze in Ordnung bringen oder nach der Ernte sofort entfernen). «Unterlassungen und Verfehlungen in diesem Zusammenhang können zur Anzeige gebracht werden und für die betroffenen Rebbetriebe zu Sanktionen führen», schreiben Vitiswiss und Co.