In den Umweltzielen Landwirtschaft (UZL) wird ein Zielwert von 10 Prozent der Nutzfläche im Talgebiet angegeben, der «Umweltziel-Qualität» erreichen soll. Eine Studie der Vogelwarte und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL untersuchte die Qualität von Biodiversitätsförderflächen (BFF) im Mittelland und kommt zum Schluss: die Quantität stimmt, die Qualität nicht, wie in einem Beitrag von Agrarforschung Schweiz erläutert wird.
«Naturnahe Lebensräume» sind selten
Anhand verschiedener Kriterien wie Grösse, Artenvielfalt, Artenzusammensetzung und Strukturvielfalt untersuchten die Forschenden, welche Flächenanteile im Kulturland als naturnah bezeichnet werden können. Gemessen an Lebensraumqualität und Grösse seien demnach insgesamt 6,36 Prozent der Nutzungsparzellen (NP) naturnah, wobei Flächen mit Bäumen eingerechnet sind.
88 Prozent dieser naturnahen waren als BFF angemeldet. Allerdings waren nur 27 Prozent der BFF nach diesen Kriterien naturnah.
Beratung und Betriebsfaktoren entscheidend, nicht Labels
Der Vergleich verschiedener Betriebe zeigte, dass nach einer gesamtbetrieblichen Beratung der Anteil BFF deutlicher gesteigert wurde, als ohne Beratung.
Bei den Betriebsfaktoren gab es mehr naturnahe Lebensräume, je kleiner die durchschnittliche Parzellengrösse, der Ackeranteil und die Viehdichte war. Es gab aber keinen statistischen Zusammenhang mit der Betriebsgrösse oder mit Labels (Bio, IP Suisse oder kein Label).
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Diese grossflächige Extensivwiese ist artenarm und kann nicht als naturnah bezeichnet werden. (Bild Roman Graf / Vogelwarte)
Mangelnde Motivation, Ausbildung und Unterstützung
Lediglich 3,2 Prozent der LN würden die Kriterien der Umweltziele Landwirtschaft erfüllen, heisst es in der Studie. Dafür, dass die UZL demnach nur zu einem Drittel erreicht sind, vermuten die Forschenden folgende Gründe:
Nährstoffüberschuss: Daher sind Magerwiesen und andere nährstoffarme Lebensräume selten.
Mangelnde Ausbildung: Zwar sei Ökologie in der Ausbildung zum Landwirt oder der Landwirtin verschiedentlich ein Thema, die Zeit für dessen Behandlung aber zu begrenzt.
Mangelnde Beratung: Es fehle an qualifizierten Beratenden, die bei einer gesamtbetrieblichen Analyse helfen könnten.
Mangelnde Motivation: Für viele Landwirtinnen und Landwirte würden die BFF vor allem als Pflichterfüllung sehen. Zusätzlich gebe es die Ansicht, dass Biodiversität und Produktion Gegensätze seien.
Mangelnde Unterstützung: Gerade bei Aufwertungsprojekten gebe es zu wenig Unterstützung. Es brauche zielgerichtete Beiträge für die Neuschaffung von Lebensräumen und eine passende Fachberatung.
Mängel im Beitragssystem: Aktuell würden Anreize geschaffen, nicht zum Standort passende BFF-Typen anzulegen. Hier könnte ein Ausbau der «regionsspezifischen BFF» helfen.
Flächen stiegen an
49 der insgesamt 133 in der Studie untersuchten Bauernhöfe wurde zweimal besucht (2009 und 2015). Innerhalb dieser Zeitspanne habe sich die Fläche an naturnahen Lebensräume mehr als verdoppelt und nahm um 59 Prozent zu. Auch die Zahl der Bäume hat laut Agrarforschung Schweiz beträchtlich zu genommen. Diese Entwicklung sei zwar auf den beratenden Betrieben stärker gewesen, aber auf allen zu beobachten.
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