Nein, er ist wahrhaftig nicht der klassische Züchter und trotzdem hat er mit der Milchwirtschaft Erfolg. Für Stefan Krähenbühl aus Greng bei Murten zählen vor allem die Langlebigkeit und die Wirtschaftlichkeit, statt eine preisgekrönte Schaukuh.

Aktuell befinden sich unter seinen 40 Kühen nicht weniger als fünf Kuhdamen, die in den letzten zehn Jahren insgesamt 50 Kälber zu Welt gebracht haben. Das heisst, diese Kühe kalbten mindestens einmal pro Jahr ab. Vor allem die Rotationskreuzung mit neuseeländischer und Jersey-Genetik, welche er auf seine Holsteinkühe einsetzte, prägten seine Zucht. Neuerdings setzt der Landwirt Swiss-Fleckvieh- und Brown-Swiss-Stiere als Kreuzungspartner ein.

Im Frühjahr abkalben

Der Bio-Vollweidebetrieb schwört auf Weidegenetik. Fast alle seine Kühe kalben im Frühjahr ab. Pro Kuh und Laktation wird durchschnittlich nur 70 kg Kraftfutter eingesetzt und nebst ein paar gezielte Anpaarungen für die Nachzucht läuft ein Limousin-Stier in der Herde mit.

«Die Mastkälber daraus erzielen einen deutlichen Mehrwert, als wenn sie von einem reinen Milchstier abstammen würden, ist der Agronom überzeugt. Die Biomilch geht in zwei verschiedene Käsereien, wo unter anderem Bio-Vacherin und verschiedene Spezialitäten hergestellt werden. Ein beachtlicher Bestandteil am hohen Milchpreis verdankt der Landwirt vor allem den guten Milchgehalten.

Milchwirtschaft ist ein wichtiger Betriebszweig

Seit August 2009 bewirtschaften Stefan und Anita Krähenbühl den Pachtbetrieb am Murtensee. Vorher bewirtschafteten sie zusammen mit seinen Eltern einen Betrieb in Koppigen, Bern. Die Milchwirtschaft ist und bleibt, neben dem Gemüse- und Ackerbau, ein wichtiger Betriebszweig. «Um rentabel Milch produzieren zu können, muss man zuerst seine Kosten kennen», ist der Landwirt überzeugt.

Anpassung des Zuchtziels

Spätestens als Krähenbühl am «Tech» in Zollikofen die Schulbank drückte, kam der Sinneswandel: «Ich war eigentlich begeisterter Holsteinzüchter. Der Dozent Peter Thomet öffnete mir aber vor 22 Jahren schnell die Augen», erinnert er sich zurück.

Damals hörte der junge Student zum ersten Mal von einer Vollkostenrechnung und von Weidegenetik aus Neuseeland. «Ich erkannte schnell, dass es für eine rentable Milchproduktion keine Kuh braucht, die ein Laufstegmodel ist. Sie muss aber fressen können, Milch mit hohen Inhaltsstoffen geben, korrekte Beine und tiefe Zellzahlwerte ausweisen können», ist der Landwirt überzeugt. Zudem sollte sie mehrere Laktationen absolvieren, jedes Jahr ein gesundes Kalb auf die Welt bringen und möglichst tiefe Tierarztkosten verursachen.

Neuseeländische Genetik eingesetzt

«Um diese Ziele erreichen zu können, merkte ich, dass wir die falsche Rasse auf unserem Betrieb halten», sagt Stefan Krähenbühl rückblickend. Ihre Kühe waren nicht nur zu gross, sondern sie hatten auch zu häufig Klauenprobleme, brauchten zu viel Kraftfutter, gaben zu viel Milch und hatten dementsprechend auch eine schlechte Fruchtbarkeit.

Dann ging es Schlag auf Schlag: «Ab sofort setzten wir auf unsere Holstein neuseeländische Genetik, sogenannte Kiwi Cross und Jersey, ein», sagt der Agronom. Die ­daraus resultierenden Kälber waren kleiner, robuster und auch weniger krankheitsanfällig. «Diese Rassen stehen nicht für eine maximale Milchproduktion, sondern für eine maximale Grünfutterverwertung», hält der Betriebsleiter fest.

Viele Stammkühe

«Viele unserer Stammkühe sind F1-Kreuzungen oder Nachkommen der gezielten Rotationskreuzung mit drei Rassen», weiss Stefan Krähenbühl. So auch vier der fünf Kuhdamen, wie anfangs erwähnt. Eindrücklich auf der Weide zeigt sich dabei die zwölfjährige Kuh Bimba. 2008 geboren, zehn Kälber und topfit. Sie kommt immer noch mit einem starken Fundament, einem sehr guten Euter und einer jugendlichen Erscheinung daher.

Bimba ist eine F1-Kiwi-Cross-Kreuzung aus einer Holsteinkuh. Aber auch die Kuh Winea mit ihren zwölf Jahren und elf Mal abgekalbt, strotzt nur so vor Energie. Ihr Vater ist der Schweizer Holsteinstier Rollers. Ihre Mutter hatte bereits 50 % neuseeländisches Blut und Winea hat Leistungen weit über 8000 kg Milch bei enormen Gehalten.

Nur bestimmte Stiere werden eingesetzt

Ein Paradebeispiel für Langlebigkeit ist die reine Red-Holstein-Kuh Adria. Diese Ralf-Tochter ist 14-jährig, hat in zwölf Geburten 13 Kälber zur Welt gebracht. «Sie ist noch vom alten RH-Schlag», sagt Stefan Krähenbühl. Gut, in der Zwischenzeit ist ihr Alter nicht spurlos an ihr vorübergegangen: «Sie wird bis zu ihrem Tod immer Familienanschluss haben», sagt der Züchter nachdenklich.

Aber nicht nur neuseeländische Genetik wurde oder wird auf dem Betrieb eingesetzt. Auch Jersey oder British Friesian kamen oft zum Zuge. Neuerdings wird aber vermehrt auf Swiss Fleckvieh und Brown Swiss gesetzt. «Ich versuche immer wieder den Heterosiseffekt auszunutzen», sagt der Landwirt.

Und: «Seit einigen Jahren, setze ich auch nur noch Stiere ein, welche möglichst das Kappa-Kasein BB und den Genotyp A2A2 vererben», so der Agronom. Dank dieser Zuchtstrategie hofft Krähenbühl in Zukunft einen noch besseren Milchpreis erwirtschaften zu können.

 

Betriebsspiegel

Name: Stefan und Anita Krähenbühl-Abgottspon

Ort: Greng, bei Murten FR

Fläche: 45 ha, Biobetrieb

Viehbestand: 40 Kühe plus Jungvieh, Pensionspferde

Ackerbau: Kartoffeln, Süsskartoffeln, Konsumbohnen, Getreide und Mais