«Liebes Bundesamt für Landwirtschaft», sagte Markus Gerber, Swissherdbook-Präsident, in seiner Ansprache am Dienstag im Kursaal Bern. Er nahm in seinen Ausführungen Bezug auf den «Weide-Beitrag», der als separates Programm geführt wird. Anhand dieses Beispiels zeigte Gerber auf, wie problematisch Administration sein könne. So verliere der Bauer oder die Landwirtin bei Nichterfüllung der Vorschriften nicht nur die Beiträge aus dem Weideprogramm, sondern auch gleich jene für das Programm RAUS. «Ist es am Bundesamt für Landwirtschaft auch gang und gäbe, dass der Mitarbeiter bei einer falschen Zeiterfassung den ganzen Monatslohn verliert, obschon er oder sie die Arbeit im Grunde gut erledigt hat?», fragte Gerber.
Ausführliche Gedanken des Präsidenten
Den Unmut der Bauern bringen seiner Meinung nach die aktuellen Bauernproteste in ganz Europa aber auch hierzulande sehr gut zum Ausdruck. Leider geschehe in der Praxis eher das Gegenteil, dessen, das gefordert oder auch einfach gewünscht werde. Insbesondere im Bereich der Administration, die völlig auszuufern drohe. «Digiflux lässt grüssen», so Gerber.
Der Swissherdbook-Präsident ging an der 134. Delegiertenversammlung in seinem Eingangsvotum nicht nur auf die Situation der Schweizer Landwirtschaft auch, er machte auch einen Blick auf die Weltlage. «Stehen wir bald vor der Herausforderung, uns solchen Aggressoren zu stellen», fragte Gerber mit Blick nach Osten. Diese Ausgangslage zeige indes, «wie zerbrechlich unsere Gesellschaft sein kann», ist Gerber sicher. [IMG 2]
Aufschlussreiche Zahlen des Direktors
Spannende Zahlen im Gepäck brachte Direktor Matthias Schelling mit. «Wir züchten mitnichten Wegwerfkühe», sagte er und konnte mit den projizierten Statistiken belegen, dass Gesundheit und Fruchtbarkeit der Schweizer Kühe in den vergangenen Jahren nicht gelitten haben. So seien sie in der Lage, während einer langen Zeit eine hohe Leistung auf den Höfen zu vollbringen.
Zu dem zum Teil sehr langen Leben von Milchkühen, erzählte Matthias Schelling eine Anekdote, die zum Schmunzeln Anlass gab. So könne er sich noch sehr gut daran erinnern, wie vor einigen Jahren in eben diesem Saal darüber debattiert worden sei, ob man die Glocken zur Ehrung der Halter der 100 000er-Kühe noch beibehalten wolle. Dass es schon bald keine Glockengiesserei in der Schweiz mehr gebe, sei nur das eine Problem. Ein weiteres sei die hohe Anzahl der Kühe bei Swissherdbook, die heute in der Lage seien, diese Marke zu erreichen. Und so haben 2023 785 Kühe im Herdebuch von Swissherdbook diese magische Grenze überschritten..
Immer grösser wird auch die Anzahl jener Mitglieder von Swissherdbook, die einen Roboterbetrieb führen. Wie der Swissherdbook-Direktor erklärte sind es aktuell 474 Betriebe. «Das war vor einigen Jahren noch kaum vorstellbar», ist er sicher.
Eine tragfähige und gut funktionierende Geschäftsstelle
[IMG 3] Die Delegiertenversammlung des grössten Viehzuchtverbands enthält immer einen bedeutenden Anteil an Ehrungen und Verdankungen. «Etwas, das mir nicht leicht fällt», sagte Matthias Schelling bei der Verabschiedung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Swissherdbook, die in Pension gehen. Er tue dies mit Ehre und einem weinenden Auge. Heinz Zbinden (44 Jahre), Silva Perrier (28 Jahre), Annemarie Stettler (22 Jahre) und Martin von Allmen (38 Jahre) wurden verdankt und verabschiedet. «Ich bin sehr froh und dankbar um die hervorragend funktionierende Geschäftsstelle in Zollikofen», äusserte Schelling zudem im Gespräch mit der BauernZeitung. Denn sein ad-interim Engagement bei Genetikanbieter Swissgenetics sei nur deshalb überhaupt möglich geworden. Schelling hat nach Christoph Böbners unvermitteltem Abgang Anfang Februar die Direktion a.i. übernommen.