Was versteht man unter naturgemässer Imkerei?
Martin Dettli: Der Begriff ist nicht klar definiert. Merkmale des naturnahen oder wesensgemässen Imkerns sind, dass man das Bienenvolk schwärmen lässt und es sich so natürlich fortpflanzt, dass ein recht grosser Anteil an Honig als Überwinterungsfutter für das Bienenvolk zurückgelassen wird und dass der natürliche Wabenbau der Bienen ermöglicht wird. Die Agni hat sich vor etwa 20 Jahren für die Richtlinien von Bio- und Demeter-imkerei engagiert. Naturgemässe Imkerei an sich ist aber kein Label.
Wie sieht es aus mit der Behandlung gegen die Varroa-Milbe?
Bei der naturgemässen Imkerei braucht man die gleichen Wirkstoffe gegen die Varroa-Milbe, also Ameisen- und Oxalsäure, eigentlich ein natürliches Produkt, aber in grosser Konzentration giftig. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz zwar keine Behandlungspflicht, aber es ist nahezu unmöglich, ohne Varroa-Behandlung zu imkern. Das Risiko, dass die Völker absterben, ist zu gross. Es gibt nur einige wenige Imker, die das schaffen.
Wie ist das möglich?
Diese Frage interessiert uns wahnsinnig! Bis jetzt konnte man aber noch keine fixe Regel definieren, die ausschlaggebend ist für den Erfolg. So gibt es unter den wenigen Imkern, die nicht gegen Varroa behandeln, zum Beispiel solche, die ihre Bienenkästen einzeln aufstellen. Es scheint zudem, dass der Rassetyp der Dunklen Biene bei Nichtbehandlung bessere Karten hat. Das allein ist aber noch kein Rezept für einen Erfolg.
Weitere Informationen zur Arbeitsgemeinschaft naturnahes Imkern: www.agni.ch
Hier gehts zum Porträt einer naturgemässen Imkerei: