Sie gehen bereits in die achte Runde, die Hofgespräche für Milchproduzentinnen und -produzenten, initiiert und organisiert von ZMP, BBZN und LBV. Was 2017 im noch kleinen Stil bei zwei Milchproduzenten begann, ist heute unter den verbliebenen Milchbauern der Zentralschweiz eine feste Grösse im Programm. Das Erfolgsrezept hat sich etabliert: Drei Milchproduzentenfamilien öffnen ihre Türen, an verschiedenen Posten wird die Strategie erläutert und offen gezeigt, wo es gut läuft und wo noch Potenziale brachliegen. Es referieren die Betriebsleiter, Fütterungs- und Vollkostenfachleute vom BBZN und zum Thema Gesundheit Tierärztin Ursi Dommann.

Spezialisiert auf Milchproduktion

Man gehe noch fast lieber schauen, als sich selbst zur Verfügung zu stellen, hört man von den Organisatoren. Der Nutzen für die Gastgeberbetriebe ist derweil gross. Der Betrieb wird im Vorfeld von den Fachleuten beleuchtet, und die Rückmeldungen der Berufskollegen seien Ansporn und Befriedigung zugleich, sagen Ehemalige. Auch Ludwig Grüter musste sich einen Schubs geben. Dann hat er aber doch zugesagt. Bernadette und Ludwig Grüter sind mit ihrer Generationengemeinschaft Ludwig und Pascal Grüter kommende Woche (siehe Kasten) erste Gastgeber. Schliesslich gaben zwei Punkte den Ausschlag. «Mich interessierte, wo ich so stehe mit unserer Produktion», sagt Grüter. Er habe in der Vergangenheit laufend in die Milchproduktion investiert, zuletzt vor drei Jahren in einen Melkroboter. Das müsste sich auswirken in der Vollkostenrechnung. Positiv bei der Effizienz, negativ bei den Kosten.

Anderseits sei er ein leidenschaftlicher Züchter, solche waren bis anhin in der Hofgespräche-Serie eher rar. Der Verkauf von Zucht- und Nutzvieh ist ein bedeutendes Standbein für den Präsidenten von Swissherdbook Luzern. Bis 25 Erstmelken verlassen jährlich den Betrieb. Gehandelt wird vor allem über die Vianco und an private Stammkunden. RH und Holstein stehen im Stall, dazu wenige SF.

Rund 10 000 Kilo als Ziel

Die meisten Zahlen aus dem Vollkostenvergleich seien nicht ganz überraschend. Details dazu gibt es für Interessierte vor Ort. So sei er etwa in den Besamungskosten über dem Schnitt, sagt Ludwig Grüter. Grund sind die vielen gesexten Reinzucht-Paarungen für die Nachzucht. Eine schöne Kuh mache nur Sinn, wenn sie auch wirtschaftlich Milch produziere, stellt er klar. Rund 10 000 Kilo strebt er leistungsmässig an bei ausgewachsenen Kühen. Bei Erstmelken sind Grüters geduldig. Gehalte und Melkbarkeit interessieren speziell bei den Jungkühen. Natürlich müssten sie robotertauglich sein, bei einer guten Eutergesundheit. Die Zellzahl liegt in Grüters Stall meist um die 100 000. Der Melkroboter sorge hier für Kontinuität auf einem guten Niveau, findet Grüter. Zufriedenstellend auch die Klauengesundheit. Ein Hinweis auf genügendes Liegen in passenden Boxen. «Wir haben kein Weidetor und freien Tierverkehr», so Grüter. So gehen die Kühe frühmorgens lediglich für eine gute Stunde auf die Weide. Die TMR kommt Sommer und Winter identisch daher: viel Grassilage, Heu, Mais, Zuckerrüben, wenig Raps oder Soja, Mineralstoffe und Salz und Kraftfutter am Roboter.

Zwei Betriebsleiter mit GG

Zurück zu den Vollkosten. Diese gibt es auf den Betrieben 1:1 zu sehen. Nicht jedermanns Sache. Aber natürlich geht der Hofgespräche-Tross zu funktionierenden Betrieben. «Wir liegen gut drin», beurteilt Grüter die erhobenen Kennzahlen mit einer gewissen Erleichterung. Beim Stundenlohn habe man sicher noch Potenzial. Obwohl er hier doch sehr ehrlich war, als es darum ging, sämtliche Arbeit rund um die Milchproduktion aufzuführen, wie er findet. Ehrlicher als Vergleichsbetriebe? Grüter schmunzelt. Da kommt auch die Generationengemeinschaft ins Spiel. Seit 2022 ist diese Betriebsform auf dem Spitzacher etabliert. Idee dahinter war, den Nachfolger früh und mehr einzubinden. Sohn Pascal arbeitet Teilzeit auswärts, dafür ist ein Lernender auf dem tierintensiven Betrieb. Grosses Thema auf den Milchproduktionsbetrieben ist die Belastung der Betriebsleiterfamilie. Man nehme sich Freiräume, aber «nichts ist fix», beschreibt Ludwig Grüter etwa die Wochenenden. Wenn beide zu Hause seien, gehe man auch sonntags zu zweit in den Stall, sei dann als Belohnung auch früher fertig.

Erfahrungen mit Melkroboter

Grüters haben eine hohe Hektarenleistung bei der Milch, kaufen teils noch Raufutter ab Feld. «Wir haben einiges herausgeholt aus dem Betrieb», findet Ludwig Grüter. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass man noch mancherorts besser werden könnte. Inputs und eine Aussensicht erhofft er sich somit auch an den Hofgesprächen, an Interessierten dürfte es nicht mangeln, so die Erfahrung der vergangenen Jahre. Beim einen Zuchtbetrieb wohl noch etwas mehr.

Betriebsspiegel Spitzacher

Betriebsleiter: GG Ludwig und Pascal Grüter
Ort: Spitzacher, Hergiswil b. Willisau LU, voralpine Hügelzone, 620 m ü. M.
Flächen: 24 ha LN (2 ha Mais, Rest Natur- und Kunstwiesen), davon 5 ha in Pacht, Wald
Vieh: 50 Kühe, 30 Aufzuchttiere auf Betrieb, weitere 48 auswärts
Milch: 500 000 kg, ZMP, Emmi

Auch bei Gislers und Kaufmanns

Hofgespräche von ZMP, BBZN und Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband. Drei Produzentenfamilien geben Einblick in die Milchproduk­tion. In Zusammenarbeit mit dem BBZN werden Wirtschaftlichkeit, Familienmodell, Fütterung und Tiergesundheit beleuchtet. Betriebsspezifische Schwerpunkte (Melkroboter bei Grüters, Umstellung auf Silage bei Gislers, viel Grundfutter bei Kaufmanns). Jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr, im Anschluss Ausklang.

Dienstag, 25. Juni: Ludwig und Bernadette Grüter, Pascal Grüter, Spitzacher 1, Hergiswil bei Willisau LU.

Donnerstag, 27. Juni: Markus und Manuela Gisler, Erlose 4, Gunzwil LU.

Montag, 1. Juli: Markus und Karen Kaufmann, Ibenmoos 6, Kleinwangen LU. aem