Das Seeland ist weitherum bekannt als Gemüsegarten der Schweiz.Doch die Gemüseproduktion ist bedroht, da sich die Torfböden im Grossen Moos langsam zersetzen. Dem soll nun ein Projekt zum Reisanbau Abhilfe schaffen. Die Justizvollzugsanstalt Witzwil startet heuer gemeinsam mit der Berner Fachhochschule und der nationalen Forschungsanstalt Agroscope einen Versuch, im Grossen Moos Reis anzubauen. Dies schreibt das «Bieler Tagblatt».
Humus aufbauen
Wenn Torfboden eine Weile unter Wasser stehe, werde der Zerfall verlangsamt oder gestoppt. Mit dem zusätzlichen Anbau von Gründüngungen könne der Boden sogar wieder etwas Humus aufbauen, heisst es. Die Idee wäre, danach in der Fruchtfolge wieder andere Kulturen anzubauen, erklärt der Dozent der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Hans Ramseier im «Bieler Tagblatt». Ramseier stellt zum vorneherein klar: «Der Reisanbau wird sicher nicht die Rettung des Berner Seelands sein.» Aber er könnte eine Möglichkeit sein, Problemböden zu bewirtschaften. Ob der Versuch wirklich gelingt und Reis geerntet werden kann, das steht noch nicht fest. Johannes Knöpfle, Stellvertretender Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft in Witzwil, weiss, dass ihm später Frost, Hagel, Anbaufehler, Tiere oder das Unkraut Hühnerhirse einen Strich durch die Rechnung machen können.
Boden plafonieren
Das Projekt läuft unter der Federführung der IG Nassreis Schweiz, der die HAFL, aber auch die nationale Forschungsanstalt Agroscope sowie diverse Landwirte angehören. Sie will den Anbau von Nassreis nördlich der Alpen erforschen und etablieren. Der Bund aber auch die Kantone Bern und Waadt beteiligen sich an den Projekten, schreibt das «Bieler Tagblatt» weiter. Die Tageszeitung blendet aber auch die Kehrseite des Reisanbaus nicht aus. So muss der Boden plafoniert werden, damit die Reispflanzen gleichmässig im Wasser stehen. Dies werde später jedoch nicht ständig wieder nötig sein. Ausserdem setzen die Mikroorganismen im gestauten Wasser Methan frei. Dieses Treibhausgas gilt zwar ebenfalls als schädlich. Aber möglicherweise ist die Gesamtbilanz besser als die freigesetzte Menge Kohlendioxid, welche die Torfböden mit der klassischen Bewirtschaftung freisetzen schreibt das «Bieler Tagblatt» weiter. Dazu sagt Hans Ramseier: «Es ist wichtig, dies weiter zu erforschen». Läuft alles nach Plan, sollen im September oder Oktober 3,5 Tonnen Reis geerntet werden. In Schwadernau, dort wo bereits seit ein paar Jahren ein Landwirt den Reisanbau testet, soll die Ernte dann vom Häutchen befreit und geschliffen werden.