Bisher ist unklar, ob in diesem Jahr mit einem grossen Aufkommen der KEF zu rechnen ist; «Noch können wir die derzeitige Situation schwer abschätzen», erklärt Dominiqe Mazzi von der Task Force KEF bei Agroscope auf Anfrage, «Die Fallenfänge sind in dieser Jahreszeit generell niedrig. Eine klare Prognose können wir erst wagen, wenn die Kirschen rot sind».
Netze sind am besten
Zu diesem Zeitpunkt sollten Schutznetze um die Kirschen-Kulturen sorgfältig geschlossen sein. Diese Barriere ist bis heute der effektivste Schutz vor der KEF (siehe Seite 8) «Gerade für Tafelkirschen lohnt sich die Investition, denn die Netze sind langlebig», erklärt Mazzi. «Die Insektenschutznetze kommen auch im Rebbau immer häufiger zum Einsatz. Bei den Kirschen fällt die Investition aber etwas geringer aus, da zum Witterungsschutz über den Bäumen lediglich seitliche Netze zusätzlich angebracht werden müssen», führt sie weiter aus.
Aber nicht überall ist eine Einnetzung möglich. Bei Hochstämmern etwa kommen als Alternative Kaolin (Gesteinsmehl) oder Löschkalk in Frage. Da gerade Kaolin einen deutlichen Belag auf den Früchten hinterlässt, werden Hochstamm-Kirschen meist verarbeitet (gebrannt oder für Konserven).
Keine spezialisierten Feinde
Im Fall der KEF ist es schwierig, natürliche Feinde zu finden. Zwar wird die Essigfliege von Spinnen, Wanzen und Ohrwürmern gefressen und auch von Schlupfwespen parasitiert. Diese Räuber und Parasitoiden sind aber nicht auf die KEF spezialisiert und entsprechend nicht ausreichend effektiv in deren Bekämpfung. «In Asien, wo die KEF herkommt, gibt es natürliche Feinde», so Mazzi. Die Freisetzung eines weiteren gebietsfremden Insekts ist allerdings heikel und muss zuerst gründlich auf eine mögliche Störung des heimischen Ökosystems geprüft werden. Laut der Wissenschaftlerin von Agroscope laufen aber in der Schweiz und auch in anderen europäischen Ländern ent-sprechende Evaluationen. «Das dauert aber schon seine Zeit», gibt sie zu bedenken.
Eine andere Methode wäre, die Überwinterung zu stören. Aber Dominique Mazzi winkt ab: «Die Kirschessigfliege verbringt den Winter geschützt im Boden oder unter immergrünen Pflanzen, wo es wärmer ist. Sie kann eigentlich überall in der Umgebung sein».
In Sachen Akzeptanz auf Konsumentenseite macht sie sich wenig Sorgen. Eine vollständige Einnetzung sehe zwar nicht besonders attraktiv aus, aber es werde eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel gefordert, was dank dieser Schutzmassnahmen möglich sei. «Ausserdem ist die Schweizer Landwirtschaft kleinräumig strukturiert. Die Netze werden in Zukunft genauso zum Landschaftsbild gehören wie Gewächshäuser», ist sie überzeugt.