Bei älteren Kunstwiesen und Naturwiesen gibt es immer etwas zu sanieren. Je früher Probleme erkannt werden, desto grösser sind die Erfolgschancen für eine nachhaltige Sanierung solcher Wiesen. Die Monate August und September bieten gute Gelegenheit dazu, Wiesen in Form der Übersaat, Versamung von Horstgräsern oder Neuansaat mit dem Samen erwünschter Pflanzen zu erneuern.

Spätere Samenreife bei robusteren Gräsern

Durch das Aussamen des reifen Samens von Horstgräsern lassen sich die Schnittwiesen gut und günstig regenerieren. Dafür muss der Anteil des ausreifenden Grases mindestens ein Drittel des Bestandes einnehmen. Eine Versamung ist zurzeit nur noch mit Italienischem Raigras möglich, welches mit sechs bis sieben Wochen geemdet und zu Bodenheu bereitet wird.

Müssen jedoch robustere Gräser wie Knaulgras, Rohrschwingel und Wiesenfuchsschwanz versamen können, welche die Wetterextreme gut ertragen, passiert dies durch einen sehr späten ersten Aufwuchs. Im Talgebiet erlangen diese die Samenreife während der ersten Junihälfte. Das dürfte dieses Jahr wetterbedingt vielerorts unbeabsichtigt erfolgt sein. Um die Futterqualität zu verbessern und das Lagerungsrisiko zu vermindern, kann man solche Bestände nach sehr früher erster Nutzung auch im zweiten Aufwuchs ausreifen lassen.

Mit wiederholter Übersaat die Lücken füllen 

Verlangen die Wiesen aber andere Pflanzen, welche zum Beispiel die Trockenheit besser ertragen oder sich für die Weide besser eignen, braucht es Saatgut von aussen. Mit wiederholter Übersaat kann man Lücken füllen und Bestände langsam, aber sicher in die erwünschte Richtung lenken. Der Spätsommer und Frühherbst bieten hierfür die ideale Gelegenheit. Damit solche gelingen, müssen sie stets jung und schonend genutzt und im ersten Aufwuchs nicht mit Stickstoff gedüngt werden.

Wo Hopfen und Malz verloren ist

Hoffnungslose Sackgassbestände lassen sich am sichersten über eine verkürzte Fruchtfolge erneuern. Hierfür wird am besten ein Jahr Getreide angebaut und anschliessend geäugstelt, um den Unkraut- und Schädlingsdruck zu reduzieren und ein gut abgesetztes Saatbeet zu ermöglichen. Soll gleich wieder begrünt werden, muss genügend Zeit für eine Unkrautkur eingerechnet werden.

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Grasnarbe zerstören

Bei Wiesen ohne Wurzelunkräuter können im Zeitraum Mitte Juli bis Anfang September mit zwei bis drei flachen Eggendurchgängen die Grasnarbe zerstört, die Grasschübel zerschlagen und der Unkrautdruck reduziert werden. Sind viele Wurzelunkräuter im Spiel oder ist das Erosionsrisiko zu gross, ist eine Behandlung mit Glyphosat vorteilhaft. Hier kann der Aufwand für die Bodenbearbeitung reduziert werden, wenn zwei bis drei Wochen nach der Behandlung die abgestorbenen Pflanzenteile entfernt werden.

Dies erfolgt am besten mit einer sehr flach geführten Kreiselegge, dem Wiesenstriegel und dem Kreiselschwader, bevor mit einer Direktsämaschine die passende Mischung eingedrillt oder mit einem Sästriegel breit gesät wird. Die Ansaat soll spätestens in der ersten Septemberhälfte erfolgen, damit sie problemlos aufläuft und genug stark in den Winter geht.

Was tun mit den Bluthirsen?

Wer die Ursachen für schlechte Bestände kennt, kann sie auch bekämpfen und so den Aufwand für künftige Sanierungen reduzieren. Ein Beispiel: Eine viermal geschnittene Italienisch-Raigras-Wiese (siehe Bild) weist 2023 nur noch Blutfingerhirse auf. Grund: wiederholte Trockenheitsschäden (2018, 2022, 2023) an südwestexponierter Lage auf kiesreichem Boden. Italienisches Raigras ist nicht trockenheitsresistent und stirbt ab, der Hirse gefällt es.

Durch die jährliche Versamung regeneriert sich das Gras, der Bestand wird aber immer trockenheitsanfälliger. Massnahme: Die Wiese mit einer trockenheitsresistenten Mischung des Samenhandels wiederholt übersäen oder besser nach Winterweizen oder frühreifem Silomais neu ansäen. Knaulgras, Rohrschwingel, Wiesenrispe, Englisch Raigras und Mattenklee sollen sich u. a. etablieren können. Später den Bestand periodisch versamen lassen, übersäen und wenn möglich im Frühling beweiden.