Glyphosat ist ein Reizthema. Es gilt als krebserregend und bringt seine Herstellerfirma Bayer mit einer Flut von Klagen in ernsthafte Bedrängnis. Der politische Druck, auf das Herbizid zu verzichten, wächst seit Jahren. Jetzt reagieren die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und wollen bis 2025 kein Glyphosat mehr versprühen. Dies berichtet heute der "Tagesanzeiger".
Heisswasser, Strom oder UV
Die SBB habe bereits Erfahrungen gesammelt; seit eineinhalb Jahren arbeite das Bahn-Unternehmen mit der Weedcontrol GmbH. Bisher befreit das Unternehmen SBB-Park- und Kiesplätze mit heissem Wasser von unerwünschtem Grün. Dabei werden die Pflanzen bei 100 Grad verbrüht und sollen laut "Tagesanzeiger" erst nach sechs bis sieben Wochen wieder austreiben können. Somit wäre die Wirkungsdauer dieselbe wie bei Glyhosat.
Der Nachteil: das heisse Wasser töte auch kleine Tiere. Davon wären also etwa die Eidechsen betroffen, die sich an den Geleisen angesiedelt haben. Daher sind bei der SBB auch andere Verfahren geplant, wie das Bahnunternehmen auf seiner Website schreibt. Anbieten würden sich laut "Tagesanzeiger" etwa Unkrautvernichtung per Strom oder mit ultraviolettem Licht. Ersterer Ansatz wird bereits von der Deutschen Bahn getestet, die zweite Methode wurde bisher noch nie angewandt.
Die SBB selbst schreibt, es seien Ökobilanzen zur Bewertung der verschiedenen Anti-Unkraut-Verfahren geplant. So soll das beste ausgewählt werden, das umweltverträglicher sein soll als das bisherige.
Neues Fahrzeug entwickelt
Um das heisse Wasser gezielt auf das Gleisnetz zu bringen, habe die SBB in den letzten Monate ein neues Spritzfahrzeug entwickelt. Gemäss "Tagesanzeiger" handelt es sich dabei um eine Art Tankwagen auf Schienen, der Pflanzen erkennen soll.
Heisswasser in der Landwirtschaft
Die Firma Weedcontrol, die in Sachen Unkrautvernichtung abseits des Schienennetzes mit der SBB zusammenarbeitet, ist auch in der Landwirtschaft tätig. «Wir sind da im Moment noch im Aufbau, probieren Vieles aus», erklärt Mitinhaber Beat Wyss auf Anfrage der BauernZeitung. Möglich sei der Einsatz von Heisswasser etwa in Reihenkulturen wie Beeren oder im Weinbau. «Gute Erfahrungen machen wir in der Bekämpfung von Neophyten», erklärt Wyss. Beim Erdmandelgras könne man mit heissem Wasser etwa Primärherden behandeln. «Die Behandlung lohnt sich finanziell bisher nur in Spezialkulturen oder im Bio-Anbau, wo Pestizide verboten sind», so der Unternehmer.
Das Wasser ist nicht verloren
Den Wasserverbrauch beim Einsatz des Verfahrens bei der SBB kann Wyss nicht vorhersagen, «das variiert je nach Bewuchs sehr stark». Allgemein sei der Verbrauch von Wasser aber kein Problem: «das Wasser ist schliesslich nicht verloren. Bei der Behandlung zwischen Beerenreihen werden die Kulturen gleich gegossen», erklärt er. Denn die Flüssigkeit ist bei Weedcontrol garantiert giftfrei. Den Verzicht auf Pestizide ausserhalb der Landwirtschaft begrüsst Beat Wyss, denn dort müsse man «endlich aufhören, alles zu vergiften».
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