Christian Hofer hat sich in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen über das Thema Ernährung und Versorgungssicherheit unterhalten. Mindestens 50 Prozent und wenn er höher ist, umso besser: So fasst der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) die Haltung des Bundesrats beim Selbstversorgungsgrad (SVG) zusammen. Der Schweizer SVG müsse aber, wie Hofer betont, mit der ökologischen Tragfähigkeit übereinstimmen.
Der Konsum entscheidet mit
Die Produktion müsse standortangepasst und divers, der Konsum nachhaltig sein. Trotzdem sieht Hofer Wege, um den SVG bis auf fast 100 Prozent zu steigern. Dies mit einer Stärkung der Produktion durch z. B. Investitionen in Züchtung und Technologie sowie einen «gesunden und nachhaltigen Konsum». Darunter versteht er laut Interview weniger Food Waste und einen angepassten Menüplan. Weniger Fleisch bzw. tierische Produkte dürften hier eine Rolle spielen. Ausserdem müssten Schweizer(innen) den Gürtel enger schnallen, da die verfügbare Anzahl Kalorien pro Tag und Einwohner gemäss Hofer um ein Viertel tiefer läge.
Würden wir hungrig bleiben?
Da hier mit Durchschnitten gerechnet wird, sind die Folgen dieser Kalorienreduktion schwer abzuschätzen. Heute werden laut dem Schweizer Ernährungsbulletin 2021 durchschnittlich 2229 kcal pro Person und Tag zugeführt. Gleichzeitig sind nach Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) rund 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Durchschnittlich 1672 kcal pro Kopf und Tag könnten daher statistisch gesehen ausreichen – zumal immer mehr Menschen einer sitzenden Tätigkeit nachgehen.
Potenzial bei den Futterbauflächen
Im Weiteren weist Hofer auf den grossen Anteil ackerbaufähiger Flächen hin, die für den Futterbau eingesetzt werden. Auf diesen 60 Prozent gebe es noch Potenzial und es mache Sinn, dass im Zuge von Agrarreformen der Ackerbau attraktiver gemacht worden sei. Als eine Verbesserung nennt der BLW-Direktor die neuen Beiträge für Eiweisspflanzen zur menschlichen Ernährung, die der Bundesrat kürzlich im Rahmen des landwirtschaftlichen Verordnungspaktes verabschiedet hat.
Einen Haufen Tupperware im Kühlschrank
Zum Schluss des Interviews wurde Christian Hofer nach seinem persönlichen Beitrag in Sachen bewusstem Konsum gefragt. Im Vergleich zu früher werde bei ihm zuhause viel weniger weggeworfen und mehr in Tupperware-Behältern für später aufbewahrt. Nach einer Einladung verspeist der BLW-Direktor demnach oft noch ein- oder sogar zweimal das, was übriggeblieben ist.