Der Entscheid, ob oder wie neue gentechnische Verfahren wie die Genschere CRISPR-Cas9 vom Gentech-Moratorium ausgeschlossen werden sollen, steht am Mittwoch, 2. März 2022, bevor. Pro Natura warnt in einer Mitteilung vor einer voreligen Ausschliessung dieser Verfahren vom Moratorium.
Auswirkunen auf Biodiversität unklar
Die neuen Methoden würden zu neuen Unsicherheiten führen und alte Fragen wieder neu aufwerfen. So zum Beispiel, ob ein Nebeneinander von gentechnikfreier Bioproduktion und GVO-Landwirtschaft in der kleinräumigen Schweiz möglich sei oder welche Auswirkungen auf die Biodiversität zu erwarten seien.
«Es ist zwingend notwendig, neue Sorten, welche mit der Aussaat in unsere Umwelt gelangen, nicht nur auf die Chancen, sondern auch auf ihre Risiken hin zu überprüfen», wird Landwirtschaftsexperte Marcel Liner von Pro Natura zitiert. «Dies ist aber nur möglich, wenn Produkte aus den neuen Verfahren weiterhin dem Gentechnikgesetz unterstellt bleiben.»
Am Mittwoch geht die Debatte weiter
Der Ständerat hatte in der Wintersession beschlossen, gentechnisch veränderte Organismen, denen kein transgenes Erbmaterial eingefügt wurde, vom Gentech-Moratorium auszunehmen.
Die Wissenschaftskommission des Nationalrates (WBK-N) war damit nicht einverstanden und schlug vor, dem Bundesrat den Auftrag zu geben, bis 2024 auszuarbeiten, wie neue Züchtungsmethoden wie Genom-Editing vom Gentech-Moratorium ausgenommen werden können.
Am Mittwoch, 2. März 2022, debattiert der Nationalrat zum zweiten Mal über die Verlängerung des Gentechnik-Moratoriums und darüber, wie mit den sogenannten neuen gentechnischen Verfahren umgegangen werden soll.
«Risiken eher grösser»
Die Erfahrung in GVO-Anbauländern habe gezeigt, dass die Anwendung von GVO zu einer weiteren Intensivierung in der Produktion und zu einer damit einhergehenden Verarmung der Biodiversität führen könne, so Marcel Liner weiter. «Unsere Befürchtung ist, dass dies auch mit den neuen Verfahren passieren würde.» Anzustreben sei das Gegenteil, nämlich eine biodiversitätsfreundliche Schweizer Landwirtschaft.
Aussagen, wonach gentechnisch veränderte Organismen sicher seien, wenn in deren Erbgut keine artfremden Gene eingefügt wurden, sind laut Pro Natura wissenschaftlich nicht begründbar. Nationalrätin und Pro Natura Präsidentin Ursula Schneider Schüttel warnt sogar davor, dass die Risiken durch die erhöhte Eingriffstiefe der neuen Verfahren eher grösser werden würden. Wie gross sie tatsächlich seien, müsse in jedem einzelnen Fall geprüft werden, sagt sie.
Pro Natura und diverse Umweltverbände plädieren für eine uneingeschränkte Verlängerung des Gentechnik-Moratoriums ohne Ausnahmen.