Yannick Etter hat eine strenge Zeit hinter sich. Wegen der Hitzewelle hat der Gemüsegärtner einige Wochen mit bis zu 65 Arbeitsstunden hinter sich. «Wir durften von der Gemeinde aus nur nachts Wasser aus den Hydranten nehmen», sagt der 19-Jährige, der soeben seine Lehre bei Gerber Bio Greens in Fehraltorf ZH abgeschlossen hat, aber zurzeit noch dort arbeitet.
So mussten zwar eine bis zwei Personen jeweils Nachtschichten für die Bewässerung leisten, aber immerhin war überhaupt genug Wasser dafür vorhanden.
Die viele Arbeit macht Etter wenig aus und Bewässern zählt neben dem Traktor fahren zu seinen Lieblingsarbeiten. «Am liebsten habe ich neue Herausforderungen, bei denen ich Verantwortung übernehmen muss und selbstständig handeln kann, wie zum Beispiel bei der Kulturführung zu helfen.»
Schweizer Meisterschaft wartet
Eine spannende Zeit kommt nun auf den jungen Mann aus Ried bei Kerzers FR zu. Er ist einer von 13 Männern und drei Frauen, welche frisch die Ausbildung als Gemüsegärtner(in) abgeschlossen haben und an den nationalen Berufsmeisterschaften in Bern teilnehmen. Die Swiss Skills finden vom 12. bis 15. September 2018 statt.
Bereits nächste Woche führen sie einen ersten praktischen Teilwettkampf auf einem Gemüsebaubetrieb durch. An diesem müssen sie pflügen, säen, Tomaten pflegen, Gurken ernten, Radiesli rüsten und bündeln, die Spritzbrühe vorbereiten sowie die Feldspritze einstellen und reinigen. Sie sammeln dabei bereits Punkte für den eigentlichen Wettbewerb, wo weitere Aufgaben auf sie warten.
«Eher spontan»
Er sei eigentlich noch nicht nervös, sagt Yannick Etter und korrigiert sich dann ein wenig. «Nervös macht mich höchstens, dass die anderen offenbar schon trainiert haben.» Ihm habe dafür die Zeit gefehlt. «Ich gehe das eher spontan an. Aber ich werde auf jeden Fall Gas geben, ehrgeizig bin ich nämlich schon.» Er hat seine Lehre mit der Note 5,5 als Klassenbester abgeschlossen.
Aufgewachsen ist er auf dem Biogemüsebetrieb Bioleguma in Ried bei Kerzers. Sein Vater Rolf Etter führt die Betriebsgemeinschaft mit drei Partnern und ist für den Freilandanbau zuständig. Auf rund 80 Hektaren bewirtschafteter Fläche wachsen dort hauptsächlich Rüebli, Lauch, Zwiebeln, Randen, Salat, Brokkoli, Fenchel, Rhabarber und Kartoffeln. Auf rund sieben Hektaren bedeckter Fläche gedeihen Tomaten, Gurken, Auberginen, Peperoni, Nüssler und Portulak. Zum Betrieb, der selbst kompostiert, gehört auch eine Mutterkuhherde mit Rätischem Grauvieh. Im Sommer beschäftigt der Betrieb bis zu 100 Mitarbeitende.
Abwechslungsreich
Für Yannick Etter war es naheliegend, Gemüsegärtner zu lernen. «Da ich schon früh zu Hause mithelfen durfte, habe ich rasch gemerkt, dass es ein abwechslungsreicher und vielfältiger Beruf ist.» Ohne Betrieb zu Hause wäre er wahrscheinlich nicht darauf gekommen, sagt er denn auch.
Etter findet den Kreislauf vom Anpflanzen übers Bewässern und Ernten bis hin zur erneuten Bodenbearbeitung faszinierend. «Auch die Technik wird immer interessanter, etwa die Hackroboter», sagt der Traktorenfan, der in seiner Freizeit mit seinem Team «Lago Laguma» an rund fünf Tractor-Pullings pro Jahr teilnimmt und gerne auf dem Rennkart Gas gibt. Seinen Pulling-Traktor hat er mit seinem Vater umgebaut. «Mein Team hat einen Wagen, in dem wir übernachten können. Dann bestaunen wir tagsüber Traktoren und am Abend gibt es ein schönes Fest.»
Dass der elterliche Betrieb Biogemüse anbaut, sieht Etter als Chance. «Wir haben schon viele Jahre Erfahrung, das ist sicher ein Vorteil. Es wird immer mehr Biobetriebe geben.» Er bemerke bei den konventionellen Berufskollegen ein zunehmendes Interesse am Bioanbau.
Ab ins Ausland
Auf die Frage, welches sein Lieblingsgemüse ist, findet Yannick Etter keine Antwort. «Ich will keines meiner Gemüse diskriminieren», sagt er mit einem Lachen. Genauer weiss er aber, was er jetzt nach dem Lehrabschluss machen will – nämlich noch einige Jahre auswärts arbeiten, bevor er zu Hause übernimmt. «Ich möchte einige Zeit im Ausland arbeiten, grössere Betriebe und andere Technologien sehen.» Ausserdem hat er sich Weiterbildungen vorgenommen, sicher die Betriebsleiterschule, möglicherweise auch noch den Agrokaufmann.
Was die Zukunft des Gemüsebaus in der Schweiz betrifft, bleibt Yannick Etter zuversichtlich. «Es kommt schon irgendwie gut, auch wenn es immer schwieriger wird, das Gemüse zu einem Preis zu vermarkten, der noch rentiert.» Neben einem möglichen Abbau beim Grenzschutz sieht er den immer stärker eingeschränkten Pflanzenschutz und das extremer werdende Wetter als grosse Herausforderungen. Auf ihn wartet jetzt aber erst einmal die Aufgabe Swiss Skills.
Mehr Informationen: www.swiss-skills.ch
Jeanne Woodtli
Artikel aus der Printausgabe
Dieser Artikel stammt aus der Printausgabe der BauernZeitung.