Wir kennen den Rhabarber vor allem in Form von Kompott, Flade oder Konfitüre. Doch wussten Sie, dass Rhabarber gar keine Frucht, sondern botanisch dem Gemüse zugeordnet wird? Doch einerlei, Rhabarber ist ein Tausendsassa. Wenn man Stefan Füglister dazu befragt, kommt er augenblicklich ins Schwärmen. «Rhabarber enthält sehr viel Vitamin C und wirkt im Körper entgiftend. Der Säuregehalt ist hoch und macht damit das Nahrungsmittel interessant für die verschiedensten Zubereitungsarten.» Tatsächlich ist es im Frühling eines der ersten Gemüse, das geerntet werden kann.

Wer kennt nicht die leckeren Gerichte, welche daraus entstehen. Wenn Oma ihren Rhabarber-Flade oder Wähe im Ofen hatte, roch das ganze Haus danach. Oder dann all die anderen Leckereien wie Konfitüren, Kuchen, Desserts, ja sogar Getränke gibt es unterdessen mit Rhabarber versetzt.

Rhabarber erlebt ein Revival

Dennoch betont Thomas Lehner: «Beim Rhabarber scheiden sich die Geister: Entweder man liebt ihn oder man kann nichts damit anfangen. Aber seit Corona erfährt der Rhabarber wie der Bärlauch ein Revival. Letztes Frühjahr, als die Leute während des Lockdowns wieder vermehrt selbst kochten, erlebten wir einen richtiggehenden Boom beim Rhabarber.»

Interessant ist, dass von diesem Tausendsassa von Gemüse nur die Stängel gegessen werden. Die grossen Blätter dienen zur Wasseraufnahme der Pflanze; sie enthalten Oxalsäure und sollten daher nicht verspeist werden. «Nach dem Johannistag, dem 23. Juni, zieht die Pflanze die Oxalsäure in die Wurzeln zurück und wandelt diese in die Energie um, die sie fürs Wachstum für das nächste Jahr benötigt», erklärt Stefan Füglister. «Ab diesem Tag sollte der Rhabarber dann auch nicht mehr verzehrt werden.»

[IMG 2]

Robuste Pflanze

Mitte Februar, wenn das Wachstum allmählich beginnt, werden die Pflanzen mit einem Vlies bedeckt. Wenn der Boden schön feucht ist und die Temperaturen steigen, beginnen die Pflanzen zu wachsen. Bei einem sehr trockenen Frühling werden sie bewässert. «Rhabarber ist eine widerstandsfähige Pflanze, die wenig Pflanzenschutzmassnahmen benötigt», sagt Thomas Lehner. «Jungpflanzen müssen vor Blattkrankheiten geschützt werden, damit sie sich gut entwickeln können.

Dank den grossen Blättern können sich die meisten Unkräuter nicht so stark verbreiten, dennoch darf man beispielsweise die Acker-Winden, oder die Ackerdisteln nicht ausseracht lassen.» Diese würden sich durch das Hacken noch vermehren, da jedes kleine Wurzelteil wieder zu einer Pflanze heranwachsen kann. Da kommt man um ein Herbizid als Einzelstockbehandlung fast nicht darum herum. Die Alternative wäre das Aushacken der Unkräuter und jeder einzelner Wurzel, was einen enormen Personalaufwand bedeuten würde. Eine weitere Möglichkeit wäre das Abdecken mit Plastik. Dabei muss aber die Herstellung und die Entsorgung des Plastiks in Betracht gezogen werden, von deren CO2 Bilanz ganz zu schweigen, so Thomas Lehner.

Ohne Handarbeit geht’s nicht

Rhabarber ist eine Dauerkultur. Wie Obstbäume oder Spargeln bleibt und wächst Rhabarber jahrelang auf derselben Fläche. «Der Rhabarberanbau ergänzt sich gut mit meinen anderen Betriebszweigen. Nebst den Pflegearbeiten im Frühling in den Kulturen und dem Anbringen der Hagelnetze, passt die Ernte des Rhabarbers am Morgen ideal in unseren Tagesablauf und die Mitarbeiter sind so ausgelastet», zeigt sich Stefan Füglister zufrieden. Die Ernte beginnt Mitte April und dauert bis zum längsten Tag des Jahres (dieser ist dieses Jahr am 21. Juni). Dabei ist Handarbeit gefragt: Der Stängel wird rausgezogen und das Blatt wird mit einem scharfen Messer kurzgeschnitten. Fünf bis sechs Mitarbeiter ernten so je um die 30-40 kg Rhabarberstangen pro Stunde. In Kisten gepackt gelangt die Ernte dann nach Stettfurt zur Firma Gamper, wo sie gewaschen und verkaufsfertig verpackt wird. Danach gelangen Sie u.a. in die Migros- und Volg Filialen in den Verkauf. Rund 20 Tonnen ernten sie mit ihren Mitarbeitern jährlich.

Auch Stefan Füglister und Thomas Lehner geniessen die Frucht, äxgüsi, das Gemüse selbst sehr gerne. Stefan am Liebsten in Form von Götterspeise und Thomas hat für Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein altes Rezept mitgebracht, wie er Rhabarber am liebsten mag, nämlich als «Rhabarberkuchen mit Baiserguss». Dieses Rezept finden Sie im Kasten unten.

[IMG 3]

 

Betriebsspiegel

LN: 15 ha Land

Betriebszweige: Pouletmast, 30-32 Aufzuchtrinder

Kulturen: 75 a Tafelkirschen, 60 a Heidelbeeren, 1 ha Rhabarber

BZG mit Thomas Lehner, Braunau, in den Betriebszweigen Pouletmast und Rhabarberproduktion.

Pflanzenschutz wird mit Thomas Lehner betrieben

 

 

Rezeptidee: Rhabarberkuchen mit Baiserguss

250 gr Margarine

200 gr Zucker

1 Vanillezucker

5 Eigelb

300 gr Mehl

2 TL Backpulver, etwas Milch                              Brühteig auf Backblech 

1 kg Rhabarber klein schneiden mit                    auf den Rührteig geben

heiss Wasser überbrühen, Wasser

weggiessen

 

175 Grad 20 Min. backen

 

5 Eiweiss fest schlagen     

200 gr Zucker, einziehen lassen                          auf den Kuchen geben

10 Min. weiter backen

Mit Puderzucker bestäuben