In der Region Seerücken und Untersee gibt es viele Kraftorte. Davon ist Roman Ochsner überzeugt. Der ehemalige Landwirt und Initiant des Golfclubs im thurgauischen Lipperswil verweist dabei auf Orte wie zum Beispiel die Kartause Ittingen, das historische Städtchen Stein am Rhein aber auch auf zahlreiche alte Kirchen und Schlösser in dieser Region. Von all diesen Orten würde eine eigene Kraft ausgehen, sagt Ochsner. Aber auch aus dem Zusammenspiel von Terroir und Trauben würden Weine mit einer besonderen Kraft entstehen. Und was für Trauben gelte, habe auch etwa für Gemüse und andere landwirtschaftliche Produkte seine Richtigkeit.

Potenzial nicht ausgeschöpft

Roman Ochsner ist überzeugt, dass die Region Seerücken-Untersee als Ganzes als «Kraftgegend» bezeichnet werden kann. Als eine Region, aus der Bewohner wie auch Besucherinnen und Besucher Kraft schöpfen können. Ochsner bedauert aber, dass das touristische Potenzial dieser Gegend nur ansatzweise ausgeschöpft wird. Dies will der Verein «Kraftgegend Seerücken-Untersee» mit der Schaffung einer gleichnamigen Herkunftsmarke ändern. Die Vorbereitungen dazu sind weit fortgeschritten. Die Verantwortlichen haben das Projekt am Montag den Medien vorgestellt.

Kantonsübergreifend

Der Perimeter der zukünftigen Kraftgegend Seerücken-Untersee ist gross. Er erstreckt sich entlang von Untersee und Rhein von Kreuzlingen bis nach Schlatt vor den Toren der Stadt Schaffhausen. Die südliche Grenze der Kraftgegend bildet die Thur. Bestandteil der Kraftregion sind auch das schaffhausische Stein am Rhein und das zürcherische Stammheim. In dieser Region leben etwas über 72 000 Einwohner. Nur gut 25 000 von ihnen haben ihren Arbeitsplatz in der Kraftgegend. «Wenn es etwas mehr wären, könnte die ganze Region profitieren», finden die Initianten der neuen Herkunftsmarke. Und auch in der touristischen Infrastruktur mit etwa 1500 Betten sehen die Initianten der Kraftgegend ein Ausbaupotenzial.

Von Landwirtschaft geprägt

Die Region Seerücken-Untersee umfasst laut Medienunterlagen eine Fläche von 326 Quadratkilometern. Mehr als die Hälfte davon ist Landwirtschaftsfläche. Die Anbaufläche für Wein beläuft sich auf über 300 Hektaren. Im Projektperimeter befinden sich zahlreiche Gemüsebetriebe, zum Beispiel die Biotta, um nur einen zu nennen. Aber auch andere landwirtschaftliche Betriebe, die auf Spezialitäten oder auf die Direktvermarktung setzen, könnten von einer Herkunftsmarke «Kraftgegend Seerücken-Untersee» profitieren.

 

Keine Konkurren zu bestehenden Organisationen

Der Verein Kraftgegend See­rücken-Untersee will die bestehenden Tourismusorgani­sationen in der Region oder Organisationen wie etwa Agrotourismus Thurgau nicht konkurrenzieren. Er versteht sich vielmehr als Ergänzung mit einem regionalen Fokus zu diesen Organisationen, mit denen er eine Zusammenarbeit anstrebt. Die Ziele, die der Verein Kraftgegend Seerücken-Untersee anstrebt, sind in vielen Punkten vergleichbar mit jenen eines regionalen Naturparks. Die Einrichtung eines solchen Parks steht im Kanton Schaffhausen gegenwärtig in der Endphase.
Im Kanton Thurgau ist allerdings vor Jahren das Projekt für 0die Einrichtung eines Naturparks Seerücken am Widerstand der Landwirtschaft und der Bevölkerung gescheitert. Für Roland Werner liegt das daran, dass das damalige Projekt nicht aus der Bevölkerung gewachsen sei, sondern von aussen her aufgezwungen werden sollte.
Ein Projekt wie die Lancierung der Kraftgegend Seerücken Untersee müsse von der Be­völkerung getragen werden, betont auch Roman Ochsner. Und: «Um so etwas umzusetzen, sind Macher gefragt.»

 

Positives Echo

Am Anfang der Bestrebungen zur Lancierung des neuen Labels standen die Pläne Roman Ochsners, den Golfclub Lipperswil in ein Golfresort aufzuwerten. Im Kontakt mit Thomas Harder von der Firma Swiss Brand Experts entstand dann die Idee, die Herkunftsmarke «Kraftgegend Seerücken-Untersee» zu lancieren. Die Vorbereitungen zur Vereinsgründung laufen seit etwa zwei Jahren. In dieser Zeit sind laut Harder zahlreiche Gespräche mit positivem Echo geführt worden. Vertreter von Firmen, Politik und der Landwirtschaft, aber auch Private hätten ihre Mitgliedschaft im Verein zugesagt oder ihr Interesse angemeldet. Die Vereinsgründung ist auf den 30. Oktober angesetzt. Designierter Präsident ist Roland Werner, ehemaliger Präsident der Thur Milch Ring AG sowie von Agromarketing Thurgau. Das Projektteam besteht aus Fachleuten der Umgebung. Zu diesen gehört auch Martin Huber vom BBZ Arenenberg. Und auf dem Arenenberg soll auch die zukünftige Geschäftsstelle des Vereins angesiedelt werden.

Typische Produkte

Produkte, die inskünftig das Herkunftslabel «Kraftgegend See­rücken-Untersee» tragen dürfen, müssen folgende Bedingungen erfüllen:

  • Sie müssen im Perimeter Seerücken-Untersee entstanden und für die Region typisch sein.
  • Sie müssen von einer hochwertigen Qualität sein und ressourcenschonend hergestellt werden.
  • Ein Punktesystem soll als Basis für die Verleihung des Labels «Kraftgegend» massgebend sein.
  • Solche Systeme werden auch bei anderen Herkunftsbezeichnungen angewendet.
  • Die Mitglieder des Vereins Kraftgegend Seerücken-Untersee erhalten eine Kraftgegend-Vorteilskarte und können über diese von exklusiven Angeboten profitieren.

Möglichst viele Mitglieder

Die Aktivitäten der Herkunftsmarke Untersee-Rhein sollen über die Mitgliederbeiträge des Trägervereins finanziert werden. Ziel ist es, möglichst viele Bewohner der Region als Mitglieder zu gewinnen, aber auch alle Gemeinden im Perimeter sowie Unternehmer und Institutionen wie etwa Museen. Zur Mitfinanzierung einzelner Projekte über Bund und Kanton möchten die Initianten des neuen Labels aber auch PRE-Projekte (Projekte zur regionalen Entwicklung) prüfen und von Mitteln der Neuen Regionalpolitik profitieren.