«Durch die langjährige Verbandsarbeit sehe ich bei uns auf dem Betrieb und auch bei anderen Bauernfamilien, wo der Schuh drückt. Und das ist sehr wertvoll.» Dies macht Susanne Strub zu Beginn des Gesprächs deutlich. Sehr wertvoll empfindet sie auch das Projekt Regionale Entwicklung (PRE) «Genuss aus Stadt und Land». Dieses PRE wird von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft gemeinsam getragen. Die beiden Räte haben ihre Zustimmung Mitte des vergangenen Monats gegeben.
Wertschöpfung für viele Betriebe
«Genuss aus Stadt und Land» sei für die ganze Region eine grosse Chance und biete die ideale Plattform, um gesunde Lebensmittel noch besser zu vermarkten, ist Susanne Strub überzeugt. Sie hofft, dass das Projekt sowohl Landwirtschaftsbetrieben wie auch deren vor- und nachgelagerten Betrieben mehr Wertschöpfung bringe. Susanne Strub war als Vorstandsmitglied des Bauernverbands beider Basel (BVBB) bei der Initiierung des PRE beteiligt. Und auch in ihrer Funktion als Baselbieter Landrätin hat sie massgeblich dazu beigetragen, dass das Projekt im Landrat eine Mehrheit fand. Denn aus ihrer eigenen Partei heraus gab es einen Rückweisungsantrag. Zudem opponierte der Metzgermeisterverband beider Basel und Umgebung, dass die Förderung für das Teilprojekt Schlachthaus Basel-Landschaft marktverzerrend und nicht wettbewerbsneutral sei.
Gewachsen und geschlachtet im Baselbiet sind gut für den Verkauf
«Diesen Vorwurf will ich so nicht gelten lassen», ereifert sich Susanne Strub. Zumal der Metzgermeisterpräsident Martin Zimmermann im Projektteam Schlachthof mitgearbeitet habe und dann doch noch dagegen schoss. Das besagte Teilprojekt sieht ein Schlachthaus vor, das als Aktiengesellschaft und genossenschaftlich gebaut werden soll. Es biete sowohl Landwirten wie auch Metzgern eine Chance, ist die Landrätin überzeugt. Kurze Transportwege und die Tatsache, dass die Tiere im Baselbiet herangewachsen sind und auch geschlachtet werden, seien gute Verkaufsargumente.
Gute Argumente helfen, die Mehrheit zu überzeugen
Susanne Strub liess sich vom Gegenwind nicht vom Kurs abbringen. Mehrfach wird im telefonisch geführten Gespräch deutlich, dass die Bäuerin und Politikerin ihre Arbeit mit viel Herzblut und Überzeugung ausführt. Sie verstand es, mit guten Argumenten in ihrer Fraktion die Mehrheit für das PRE zu gewinnen. Eines dieser Argumente lautet: «Stehen wir zu unserer Landwirtschaft und den Produkten, die vor unserer Haustüre mit strengen Auflagen und transparent produziert werden.»
Es folgt nun die Detailplanung der unterschiedlichen Teilprojekte
Als nächster Schritt steht nun die Grundlagenetappe an. Die 23 eingereichten Teilprojekte werden im Detail geplant und nach und nach umgesetzt. Bis 2026 müssen alle Projekte umgesetzt sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt 16,4 Mio Fr. Der Bund beteiligt sich mit 4,9 Mio Fr. «Dieser Betrag fliesst zurecht in unsere Region und kommt Landwirtschaft und Gewerbe zugute», betont Susanne Strub. Denn noch nie hätten die beiden Basel solche Bundesgelder in Anspruch genommen. Die 23 Teilprojekte seien unterschiedlicher Natur. Es handelt sich um eine breite Palette von verschiedenen kleineren und grösseren Projekten. Vom einzelbetrieblichen Projekt der Hofkäserei Nebiker in Buckten, über den touristischen Honigweg in Rünenberg, bis hin zum grossen gemeinschaftlichen Regio-Schlachthaus Stadt und Land der Metzger Peter Andrist und Christoph Jenzer, um nur einige zu nennen. Die Verantwortlichen wollen erreichen, dass das gemeinsame Logo, «Genuss aus Stadt und Land», in den Köpfen der Konsumenten hängen bleibt und sie so darauf sensibilisiert, was die Region für tolle Sachen zu bieten habe, erklärt Susanne Strub leidenschaftlich.
Der Apéroservice der Bäuerinnen und Landfrauen ist gefragt
Viel Herzblut und Engagement wendet die Bäuerin aber nicht nur für das PRE, sondern auch für den Baselbieter Bäuerinnen-Apéro (BLBA) auf. Strub ist Mitgründerin der GmbH, welche seit knapp sieben Jahren Apéros bereitet. Unüberhörbar schwingt grosse Freude in ihrer Stimme mit, als sie vom BLBA erzählt. Die Firma entstand aus einer Not heraus. Immer häufiger wurde der Vorstand des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel (BLVbB) angefragt, Apéros auszurichten. Die Frauen stiessen irgendwann personell und von der Infrastruktur her an ihre Grenzen. Ein Projektteam aus dem BLVbB mit Maya Mohler vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Sissach, als fachliche Begleitperson und der damaligen Geschäftsführerin vom Bauernverband beider Basel, Franziska Hochstrasser, erarbeiteten in rund 1000 Arbeitsstunden während eines Jahres ein Konzept. Sich diese Zeit genommen zu haben und sich auch gut beraten zu lassen, sei die richtige Entscheidung gewesen, meint Susanne Strub rückblickend.
Beim Start war der Bundespräsident dabei
Nebst Susanne Strub als Leiterin Kommunikation und Materialverwaltung, bilden Katja Gisin, Rickenbach, Kontaktperson und Koordination Apéros, sowie Jeannette Imhof, Sissach, zuständig für Administration und Rechnungsführung, die Geschäftsleitung. Was offiziell Ende Juni 2013 fulminant an einem Gästeapéro mit dem damaligen Bundespräsidenten Ueli Maurer als Ehrengast begann, ist auch heute noch erfolgreich unterwegs. Und zwar so erfolgreich, dass ein für den Start erhaltenes zinsloses Darlehen früher als geplant zurückbezahlt werden konnte. «Der Apéroservice bedeutet mir sehr viel», erklärt Susanne Strub. Sie sei stolz darauf, dass sich der Service einen solch guten Namen geschaffen habe. Zudem mache ihr die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen grossen Spass.
Produziert wird in der heimischen Küche
Die Frauen produzieren allesamt in ihrem eigenen Zuhause die benötigten regionalen und saisonalen Speisen. Zu vorgegebener Zeit erfolgt die Anlieferung ans Lager, welches das gesamte Geschirr beherbergt und sich auf dem Hof von Susanne Strub befindet. Von dort geht es dann gemeinsam weiter zu den jeweiligen Anlässen. Susanne Strub sagt über sich selbst: «Ich bin gerne Bäuerin und bin stolz auf meinen Berufsstand.» Zudem liebt sie den Kontakt zu Menschen. Sie schätzt sehr, dass ihr Mann Eugen ihr stark den Rücken freihält und gar Kochen gelernt hat, damit sie so engagiert ihrer Arbeit nachgehen kann. Doch auch Susanne Strub muss mal abschalten, was ihr besonders gut auf dem Hof gelinge, der etwas abseits liege. «Der Hof ist mein persönliches Paradies.» Das denkt sie immer wieder, wenn sie etwa von Liestal zurück nach Hause kommt.