«Ich lese gerade die Rückmeldungen der Besucher, und die sind durchwegs begeistert», berichtet Andrea Camadini, die beim Schweizer Bauernverband (SBV) für den Tag der offenen Hoftüren zuständig ist. Ein Besucher berichtet voller Freude, dass er die Geburt eines Kälbchens miterleben durfte. Ein Erlebnis, das ein Nichtlandwirt sonst nie hat und das er nicht mehr so schnell vergessen wird. Camadini ist überzeugt, vonseiten Konsumenten wäre das Bedürfnis gross, sich über die landwirtschaftliche Produktion zu informieren.
Grosser Aufwand
Im Projektkonzept habe man mit rund hundert Betrieben und 12 000 Besuchern gerechnet. Vor Corona war die Zahl der Betriebe, die beim Projekt mitmachten, gar grösser. Nun sind es noch 64. Aber immerhin schon wieder mehr als im vergangenen Jahr, als nur noch 55 Betriebe ihre Türen für die Konsumenten öffneten. «Für die Betriebe ist der Aufwand relativ gross», ist sich Camadini bewusst. Dies sei häufig ein Argument, dass ein Betrieb nicht mehr mitmache. Für einige sei auch die Jahreszeit nicht so praktisch. Für andere wiederum, die beispielsweise saisonale Produkte vermarkten, ist der Juni super.
Mehr Betriebe
Der SBV sieht im Projekt viel Potenzial und will mehr Betriebe motivieren. Denn für den SBV sind solche Hofprojekte wichtig. Sie ermöglichen, dass Besucher mit einem gefüllten Rucksack an Eindrücken nach Hause gehen können.
Tag der offenen Hoftüren
Die Frage, woher Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden, das bewegt die Konsumenten. Viele haben sich von der Landwirtschaft entfremdet und freuen sich über eine Gelegenheit, hinter die Hoftüre zu schauen. Mit dem «Tag
der offenen Hoftüren» am vergangenen Sonntag bot sich europaweit auf verschiedenen Höfen die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen.
Der Dialog zwischen Konsument und Produktion ist anspruchsvoll geworden. Je komplexer die Landwirtschaft wird, je mehr sich die Bevölkerung davon entfremdet, desto schwieriger ist es zu erklären, woher Lebensmittel kommen. Mit dem Tag der offenen Hoftüren, der jeweils im Juni unter dem Patronat des Schweizer Bauernverbands (SBV) stattfindet, soll der Dialog gefördert werden. In der ganzen Schweiz ergriffen 64 Betriebe die Möglichkeit und öffneten ihre Hoftüren für Besucher. Vom klassischen Milchproduktionsbetrieb über den agrotouristischen Hof oder den Winzer bis hin zum Känguruhof, die Konsumenten hatten die Wahl, wo sie sich umschauen wollten. Bei 47 719 aktiven Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz bleibt allerdings die Beteiligung bescheiden.
Der SBV unterstützt die teilnehmenden Betriebe mit Informationsmaterial und gibt Tipps zur Organisation des Anlasses. Die Betriebe sind bei der Gestaltung des Tages frei. Gerade für Betriebe mit Direktvermarktung ist es eine Gelegenheit, ihren Kundenstamm zu pflegen.
Weitere Informationen zum Tag der offenen Hoftüren
Was sind Ihre Erfahrungen mit diesem Anlass?
Christine Loosli, Diegten
Wir konnten gute Kontakte zu Konsumenten knüpfen und Einblicke in die Landwirtschaft geben. Das ist wichtig. Die Organisation bedeutet einiges an Aufwand, das ist nicht zu unterschätzen. Der Anlass findet jedoch nicht jedes Jahr auf unserem Hof statt. Bei uns in der Umgebung findet der Tag der offenen Hoftüre jährlich auf einem anderen Betrieb statt und die Berufskollegen helfen sich gegenseitig aus.
Esther Hürlimann, Madiswil
Jedes Jahr wird es mit der Organisation einfacher. Wir öffnen an zwei Tagen nach einander unsere Hoftüren. Der Aufwand ist eh da und die Besucher verteilen sich so besser. Wir wollen die Leute auf den Hof locken und betreiben daher viel Aufwand. Als Direktvermarkter und Dienstleister für Hoftötungen ist dies eine super Sache. Wir können der Bevölkerung unsere Arbeit aufzeigen und haben neue Kunden gewonnen.
Sereina Grieder, Tecknau
Wir haben die erste Durchführung, die wir ganz auf Familien ausgerichtet haben, sehr positiv erlebt. In unserer neuen Remise war Platz, um den Anlass durchzuführen. Es sind aber viele helfende Hände nötig. Die Idee war, den Leuten vom Dorf unsere Hirschzucht zu zeigen und allenfalls neue Kunden zu gewinnen. Ob das gelungen ist, wissen wir noch nicht. Etwa 20 Prozent der Besucher waren uns unbekannte Menschen.