Bis 2050 soll die Schweiz nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Dieses Netto-Null-Ziel hat der Bundesrat 2019 beschlossen (wir berichteten). Heute hat er nun die «Langfristige Klimastrategie der Schweiz» gutgeheissen, schreibt der Bundesrat in einer Medienmitteilung. Im Herbst veröffentlichte das Bundesamt für Energie bereits die Energieperspektiven 2050+ (wir berichteten).
Die langfristige Klimastrategie formuliert zehn strategische Grundprinzipen, welche die Schweizer Klimapolitik in den kommenden Jahren prägen sollen und zeigt mögliche Entwicklungen und Zielsetzungen für die Sektoren Gebäude, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Ernährung, den Finanzmarkt, die Luftfahrt sowie die Abfallindustrie auf. Während die Treibhausgase laut der Strategie in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie um knapp 90 Prozent vermindert werden können, sei im Bereich Landwirtschaft und Ernährung eine Reduktion der Emissionen um mindestens 40 Prozent möglich.
CO2-Gesetz soll die Weichen stellen
Die Klimastrategie knüpfe an das revidierte CO2-Gesetz an, das 2022 in Kraft treten soll, heisst es weiter. Damit werden die Weichen für das Netto-Null-Ziel 2050 gestellt. Da gegen das CO2-Gesetz das fakultative Referendum ergriffen wurde, stimmt die Bevölkerung darüber ab.
Da die Kosten eines ungebremsten Klimawandels die Kosten der Massnahmen für den Klimaschutz bei weitem übersteigen, sei das Netto-Null-Ziel für die Schweiz auch «von grossem wirtschaftlichen Interesse», so der Bundesrat. Zudem werde Geld, das heute für fossile Brenn- und Treibstoffe ins Ausland abfliesse, künftig in das einheimische Gewerbe investiert.
Die Ziele für die Landwirtschaft
Die Emissionen der landwirtschaftlichen Produktion verteilt sich auf die Methan- und Lachgasemissionen aus der Nutztierhaltung und der Anwendung von Düngern, die Treibhausgase aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe sowie die Kohlenstoffbilanz der landwirtschaftlich genutzten mineralischen und organischen Böden und der darauf angebauten Biomasse.
Laut dem Bericht lagen die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft 2018 bei 7,3 Millionen Tonnen CO2eq und damit rund 1,1 Millionen Tonnen CO2eq beziehungsweise knapp 13 Prozent unter dem Wert von 1990. Obwohl die Emissionen seit 1990 gesunken sind, befinden sich die Werte seit 2007 nicht mehr auf dem in der Klimastrategie Landwirtschaft definierten Zielpfad, welcher eine lineare Reduktion von einem bis zwei Dritteln bis 2050 gegenüber 1990 vorsieht, heisst es im Bericht. Das Ziel für das Jahr 2020 werde voraussichtlich ebenfalls verfehlt.
Zielsetzungen 2050 im Wortlaut
Dank günstigen Rahmenbedingungen für nachhaltige Ernährungssysteme sinkt der TreibhausgasFussabdruck der Ernährung im Einklang mit dem Netto-Null-Ziel und eine weitere Verlagerung der Treibhausgasemissionen ins Ausland wird vermieden.
- Die Treibhausgasemissionen der landwirtschaftlichen Produktion im Inland sind gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent reduziert.
- Die Schweizer Landwirtschaft trägt 2050 mit mindestens 50 Prozent einen wesentlichen Teil zur Nahrungsmittelversorgung der Schweiz bei.
Lesen Sie den gesamten Bericht hier.
Treibhausgasemissionen auch Thema der AP 22+
Auch in der AP 22+ ist die Reduktion der Treibhausemissionen vorgesehen. «Gemäss der Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik nach 2022 (AP 22+) soll die Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen in einer Zwischenetappe bis 2025 um 10 Prozent gegenüber 2015 senken», heisst es weiter. Dies entspreche ungefähr einer Reduktion um 19 Prozent gegenüber 1990 und sei ebenfalls im Einklang mit dem Mindestziel der Klimastrategie Landwirtschaft. «Erreicht werden soll das Zwischenziel insbesondere durch zusätzliche Anforderungen und Anreize beim ökologischen Leistungsnachweis, bei den Direktzahlungen und Strukturverbesserungen sowie dank Pilotprojekten und Netzwerken», steht es im Bericht.
Nicht alle Emissionen vermeidbar
Da die Schweizer Landwirtschaft auch 2050 einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelversorgung der Schweizer Bevölkerung leisten soll, können nicht alle Emissionen vollständig vermieden werden, heisst es weiter. Rund 4,1 Millionen Tonnen CO2 aus der landwirtschaftlichen Inlandproduktion liessen sich unter den getroffenen Annahmen nicht vermeiden, da es sich bei der Lebensmittelproduktion um Treibhausgasemissionen handle, die an biologische und biophysikalische Prozesse gebunden seien und aus diffusen beziehungsweise zeitlich und räumlich stark variablen Quellen stammen. Ausserdem seien alle Betriebe sehr unterschiedlich. Es sei schwierig, allgemeingültige Massnahmen zu entwickeln und die Treibhausgasemissionen auf Ebene der Einzelbetriebe präzise zu bilanzieren.
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