Mooh vermarktet über 20 Prozent der Schweizer Milch landesweit. Wir haben uns mit Geschäftsführer René Schwager und der Kommunikationsbeauftragten Gabriela Küng über Mooh und den Markt unterhalten.
Sie zahlen eher unterdurchschnittlich, warum?
René Schwager: Wir waren im ersten Halbjahr tatsächlich nicht ganz dort, wo wir sein wollen, nämlich mindestens beim Durchschnittspreis. Aktuell zahlen wir dafür sehr gute Preise. Für den harzigen Start ins Jahr gibt es mehrere Gründe. Erstens haben wir Hauptkunden, die aufgrund Ihrer Positionierung in den letzten Jahren nicht die besten Preise bezahlt haben. Zweitens haben wir im Winter und Frühjahr recht schlecht ausgesehen, weil wir sehr Käse-lastig sind. Die Preise für Käse haben in der Corona-Krise nicht so stark zugelegt, wie Molkereiprodukte, deshalb konnten wir nicht ganz mithalten.
Was unternimmt Mooh, um das zu verbessern?
Wir wollen vermehrt in Wertschöpfungsstärkere Kanäle. So erhöhen wir derzeit die Preise beim Industriekäse stark. Zum B-Milch-Preis wird heute keine Mooh-Milch mehr verkäst. Heute kann man B-Milch für umgerechnet 60 Rp. verkaufen. Auf der anderen Seite löst lange nicht alle A-Milch den A-Preis und wird zum Teil unter 60 Rp. verkauft. Deshalb ist es falsch, allzu stark segmentbezogen zu diskutieren.
Das heisst, die Segmentierung braucht es gar nicht mehr?
Doch, dank der Segmentierung können wir bei Milchprodukten wie Past- und UHT-Milch, wo wir den Grenzschutz noch haben, den A-Milch-Richtpreis von71 Rp./kg annähernd halten.
Sind auch die Transportkosten ein Grund für Euer Preisniveau?
Unsere durchschnittlichen Transportkosten liegen bei rund 4 Rp./kg mit allem drum und dran, weil wir auch in abgelegeneren Gebieten Milch sammeln. Je nach Sammlungsgebiet sind diese natürlich sehr unterschiedlich – ein flaches, gut zusammen-hängendes Gebiet kann schnell1 Rp./kg günstiger sein.
Aber sie belohnen grosse Produzenten auch mit einem Grossmengen-Zuschlag?
Ja, wir verrechnen pro Abholung eine Pauschale ab. Diese ist in Randgebieten etwas höher. Wenn einer zum Beispiel eine Abholpauschale von 21 Fr. hat, dann ist das bei 3000 Litern im Tank nicht viel, aber bei 300 Litern tut das weh.
Wie reagieren die Produzenten auf die Preissituation?
Wenn man proaktiv kommuniziert, sind die Reaktionen meist positiv. Der grosse Teil ist gut bis sehr gut zufrieden. In den ersten Jahren nach der Fusion haben wir etwas an Nähe verloren zu den Landwirten, aber wir sind jetzt dran, das zu verbessern, indem wir mehr rausgehen und mehr Zeit für die Betreuung einsetzen.
Gabriela Küng: Wir informieren so transparent wie möglich. Uns ist sehr wichtig, dass die Produzenten den Markt verstehen, deshalb informieren wir sechs Monate im Voraus über die Preise, ein Monat voraus fix, die nächsten fünf Monate mit Schätzungen. Wir sind auch dran, ein Intranet für unsere Produzenten aufzubauen, so dass sie alle ihre Milchdaten bei uns haben. Ein weiteres Element ist das Verteilen von Hoftafeln, so können wir die Sichtbarkeit und unsere Mitgliederbindung erhöhen.
In der Tendenz nimmt die Milchmenge ab, hat das positive Effekte auf den Preis?
Schwager: Für den Markt und die Preise ist die knappe Milchmenge eher positiv. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass das ein langfristiges Thema ist. Der Preisunterschied zur EU ist im Moment eher hoch, aber wenn sich dort der Markt erholt, gibt es auch für uns noch ein wenig Potenzial nach oben.
Ist die Butter-Knappheit Ausdruck eines gesunden Marktes?
Das ist nicht falsch. Aber wir exportieren immer noch rund 8000 t Butter via Schoggigesetz-Nachfolgelösung. Das ergibt keinen Sinn, wenn wir längerfristig zu wenig Butter haben. Was mich hingegen aufregt, ist wenn bestehende Marken für Schweizer Butter mit Importbutter verwässert werden. So wird langjährige Aufbauarbeit der Produzenten in Sachen Swissness zerstört.
Mooh trägt verschiedene Hüte, wie wird sichergestellt, dass die Produzenten-Interessen gewahrt bleiben?
Nein ganz im Gegenteil – Mooh hat einzig den Zweck, die Milch ihrer Lieferanten nachhaltig zu einem guten Preis zu verkaufen. Deshalb haben wir nur einen strategischen Verwaltungsrat, der fast ausschliesslich mit Produzenten besetzt ist. Dort wird überprüft, ob die Tochterunternehmen tatsächlich diese Ziele verfolgen.
Mooh in China: 50 Fr./kg Switzerland Swiss
Noch bevor die Nordostmilch 2016 das Milchgeschäft mit der Miba zu Mooh zusammenlegte, hat diese 2010 die Firma Swissmooh gegründet. Auslöser für die Gründung war die schwierige Situation auf dem Milchmarkt. Damals verlor Nordostmilch grössere Mengen Milch im Absatz und suchte nach Möglichkeiten, im Ausland neue Märkte zu erschliessen.
30 000 Pakete pro Monat
Der Anfang war nicht einfach. Schon vor der Firmengründung hat Nordostmilch Industriekäse in die EU exportiert. Mit diesen Erfahrungen strebte man dann mit Swissmooh einen modernen und coolen Auftritt im Premiumsegment auf dem asiatischen Markt an. Zunächst versuchte man sich im Vertrieb mit eigenen Läden in China, musste dann aber Lehrgeld bezahlen, wie sich Mooh-Geschäftsführer René Schwager erinnert. Das Projekt war auf der Kippe, aber heute ist das anders. «Seit 2016 vertreiben wir unsere Produkte nur noch online auf grossen chinesischen E-Handels-Portalen», sagt Schwager. Nicht weniger als 20 Mitarbeitende sorgen von der Stadt Quingdao, dem viertgrössten Hafen Asiens, aus, für den Vertrieb der Produkte aus Mooh-Milch, und das mit Erfolg. «Heute haben wir sehr schöne Zahlen», sagt er. Der Milchmengenanteil, der von Swissmooh vermarktet wird, beträgt bereits rund 2 % und soll bis 2025 auf 5 % anwachsen. «Wir exportieren die Produkte in Containern via Seefracht nach China und versenden dort pro Monat rund 30 000 Pakete an unsere Kunden», sagt Schwager. Der Durchschnittspreis liegt bei beachtlichen 80 Fr./kg für AOP-Käse. Aber auch der Grosslochkäse Switzerland Swiss geht in Stickform für nicht weniger als 50 Fr./kg über den virtuellen Ladentisch. Die Corona-Krise habe zu einer Verdreifachung des Umsatzes geführt, so Schwager.
Onlineverkauf auf Cheezy.ch
In der Schweiz strebt Mooh mit dem kürzlich lancierten Online-Shop Cheezy.ch nun eine ähnliche Erfolgsgeschichte an. Im Sortiment ist Käse aus dem Premiumbereich, wobei die Pakete mit regionalen Spezialitäten wie Bier aus Kleinbrauereien ergänzt werden. «Um dem Projekt zum Durchbruch zu verhelfen, haben wir einen absoluten Onlinecrack ins Team geholt», sagt Schwager. Auch der Verpackung werde hohes Augenmerk geschenkt.