Schweizer mögen edle Stücke. Mit der grossen Nachfrage nach Edelstücken begründet Coop auf Anfrage der BauernZeitung den Flugimport von Rindsentrecôte aus Uruguay, bzw. Paraguay. Das Stück wird heute als "Festtagsangebot" beworben. Man kompensiere aber den CO2-Ausstoss in Zusammenarbeit mit dem WWF.
«Unvermeidbare Transporte»
Bei der Klimaschutz-Partnerorganisation Myclimate ist zu lesen, der Detailhändler kompensiere «unvermeidbare Flugtransporte» und z. B. Emissionen aus den Lieferfahrten für «Coop@home» seit 2007 über Projekte mit dem WWF in Entwicklungs- und Schwellenländern. So wurden etwa in Indien oder Nepal tausende Biogasanlagen gebaut oder in Papua-Neuguinea die Abwasserbehandlung modernisiert. Mittlerweile gibt es auch Projekte in der Schweiz, z. B. die Förderung von Agroforstsystemen.
"Man bräuchte keine keine Fleischimporte"
Es stellt sich aber die Frage, wie unvermeidbar der Import von Rindsentrecôte ist. Der WWF schreibt dazu, man habe bei Coop eine Änderung der Herkunftsländer und Innovation in der Produktion erwirken können. Z. B. sei eine Rinderzucht im Baltikum nach den Anforderungen von Mutterkuh Schweiz aufgebaut worden, um Flugtransporte zu vermeiden.
Das sei ein Zwischenschritt, denn «wenn Tiere vernünftig im Sinne von nose to tail verwertet, weniger Edelstücke nachgefragt und wir alle weniger Fleisch konsumieren würden, bräuchte es keine Fleischimporte», so die Umweltschutzorganisation.
Coop betont, Schweizer Fleisch habe Priorität. 80 Prozent des Angebots stammten aus inländischer Produktion.
Deutlich tieferer Preis fürs Importfleisch
Die Finanzierung der Kompensationsprojekte macht eingeflogene Produkte teurer. Als Lenkungsabgabe soll sie so die Verantwortlichen zur Vermeidung von Flugtransporten motivieren. Inwieweit macht es da Sinn, ein Rindsentrecôte aus Uruguay als Aktion im Advent zum halben Preis anzubieten? Dies, obwohl es bereits ausserhalb der Aktion deutlich billiger ist als dasselbe Stück aus der Schweiz (Fr. 7.90 im Vergleich zu Fr. 9.10 pro 100 g für das inländische Produkt). Die Lenkungsabgabe funktioniert laut WWF. Das Verhältnis von CO2 zu Umsatz sei bei Coop seit 2007 um 19,1 Prozent gesunken.
«Ganz generell ist es aber nicht im Interesse des WWF, dass Fleisch zu Tiefpreisen angeboten wird», heisst es weiter. Und zwar unabhängig davon, ob es ein Flugtransport war oder nicht.
Der Konsum steuert
Aktionspreise sollen zum Kauf eines Produkts motivieren. In diesem Fall aber erscheint das paradox: Coop bezahlt einen höheren Preis für das per Flugzeug importierte Fleisch, finanziert damit Kompensationsprojekte im In- und Ausland und gibt nach eigenen Angaben Schweizer Fleisch den Vorzug. Dann aber wird eben jenes eingeflogene Rindsentrecôte für weniger als die Hälfte des Preises eines Schweizer Produkts in den Verkaufsregalen angeboten und ausgiebig als Aktion und Festtagsangebot beworben.
Einerseits scheint Coop also zu versuchen, die Nachfrage zu befeuern. Andererseits rechtfertigt man den Import dieser Ware mit der grossen Nachfrage nach edlen Stücken. Schuld sei also der Konsument. Der WWF schreibt, man versuche bei Coop zu erwirken, dass Flugwaren nicht in Aktionen angeboten werden.
Kurze Transportwege bei Schweizer Fleisch
CO2-Kompensationen sollen die Umwelt schützen, sie helfen aber inländischen Produzenten nicht, oder zumindest nicht direkt. Bei Schweizer Fleisch sind die Transportwege kürzer. Immerhin werden die Rinder in Uruguay gut und auf grossen Weiden ohne hormonelle und nicht-hormonelle Leistungsförderer gehalten, wie Coop schreibt.
Schweizer Konsumenten scheinen den Wert inländischen Fleisches anzuerkennen. Das lässt der Marktbericht Fleisch des Bundesamts für Landwirtschaft vermuten: Im ersten Halbjahr 2019 ging der Anteil von Fleisch bei den Auslandeinkäufen (Einkaufstourismus) zurück. Obwohl dank des starken Frankens die Ware dort etwa ein Drittel
billiger gewesen wäre.
Eingeflogenes Rindsentrecôte kostet im heimischen Coop allerdings weniger als halb so viel wie ein schweizerisches.
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