AboBrennpunkt NahrungDie Ernährungssicherheit ist nicht gewährleistetFreitag, 10. November 2023Vergangene Woche sorgte der CEO der Fenaco, Martin Keller, am Brennpunkt Nahrung mit der Aussage für Aufsehen, man habe heuer für Importkartoffeln teilweise mehr bezahlt als für die inländischen. Schuld daran seien die spezielle Wetterlage und die teuer gewordene Logistik, präzisiert die Medienstelle der Fenaco auf Anfrage der BauernZeitung.

Inoverde, die Tochterfirma von Fenaco, die den Kartoffelhandel unter sich hat, vermarkte grundsätzlich Schweizer Veredelungskartoffeln. Importe im Rahmen der Importkontingente der Industriekunden tätige man nur, wenn nicht genügend Inlandware verfügbar sei. Das sei bei den Veredelungskartoffeln zu Beginn der diesjährigen Verarbeitungskampagne der Fall gewesen. Die Versorgungslücke sei europaweit als Folge der schlechten Vorjahresernte und der sehr späten diesjährigen Pflanzung entstanden. Während das Preisniveau für Kartoffeln in der Schweiz unter anderem dank der guten Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette relativ stabil sei, gebe es im Ausland enorme Schwankungen. Die knappe Verfügbarkeit führte im Ausland zu sehr hohen Marktpreisen.

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So kam es zur ausserordentlichen Situation

Inoverde beschaffe wegen des hohen Inlandanteils die Ergänzungsimporte am Spotmarkt und nicht auf Basis langfristiger Anbaukontrakte. Daher sei man diesen Preisschwankungen direkt ausgesetzt. Hinzu kamen heuer deutlich gestiegene Logistikkosten. Zum Importpreis addiert werden zudem die Zollabgaben. Die Summe dieser Faktoren führte zwischenzeitlich zu der ausserordentlichen Situation, dass der Importpreis über dem Schweizer Richtpreis lag. Mittlerweile habe sich die Situation normalisiert. Die Rohstoffpreise im Ausland seien zwar nach wie vor hoch, lägen jedoch wieder unter dem Preis für Schweizer Kartoffeln.

Von dieser besonderen Marktlage betroffen waren Veredelungskartoffeln. Für die Kartoffelbranche und insbesondere für die Verarbeitungsbetriebe ist eine lückenlose Versorgung mit Rohstoff sehr wichtig. Aus diesem Grund wurden im August die Inlandpreise für die Sofortverarbeitung erhöht und ein zusätzliches Importkontingent von 5000 Tonnen bewilligt. Die späte Pflanzung und der trockene Sommer haben aber dazu geführt, dass im August nur wenig Ware für die Sofortverarbeitung geerntet wurde.

Abhängig vom europäischen Markt

Für Ruedi Fischer, Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten, ist klar, dass die Produzentenpreise im Inland zu einem gewissen Teil auch vom europäischen Markt abhängig sind. Auch wenn die Kartoffelpreise im europäischen Raum zum Teil wieder gesunken sind, werde man diese genau beobachten. In Europa konnten grössere Flächen wegen der anhaltenden Niederschläge noch nicht geerntet werden. Es ist also davon auszugehen, dass Kartoffeln auch diesen Winter in ganz Europa fehlen. Für Ruedi Fischer ist wichtig, dass der Anbau im Inland gestärkt wird. «Schwerpunktmässig bei Veredelungskartoffeln, wo auch in der Schweiz viel Ware fehlt, muss der Produzentenpreis attraktiver werden», so Fischer.