Die 25-jährige Bernerin aus Wohlen hat im Sommer 2020 als erste Frau in der Region eine Gruyère-Käserei übernommen. «Ich bin stolz und will zeigen, dass das nicht nur Männer können», sagt Daniela Weber. «Wir sind momentan ein reines Frauenteam hier in der Gruyère-AOP-Käserei in Wünnewil, Kanton Freiburg– das macht unseren Betrieb aus», sagt sie. Dass sie tatsächlich als Milchkäuferin gewählt wurde und somit den Betrieb übernehmen konnte, hätte sie nicht gedacht. «Aber verlieren konnte ich ja nichts, also habe ich mich darum beworben», erzählt sie.
Unter normalen Bedingungen wäre das Interesse für den Betrieb wahrscheinlich gross gewesen, glaubt sie. Aber da in rund zwei Jahren drei Käsereien aus der Region fusioniert werden und somit auch der Milchkäufer neu gewählt wird, sei die Käserei für potenzielle Interessenten vermutlich weniger attraktiv gewesen. «Für mich war dies jedoch eine gute Einstiegsmöglichkeit. Ich wusste ja nicht, ob die Betriebsleitung etwas für mich ist».
Traum oder Ziel?
Daniela Weber hat eine Vollzeitmitarbeiterin und eine Aushilfe im Laden angestellt. Sechs Betriebsfamilien liefern ihre Milch aus der Region Wünnewil. Zusammen produzieren sie aus einer knappen Million Kilogramm Milch 86 t Gruyère-AOP-Käse pro Jahr. Dazu kommen einige Spezialitäten. Nach ihrer dreijährigen Lehre zur Milchtechnologin absolvierte Daniela Weber die Fachschule 1 und 2. Leider gebe es nicht mehr viele Jugendliche, die sich für diese Ausbildung entscheiden. «In unserer Klasse waren wir 24 Leute aus der Region Freiburg, Bern, Wallis und Solothurn. Dabei ist dieser Beruf krisenresistent – das hat man letztes Jahr gut gemerkt», beobachtet die junge Frau. Daniela Weber will aber noch weiter gehen und sieht vor, im Jahr 2022 die Meisterprüfung abzuschliessen. Ihr Ziel ist es zudem, zu den besten der insgesamt 160 Gruyère-Käsereien in der Schweiz zu gehören. Ob es ein Traum oder ein Ziel ist, eine Taxierung mit 20 Punkten zu erreichen, «ist schwierig zu sagen», sagt sie «aber eigentlich ist es schon mein Ziel». Dies hänge aber nicht nur vom handwerklichen Geschick ab, sondern von zahlreichen Faktoren, die nicht immer gleich beeinflussbar seien.
«Man braucht eine Geschichte dahinter»
Daniela Weber ist auf einem Bauernbetrieb grossgeworden und ihr Herz schlägt neben der Milchverarbeitung auch für die Viehzucht: «In der Ausstellungssaison nimmt dieses Hobby normalerweise einen grossen Teil meiner Freizeit ein», sagt sie. Mittlerweile hat ihr Bruder den elterlichen Betrieb übernommen. Sie hätte sich auch vorstellen können, Landwirtin zu werden. «Das hat mir auch sehr gefallen, aber der Bezug zur Landwirtschaft ist ja mit meiner jetzigen Tätigkeit immer noch gegeben und die Arbeit erfüllt mich sehr», schwärmt sie und möchte es nicht anders haben. «Man sieht was man gemacht hat.»
Auf ihre Position als einzige Inhaberin einer Käserei in der Region Freiburg und Bern angesprochen, sagt sie: «Ich nehme es schon so wahr, dass ich mehr beweisen muss, um die gleiche Anerkennung zu erlangen. Auch denke ich, dass ich als Frau stärker beobachtet werde als meine männlichen Berufskollegen. Auf der anderen Seite will ich dies aber auch, damit die Leute wissen, wer ich bin und was ich mache. Das verkauft sich auch gut», weiss sie. «Mittlerweile reicht guter Käse allein nicht aus, um erfolgreich zu sein – man braucht eine Geschichte dahinter. Die Leute aus Wünnewil schätzen die «Dorfchäsi» sehr, das merkt man – und wir leben davon. Aber teilweise kommen die Kunden und Kundinnen auch von weiter weg. Das treibt uns im ganzen Team an.»
«Stehen voll hinter mir»
«Ich kann mich gut durchsetzen, das ist kein Problem», sagt sie auf die Frage, wie sie mit unangebrachten Kommentaren umgeht und verschränkt die Arme am Küchentisch. Die Kombination aus «weiblich» und «jung» sei manchmal schon nicht einfach. «Klar habe ich schon negative Erfahrungen gemacht. Die Lieferanten und die Käser aus der Region stehen jedoch voll hinter mir. Vor der fehlenden Akzeptanz hatte ich zuerst schon ein bisschen Angst», gibt sie zu. «Mit den Leuten aus der Umgebung habe ich ein super Verhältnis. Aber ich nehme auch gerne Ratschläge an», sagt sie und denkt nach. «Am Schluss ist jeder Betrieb, jede Milch und jede Gerätschaft anders – das macht den Käse dann auch aus», weiss die junge Milchkäuferin.
«Ich glaube daran, dass ich in einigen Jahren nicht mehr die einzige Frau sein werde, die in der Region eine Käserei führt», erklärt sie und ist überzeugt, dass es für einen Strukturwandel auch weibliche Vorbilder braucht.