Die Schweizer Bauernfamilien hängen an ihrem Beruf, trotz schwierigem Umfeld mit Krieg und Klimawandel, sozialen Spannungen und umkämpften Staatsgeldern: «Angesichts vieler Unsicherheiten ist es bemerkenswert, dass die Bauern dennoch stark investieren», kommentierte Rolf Gerber die gestiegene Nachfrage nach Bürgschaften. Der Präsident der Schweizerischen Bäuerlichen Bürgschaftsgenossenschaft (SBBG) vermutet als Treiber «die Einsicht mancher Bauernfamilie: Wachse oder weiche». Bedenklich sei diese Entwicklung dann, wenn eine Investition zu massiv höherem Risiko und Belastung führe, das Einkommen aber nur wenig steige. Das sei bei den eingereichten Projekten vermehrt zu beobachten.
Für Milchvieh wird gebaut
Am Montag fand die Generalversammlung der SBBG in Brugg statt. Die Genossenschaft verbürgt Darlehen von über 15 Millionen Franken an Bauernfamilien für landwirtschaftliche Projekte.
Im Geschäftsjahr 2023 hatten 24 Gesuchsteller eine Bürgschaft bei der SBBG beantragt, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Gemäss Geschäftsführer August Köpfli ging es meistens um Tierhaltung und dabei mehrheitlich um Milchproduktion. Weitaus am häufigsten haben die Bauernfamilien das Geld für den Bau von Ökonomiegebäuden vorgesehen, gefolgt von Betriebskäufen. Einige junge Gesuchsteller benötigten die Bürgschaft zum Auslösen von Starthilfe. Die meisten Projekte stufte der Vorstand als machbar ein und bewilligte zwölf Gesuche mit einem Gesamtbetrag von 2,3 Millionen Franken. Abgelehnt wurden zwei Gesuche sowie ein Wiedererwägungsantrag.
Die Höchstgrenze wird gestrichen
Der Vorstand bekommt mehr Handlungsspielraum bei Bürgschaften ohne Grundpfand: Die bisherige Höchstgrenze von 1,5 Millionen Franken wird gestrichen. Die Genossenschafter genehmigten an der Generalversammlung eine entsprechende Statutenänderung. Damit könnten die Anliegen von Pächterinnen und Pächtern besser berücksichtigt werden – laut Rolf Gerber ein wichtiges Kundensegment. Im Gegenzug sei aber auch das Risikomanagement deutlich ausgebaut worden. Generell sei die Zahlungsmoral der Schuldner gut, so August Köpfli. Die SBBG-Rechnung schliesst mit einem Jahresgewinn von 111'000 Franken.