Mineralische Phosphat-Reserven gibt es in der Schweiz nicht und auch weltweit schwinden die Vorkommen. Die hiesige Landwirtschaft ist auf Importe von P-Dünger angewiesen, die zudem mit Metallen belastet sein können. In anderer Form hierzulande vorhandenes P zu nutzen, wäre somit sehr sinnvoll. Bisher stand insbesondere die Aufbereitung von Klärschlamm im Fokus, doch es gibt noch andere Möglichkeiten.
Aus der Industrie
Wie Forschende von Agroscope in einem Beitrag von «Agrarforschung Schweiz» erklären, entsteht in der einheimischen Industrie Calcium-Phosphit (Phi-Ca) als Nebenprodukt. In einer Studie suchten sie nach einem Weg, diesen Stoff als Düngemittel zu recyclieren. Dazu muss das Phosphit allerdings zu Phosphat umgewandelt werden, denn nur in dieser Form können es Pflanzen schadlos aufnehmen und verarbeiten. Das in Phi-Ca enthaltene P entspreche 5-10 Prozent des über phosphathaltigen Mineraldünger in die Schweiz eingeführten Phosphats.
Während der Gründüngung oxidiert
Für den Zwischenschritt der Umwandlung zu Phosphat liess Agroscope mikrobielle Bodenflora arbeiten: Phi-Ca aus der Industrie wurde vor der Saat einer Gründüngung mit Hafer, Senf, Erbse und Lupine auf Parzellen mit saurem Sandboden und basischem Lehmboden ausgebracht. Man verglich die Wirkung auf eine nachfolgende Maiskultur mit jener einer analogen Düngung mit Triplesuperphosphat.
Die vier Arten in der Gründüngung zeichnen sich durch sehr unterschiedliche Wurzelsysteme aus. «Da Phi-Ca nicht wasserlöslich ist, gingen wir von der Hypothese aus, dass die Bodenmikroorganismen Phosphit mobilisieren und dann während des Anbaus der Gründüngungskulturen oxidieren», schreibt Agroscope. So sollte das P anschliessend dem Mais zur Verfügung stehen.
Gleich effizient wie herkömmlicher Dünger
Die Resultate der Studie sind erfreulich, denn sie zeigen, dass ein industrielles Nebenprodukt tatsächlich als P-Quelle für die Landwirtschaft dienen und sie weniger abhängig von Importen machen könnte. Demnach war die Düngung mit Phi-Ca genauso effizient wie jene mit Triplesuperphosphat. Die Leistungen der verschiedenen Gründüngungspflanzen für den nachfolgenden Mais sei von Phi-Ca nicht beeinträchtigt worden.
Die Forschenden gehen davon aus, dass für die Oxidation von Phi-Ca viele verschiedene organische Substrate dienen könnten. Sie nennen beispielsweise Kompost, Mist oder Gülle. Einen erheblichen Vorteil für die Umwelt sieht man darin, dass Phi-Ca rein vorliegt und damit nicht die Gefahr von Verunreinigungen bestehe. Möglicherweise könnte ein P-Dünger aus oxidiertem Phi-Ca die Anforderungen für die Zulassung als Recyclingdünger erfüllen, heisst es bei Agroscope.