Ackerkulturen, so weit das Auge reicht: Am Bio-Ackerbautag wurde Anfang Juni an 15 Posten Wissen über Haupt- und Nischenkulturen vermittelt. Die BauernZeitung nahm zwei Posten dieser Veranstaltung genauer unter die Lupe: Einer befasste sich mit dem Sorghumanbau und einer Mais-Bohnen-Mischung, der andere thematisierte den Einsatz von Homöopathie in den Kartoffeln.
Perfekt für Hitzejahre
«Wo ist denn hier das Sorghum?», könnte man beim Anblick des Mais-/Sorghumpostens denken. Die Sorghumpflanzen ähneln dem Mais im jüngeren Stadium gewaltig. Doch bei genauerem Betrachten ist der Unterschied klar: «Sorghumpflanzen sind feingliedriger und somit gegen Unkräuter nicht sehr konkurrenzstark», erklärt Jürg Hiltbrunner, Agroscope.
So müsse bei der Saattechnik darauf geachtet werden, dass die mechanische Unkrautbekämpfung gut durchführbar ist. Die Saat erfolge eher Ende Mai, da die Bodentemperatur im Vergleich zum Mais zirka zwei Grad höher sein müsse. Der Grund dafür liege in den Wurzeln des Sorghums – also nicht im Wurzelwerk, sondern am Ursprung dieser Kultur; an den Klimaverhältnissen in Afrika. Deshalb erhält man in einem «normalen» Jahr 10 % weniger Ertrag im Vergleich zum Mais, in einem Hitzejahr sieht dies natürlich anders aus.
«Das Einzige, was bis jetzt konkret über das Sorghum bekannt ist, ist die Hitzeverträglichkeit», meinte Hiltbrunner. «Zurzeit bekommt man Saatgut ohne bestimmte Sortenmerkmale, da das Wissen noch stark begrenzt ist.» Zwar sei im Trockenjahr 2018 das Interesse stark angestiegen, doch seither sei es wieder rückläufig.
Für die extensive Tierhaltung
«Die Verdaulichkeit ist im Vergleich zum Mais zwar schlechter, dafür ist der Rohfaseranteil höher. Somit eignet sich Sorghum besser für die extensive Tierhaltung», sagte Jürg Hiltbrunner zum Einbringen von Sorghum in die Ration. Zudem sei wichtig, dass Sorghum nicht rationsbestimmend ist, da der Blausäureanteil höher sei.
Doch auch bei bereits etablierten Kulturen kann immer wieder Innovatives gezeigt werden: Andrea Zemp, Bioberaterin Wallierhof, erklärte in ihrem Postenteil vier Vorteile einer Mais-Stangenbohnen-Mischung, diese sind:
- Zusätzliches Protein in der Mischration
- Stickstofffixierung mittels Knöllchenbakterien
- Förderung von bodenbrütenden Vögeln
- schnelle und starke Bodenbedeckung
«Stangenbohnen sind extrem proteinreich; sie enthalten etwa doppelt so viel Eiweiss wie der Mais. Dieser hohe Anteil befindet sich nicht nur in der Bohne, sondern in der ganzen Pflanze», erklärte Zemp den erstgenannten Vorteil. Die Stickstofffixierung komme nur zum Tragen, wenn es dem Boden an Stickstoff mangle. Andrea Zemp begründet dies folgendermassen: «Wenn der Boden genügend versorgt ist, bildet die Bohne fast keine Knöllchenbakterien. Die vorhandenen sind zudem nicht aktiv.» Somit eigne sich die Mais-Bohnen-Mischung vor allem für Betriebe, die eine einfache Fruchtfolge haben, wenig Nährstoffe zuführen, und denen Biodiversität ein grosses Anliegen ist.»
Durch die ähnliche Samengrösse konnten alle Pflanzen in einer Reihe gesät werden. So könne näher an die Kultur gehackt werden, wodurch die Unkrautregulierung präziser ablaufen könne.
Versuche mit Homöopathie
Viel Interesse löste auch der HAFL-Versuch, Kartoffeln mit Homöopathie zu behandeln, aus. «Da stellte sich die Frage, welche Mittel sich für den Kartoffelbau anbieten». Sagte Agronomiestudent Lukas Portmann, der die Resultate des letztjährigen Versuches präsentierte. Dabei wurden vier unterschiedliche Homöopathie-Verfahren plus Kontrolle miteinander verglichen. «Die Fläche ohne Behandlung hat trotz des geringeren Ertrages mengenmässig mehr nicht marktfähige Kartoffeln. Hochgerechnet auf die Hektare sind es etwa zwei bis sechs Tonnen Mehrertrag durch den Homöopathieeinsatz», erklärte Portmann.
Bei allen Verfahren wurden fünf verschiedene Mittel eingesetzt. Grundsätzlich wiesen alle Homöopathieverfahren weniger Befall von Pilzkrankheiten auf. Heisst also, dass einige Homöopathiemittel eine pflanzenstärkende Wirkung haben könnten, in diesem Bereich sei jedoch noch wenig Wissen vorhanden.
Der eigene Versuch
Dieses Jahr startete er den Versuch, wie das Ganze in der Praxis umsetzbar ist. Zurzeit setzt er sich mit der Frage auseinander, ob das Ausbringen mit einer Feldspritze erfolgsversprechend ist. «Schliesslich sind es einige, kostenintensive Durchfahrten», Lukas Portmann hat sich in Zusammenhang mit seiner Semesterarbeit mit Stefan Schreiber (Landwirt) und Pascale Walther (HAFL) ausgetauscht, dessen Idee es war, eine bodenschonende Lösung zu finden. Dies mittels einer Vorkeimbehandlung. «So muss nicht aufs Feld gefahren werden, die Knolle hat die nötige Information bereits aufgenommen», meint er.
Er arbeite in seinem laufenden Versuch mit drei Verfahren plus Kontrolle: «Ein Verfahren mit Vorkeimbehandlung, eines mit Feldbehandlung und eine Kombination von beidem», erklärte Lukas Portmann den interessierten Ackerbautag-Besucher(innen). Er stellte sich dabei die Frage, ob bei einer ausreichenden Wirkung Feldbehandlungen eingespart werden können.
«Silicea» sei laut Portmann besonders empfehlenswert, da sie allgemein eine pflanzenstärkende Wirkung habe. Heisst konkret: Dickere Zellwände, bessere Pilzresistenz, stärkerer Wuchs. Abschliessend erwähnte er, dass er bei seiner ersten Bonitur keine Unterschiede feststellte. Dies sei auf das aktuell gute Kartoffeljahr zurückzuführen: «Einer gesunden Kuh gebe ich ja auch keine Homöopathie.»