In der Schweiz werden etwa 21 000 ha Raps angebaut. Dieser hat viele Vorteile in der Fruchtfolge. Er hat aber auch Schädlinge. Gerade dieses Jahr ist der Stängelrüssler massiv eingeflogen. Die Rapsschädlinge Erdfloh, Stängelrüssler und der Schwarze Triebrüssler können nur mit Pyrethroiden bekämpft werden. Das sind synthetische Insektizide, die als Kontaktgifte das Nervensystem von Insekten angreifen.
In der EU bald verboten
Pyrethroide sind aber auch giftig für Wasserorganismen. Zudem gibt es bereits verbreitet Resistenzprobleme im Ausland. In der EU werden die Pyrethroide wahrscheinlich in drei bis vier Jahren verboten, wie Hans Ramseier, Dozent für Pflanzenschutz und ökologischen Ausgleich an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), an der Partnerveranstaltung vom 26. März erzählte. So leitet er nun das Forschungsprojekt «Rapsanbau ohne Pyrethroide». Dieses Projekt wird vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) finanziert.
Hans Ramseier und sein Team versuchen im Forschungsprojekt mit dem System «Push (Untersaaten in Raps) and Pull (Rübsenstreifen)», die Rapsschädlinge Erdfloh und Stängelrüssler ohne Pyrethroid-Einsatz in Schach zu halten. Dabei gibt es in der Rapsparzelle zwei Fahrgassen: eine mit Untersaat aber ohne Pyrethroideinsatz (Erdfloh und Stängelrüssler werden nicht behandelt) und eine ohne Untersaat aber mit Insektizideinsatz, nach Bekämpfungsschwelle. Am Rand des Rapsfeldes wird ein mindestens 3 m breiter Rübsenstreifen gesät, der die Schädlinge anlocken soll.
Neun Betriebe helfen mit
Bereits im Herbst ist das Projekt mit neun Betrieben gestartet. Und es sind bereits erste Ergebnisse da. Mit Fallenfängen im Herbst hat das Forschungsteam Erdflöhe ausgezählt. Wie Hans Ramseier sagt, hatte es beim Verfahren mit Untersaat ohne Pyrethroid-Einsatz am wenigsten Schädlinge. Nebst den Käfern verursachen bei den Erdflöhen deren Larven den Hauptschaden. Diese bohren sich in den Stängel ein. Um diese Larven ausfindig zu machen, schnitten die Forschenden einige Rapspflanzen im frühen Frühling bodeneben ab und liessen die Larven austreiben. Dabei steckten sie die Stängel in einen Trichter, darunter steht ein Gefäss mit Alkohol. Wenn die Stängel austrocknen, wandern die Larven nach unten und fallen dann in den Alkohol, wo man sie auszählen kann. Bei diesen Auszählungen waren nun bei den mit Insektizid behandelten Streifen am wenigsten grosse Larven vorhanden. Am meisten waren in den Rübsenpflanzen vorhanden. Entscheidend wird schliesslich der Ertrag sein.
Rübsen ziehen Glanzkäfer an
Ebenfalls einen positiven Effekt scheinen die Rübsenstreifen am Rand zu haben. Darin fand das Team von Hans Ramseier mehr Rapsglanzkäfer als im Raps. Denn der Rapsglanzkäfer fliegt auf hohe hellgelbe Pflanzen. Rübsen laufen etwas früher auf, werden höher und blühen früher und hellgelber und wirken so besonders anziehend. Ramseier empfiehlt aber dringend, die Rübsen vor der Blüte des Rapses zu vernichten und sie nicht versamen zu lassen, sonst gibt es ein Problem in den Folgekulturen als Unkraut.
Auf die Mischung kommts an
Als Untersaatmischung haben die Bauern, die im HAFL-Versuch mitmachen, die Mischung Raps Top Secunda (Schweizer Samen) gesät. Diese enthält Perserklee, Bockshornklee, Guizotia, Blatterbsen und Erdklee. Die Wurzelausscheidungen des Bockshornklees hindern andere Pflanzen, zu keimen, nicht aber den Raps. Die Gründüngung wird gleichzeitig mit dem Raps gesät. «Wichtig bei der Wahl der Untersaat ist, dass sie schnell aufläuft, rasch den Boden bedeckt, den Raps nicht konkurrenziert und gut abfriert im Winter», sagt Hans Ramseier.