Die Covid-19-Pandemie führe zu deutlichen Verschiebungen auf dem Kartoffelmarkt, schreibt Swisspatat diese Woche in einer Medienmitteilung. Aufgrund von geschlossenen Gastronomiebetrieben sei die Nachfrage nach Frites-Kartoffeln stark gesunken. Mit einer Branchenlösung werde nun versucht, die Auswirkungen abzufedern. Der erneute Lockdown führe dazu, dass die ersten Mengen an Überschusskartoffeln deklassiert werden müssten. Diese stehen ab sofort den Viehhaltern als wertvolles Futter zur Verfügung.
Verändertes Essverhalten
Die Covid-19-Pandemie hinterlasse auch auf dem Schweizer Kartoffelmarkt ihre Spuren. Insbesondere die Schutzmassnahmen des Bundes führten dazu, dass sich das Essverhalten in der Schweiz während der Corona-Krise stark verändert habe. Durch vermehrtes Homeoffice sowie die Schliessungen der Gastronomiebetriebe verlagere sich die Verpflegung zunehmend in die eigenen vier Wände, während der Ausserhauskonsum abnehme, ja fast zum Erliegen komme.
Frites im Überschuss
Dieses veränderte Konsumverhalten führe zum einen dazu, dass die Absätze von Speisekartoffeln im Detailhandel zunehmen. Gleichzeitig verzeichneten die Verarbeitungskartoffeln, vor allem für die Herstellung von Frites, eine viel geringere Nachfrage. Dies sei darauf zurückzuführen, dass Pommes frites zu einem grossen Teil in der Gastronomie konsumiert würden. Durch die Schliessung der Gastrobetriebe sinke somit die Nachfrage nach Frites und schliesslich auch nach Frites-Kartoffeln deutlich. Dies führe zu Überschüssen bei den Frites-Kartoffeln. Eine Umleitung dieser Übermengen in den Speisekanal sei nur beschränkt möglich, schreibt Swisspatat weiter. Zwar verzeichne der Speisekanal eine erhöhte Nachfrage, jedoch reiche aufgrund der guten Kartoffelernte 2020 das Angebot an Speisekartoffeln aus, um diese Nachfrage zu decken.
Die Branche habe bereits im letzten August eine Lösung für die voraussichtlich vorhandenen Übermengen an Frites-Kartoffeln erarbeitet. Die angedachte Lösung, das sogenannte «Garantielager» beinhaltet folgende Massnahmen:
- Die Lagerhalter übernahmen in der Kampagne 2020 sämtliche vertraglich vereinbarten Kartoffeln von den Produzenten. Dies auch dann, wenn sie aufgrund der tieferen Nach-frage nach Frites-Kartoffeln eigentlich keinen Bedarf dafür mehr hatten.
- Falls die Lagerhalter diese überschüssigen Verarbeitungskartoffeln bis ins Frühjahr dieses Jahres nicht verkaufen können, kommt der Ver-wertungsfonds der Kartoffelbranche für die Kosten dieser Kartoffeln auf. Diese Massnahme ist auf 12 000 t Verarbeitungskartoffeln begrenzt.
Die Grundidee dieser Branchenlösung ist, dass weder Kartoffelproduzenten noch Händlerinnen oder Verarbeiter auf vertraglich nachgefragten Kartoffeln sitzen bleiben. Denn sie alle trifft keine Schuld an dem plötzlich weggebrochenen Frites-Markt. Für die Finanzierung dieser Massnahmen kommt die Branche selbst auf. Produktion, Handel und Verarbeitung zahlen auf die Erntemengen 2020 einen zusätzlichen Beitrag von je zehn Rappen pro hundert Kilogramm. Weder der Bund noch die Kantone beteiligen sich finanziell an dieser Massnahme.
Futterkartoffeln verfügbar
Aufgrund des erneuten Lockdowns zeichne sich bereits jetzt ab, dass für einen grösseren Teil dieser Übermengen keine Nachfrage mehr bestehe, schreibt Swisspatat. Deshalb würden aktuell die ersten Mengen dieser Verarbeitungskartoffeln als Futterkartoffeln deklassiert. Für Nutztierhalterinnen biete sich jetzt die Möglichkeit, diese Kartoffeln als wertvolle Ergänzung ihrer Futterration zu beziehen. Interessierte Betriebsleiter können, direkt mit den Kartoffel-Lagerhaltern in ihrer Region Kontakt aufzunehmen. Vor allem in den Regionen Mittelland und Westschweiz seien grössere Mengen verfügbar.
Ein hochwertiges Futter
Futterkartoffeln sind insbesondere für Wiederkäuer ein hochwertiges Futtermittel. Sie haben eine ausgesprochen hohe Energiedichte, regen den Futterverzehr an und sind zudem kostengünstig. Die Trockensubstanz der Kartoffeln besteht zu 60 bis 80 Prozent aus Stärke.