Am Schweizer Beerenseminar des Schweizer Obstverbandes (SOV) in Bern vom 1. bis 2. Dezember 2022 nahmen über 160 Akteure aus Produktion, Handel, Forschung, Beratung, Politik und Verbänden teil, wie der Verband in einer Medienmitteilung bekannt gibt. Zu den aktuellen Herausforderungen im Beerenanbau zeigten laut SOV zahlreiche Referierende innovative und nachhaltige Lösungen und Lösungsansätze auf.
Die abnehmende Auswahl an synthetischen Pflanzenschutzmittel und dem gegenüber neue Krankheiten und Schädlinge seien eine Herausforderung für den Beerenanbau. Einig sei sich die Branche, dass es mehr natürliche Pflanzenschutzmittel und einen Massnahmenmix brauche, um den Anbau künftig noch nachhaltiger zu gestalten, schreibt der SOV.
Grosses Potenzial sehen die Forschenden laut SOV beim Einsatz von natürlichen Pflanzenschutzmitteln sowie der Bestrahlung der Erdbeer-Jungpflanzen gegen Botrytis mittels UV-C Strahlen.
Ernteroboter und Bestrahlung von Erdbeeren
Das Start-Up Floating Robotics hat am Beerenseminar aufgezeigt, wie die künftige Ernte oder das Schneiden von Früchten aussehen könnte. Der vorgestellte Roboter erntet Tomaten, Weintrauben oder schneidet Blätter ab.
Zur nicht-chemischen Behandlung von Erdbeer-Jungpflanzen gegen Botrytis präsentierte die ZHAW unter der Leitung von Marilena Palmisano eine dafür konzipierte Anlage und stellte die ersten Erfahrungen vor. Dabei werden die Jungpflanzen bestrahlt mit UV-C Strahlen.
Bakterien, Nützlinge und natürliche Substanzen
Pflanzen könnten in Zukunft vermehrt punktgenau mit natürlichen Substanzen gegen Krankheiten und Schädlinge geschützt werden, wie die Referierenden aufzeigten. Nebst technischen Lösungen könnte laut SOV eine Lösung sein, dass die Ausbringung von natürlichen Pflanzenschutzmitteln durch Hummeln oder Bienen erfolgt.
Bei Agroscope würden vielversprechende Versuche mit einem Nützling zur Lösung von gleich mehreren Problemen laufen. Der Nützling Pronematus ubiquitus eliminiere schädliche Milben und Mehltau gleichzeitig.
Weitere Versuche hätten das Potential von verschiedenen Bakterien aufgezeigt, welche eine alternative Strategie zur Hemmung von Botrytis cinerea (Graufäule) darstellen und damit den Einsatz von synthetischen Fungiziden reduzieren.
Himbeeren das ganze Jahr, Erdbeeren nur in der Saison
Die Podiumsdiskussion und verschiedene Referate am zweiten Seminartag standen ganz im Zeichen des Handels. Beeren stünden in der Gunst der Konsumierenden und die Verkaufsmengen würden jährlich zunehmen, schreibt der SOV.
Im Kaufverhalten gibt es jedoch Unterschiede zwischen den verschiedenen Beeren: So würden Heidelbeeren und Himbeeren ganzjährig gekauft, da Konsumentinnen und Konsumenten die Saison der Beeren nicht mehr kennen würden oder diese für sie keine Rolle spiele. Ganz anders bei den Erdbeeren, dort werde auf die einheimische Ernte gewartet.
Matchentscheidend für den Verkauf sei der Preis, so der SOV. Auch die Verpackung habe einen grossen Einfluss, welche Ware gekauft werde. Dort wünschen sich laut SOV die Kundinnen und Kunden, dass die Früchte gut sichtbar sind, sie vor Druck und Berührung geschützt sind und sie gut aufbewahrt und transportiert werden können.
Weniger wichtig sind den Konsumierenden hingegen ökologische Kriterien, aber die Umweltorientierung nehme zu, so die SOV.