«Die Permakultur kann ein Ansatz sein, um globale Probleme lokal zu lösen», erklärte Hans Ramseier an einem Medienanlass der HAFL. Der Dozent für Pflanzenschutz und ökologischen Ausgleich bezeichnet die Schweiz als «Entwicklungsland», was diese Anbauform angeht – obwohl sie dank ihrer Kleinräumigkeit, den Familienbetrieben, stabilen politischen Rahmenbedingungen und kaufkräftigen Konsument(innen) eigentlich dafür prädestiniert wäre. Es gibt aber verschiedene Projekte, die Forschung und Bildung in diesem Bereich voranbringen sollen. Denn erfolgreiche Praxisbeispiele wie die Versuche auf dem Farngut in Grossaffoltern gibt es bereits verschiedentlich.
Permakultur-Gemüse in der HAFL-Mensa
So hat die HAFL 2020 auf ihrem Gelände einen Feld- und einen Waldgarten nach den Prinzipien der Permakultur angebaut. Darin sind die klassischen Elemente zu sehen, wie Hügelbeete, Mischkulturen, bepflanzte Baumscheiben und die Nutzung von Pflanzen in verschiedenen Höhen (Stockwerke). Tafeln informieren Spaziergänger, es gibt Workshops und die Gärten ermöglichen Forschungsarbeiten von Studierenden und Mitarbeitenden der HAFL. Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf dem In- und Output der 1'500 Quadratmeter grossen Fläche. Ein Teil der Ernte wird in der Mensa verkocht.
«Eigentlich könnte man hier alles essen»
Das gilt auch für Brennnesseln aus dem gleich grossen Waldgarten, wie Daniel Lis vom Verein Permakultur Schweiz beim Rundgang bemerkte. Das komme gut an und ist für ihn ein wichtiger Schritt: «Die Produkte müssen auch gegessen werden», ist er überzeugt. Hier werde nicht gegossen und nicht gedüngt, dafür viel zurückgeschnitten und im Zaum gehalten. Denn die Fläche muss einigermassen offenbleiben, aber «eigentlich könnte man hier alles essen», so Lis. Neben einem Kirsch- und einem Nussbaum steht eine Linde als «Salatbaum» – die Blätter sind essbar. Hinzukommen Pilze, Minze, Schlangenknöterich und vieles mehr. Gedüngt werde mit Rückschnitt-Material von Hasel und Esche, das den Boden aufbaue. «Durch das Schneiden werden Wachstumshormone freigesetzt, was die Nachbarpflanzen zum Gedeihen anregt», erläuterte Lis.
Der Waldgarten an der HAFL ist schweizweit einzigartig und nur dank Sonderbewilligung möglich. Die Produktion von Lebensmitteln im Wald ist in der Schweiz nämlich verboten.
Eine andere Möglichkeit sei, den Garten mitsamt Bäumen von Grund auf neu anzulegen und nicht in ein bestehendes System, meint Daniel Lis.
Pilotbetriebe werden begleitet
Um vom Garten zum Feld zu kommen, wurde ein Netz mit elf Pilotbetrieben aufgebaut. Diese werden von der HAFL wissenschaftlich begleitet, z. B. mit einem Monitoring des Bodens und der Insektenvielfalt. Innerhalb des Netzes sind ausserdem Treffen zum Erfahrungsaustausch geplant. Aus Kapazitätsgründen sei es nicht möglich, mehr Betriebe so eng zu begleiten – auch wenn das Interesse seitens der Landwirtinnen und Landwirte gross sei.
Geplant ist weiter eine Kompetenzplattform. Sie soll laut Adrian Reutimann, Leiter von Permakultur-Landwirtschaft, als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis dienen. Reutimann erwähnte ausserdem die Organisation von Arbeitskreisen, Feldbegehungen und Exkursionen sowie das Erstellen von Merkblättern. Ein weitere Fokus liegt auf der Weiter- und Grundbildung, wo es bisher nur an der HAFL ein Modul im Bereich Permakultur gibt. Dass dieses Modul ständig ausgebucht ist, zeigt das grosse Interessse am Angebot.
Für alle drei Projekte soll in Kürze eine Website aufgeschaltet werden.