Die Schweizer Zucker AG möchte mehr Bauern für den Zuckerrübenanbau gewinnen und lud Anfang Juli zu Flurgängen im St. Galler Rheintal und im Mittelthurgau ein. Gerade im Rheintal, das in einer rechten Distanz zur Zuckerfabrik Frauenfeld liegt, ist die Anbaufläche tief. Spannend war die Besichtigung der Bio-Zuckerrüben-Parzelle von Hans Rüdisühli. Er hat dieses Jahr die Zuckerrüben erstmals gesetzt statt gesät.

Kostenpunkt: 4500 Franken pro Hektar

Die Zuckerrübenpflanzen werden in Pots im 4- bis 6-Blatt-Stadium gesetzt. Bei dieser Grösse sind die Reihen rasch geschlossen, das Problem von Unkraut innerhalb der Reihe kann stark reduziert werden. Frassschäden durch Schädlinge sind in diesem Stadium kaum mehr ein Problem. Gesetzt wurden die Zuckerrüben von einem Lohnunternehmer mit einer Gemüsesetzmaschine. Die Kosten beziffert Rüdisühli für das 1 ha grosse Feld auf 2000 Franken. Hinzu kommen die Saatgutkosten mit weiteren 2500 Franken.

«Ja, die Kosten sind hoch», sagte der Biobauer. «Hätte ich mir fürs Jäten letztes Jahr einen anständigen Stundenlohn bezahlt, wäre ich aber auch so hoch gekommen.» Im letzten Jahr hatten Rüdisühlis auf den 60 a Zuckerrüben 120 Stunden von Hand gejätet. Dieses Jahr waren sie zu viert einen halben Tag dran. Des Weiteren wurde dreimal mit dem Hackgerät gehackt. Für eine gute Blattgesundheit setzt er Komposttee und Blattstärkungsmittel ein.

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Bis jetzt ist der Biobauer mit dem Verfahren zufrieden. Er sagt: «Der grösste Vorteil ist der viel tiefere Unkrautdruck, weil die Zuckerrüben einen Wachstumsvorsprung haben.» Als weiteren Pluspunkt nannte er, dass man bereits beim Setzen ausbessern kann, wenn es Lücken im Feld hat. «Momentan gefallen mir die Rüben sehr gut, es sieht besser aus als letztes Jahr. Aber Bilanz ziehen kann ich erst nach der Ernte», meinte Rüdisühli.

Für den konventionellen Anbau rechnet es sich nicht

Der Nachteil von gesetzten Zuckerrüben ist nebst den hohen Kosten, dass die Pflanzen keine Pfahlwurzeln bilden. Luzi Schneider von der Fachstelle Zuckerrüben erklärte: «Weil die Pflanze als Setzling gezogen wird, ist die Rübe nach der Pflanzung nicht mehr in der Lage, eine Pfahlwurzel zu bilden. Sie macht eine buschige Wurzel.» Das sei nicht tragisch, aber dadurch habe man einen gewissen Ertragsverlust und mehr Erdbesatz bei der Ernte. Auch die Tiefenlockerung des Bodens könne nicht stattfinden. Schneider betonte, dass sich das teure Verfahren nur für Biobetriebe lohne. «Konventionelle Betriebe fahren mit dem traditionellen Säen besser.»

Roboter als weitere Option

Eine andere Möglichkeit, die Handarbeit in den Biorüben zu reduzieren, ist der Einsatz eines Jätroboters. David Vetterli war am Flurgang dabei und berichtete von den Erfahrungen mit dem vollautomatischen Sä- und Jätroboter der dänischen Firma Farmdroid. Dank GPS-Technologie ist der Roboter in der Lage, zwischen den einzelnen Zuckerrübenpflänzchen zu jäten.

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Vetterli betreut für das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) einen Versuch in Rheinklingen TG. Der Roboter ist dort das zweite Jahr in Zuckerrüben und das erste Jahr in Zwiebeln im Einsatz. «Die Erfahrungen haben gezeigt, dass das Prinzip funktioniert und man die Handarbeitsstunden senken kann.» Eine Reduktion der Jätstunden im Bio um20 bis 30 Prozent erachtet Vetterli als realistisch. Wegen der tiefen Flächenleistung, der Roboter fährt mit einer Geschwindigkeit von 1 km/h, ist der Einsatz allerdings beschränkt. 10 ha sind laut Vetterli gut machbar. Bei mehr Fläche wird es schwierig, alle Parzellen zum optimalen Zeitpunkt zu säen und zu jäten. Eine überbetriebliche Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall.