Seit vier Jahren läuft im Kanton Freiburg das Projekt ReLait zur Antibiotikareduktion in der Tierhaltung. Mit rund 60 beteiligten Milchproduzenten wurde das Projekt gestartet, heute sind bereits 160 Landwirtinnen und Landwirte daran beteiligt. Das Projekt wird bis 2024 weitergeführt, 2026 werden die endgültigen Ergebnisse präsentiert.

Höhere Wertschöpfung

Kürzlich wurde am landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve in Posieux schon mal eine Zwischenbilanz gezogen. Obwohl der Nutzen des ReLait-Projekts bisher bescheiden ist, zeige die Studie doch auf, dass sich das Projekt aufgrund der höheren Wertschöpfung und der besseren Milchqualität positiv auswirken dürfte.

«Dies ist vor allem bei Betrieben der Fall, die den Fokus auf die Eutergesundheit oder Fruchtbarkeit legen», hält Fabien Reinhard, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Beratungszentrum Grangeneuve, fest. Auffallend sei, dass dabei die Tierarztkosten nur einen sehr kleinen Teil der gesamten Produktionskosten ausmachen würden. «Selbst wenn sich das Projekt ReLait mittelfristig positiv auf die Kosten auswirken sollte, würde sich die wirtschaftliche Situation der Landwirtschaftsbetrieb nicht wesentlich verändern», so Reinhard. Denn vor allem die Arbeitskosten seien Schuld an den erheblichen hohen Produktionskosten.

Gute Rückmeldungen

«Die Rückmeldungen der Milchproduzenten, die am Projekt ReLait teilnehmen, sind erfreulich», sagte Staatsrat Didier Castella. Er verwies zudem auf die positiven Ergebnisse für die Tiergesundheit, die Qualität der Milchprodukte sowie den Umweltschutz und letztendlich auch für die Anerkennung der täglichen Arbeit der Züchterinnen und Züchter. «Um den Einsatz von Antibiotika weiter reduzieren zu können, braucht es weiterhin eine gute Zusammenarbeit von Tierärzten, landwirtschaftlichen Beratern und den Landwirten», so Castella.

Lebensqualität im Zentrum

Neben der Antibiotikareduktion, der Milchqualität und der Tiergesundheit hat Grangeneuve beschlossen, auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit zu betrachten und Kriterien wie die der Arbeitsbelastung und der Lebensqualität auf den Betrieben in der Studie zu berücksichtigen.

Dazu wurde die HAFL in Zollikofen beauftragt, einen Interviewleitfaden zu entwickeln, mit dem die Gespräche mit den Bauernfamilien geführt werden können. «Diese Diskussionen wurden sehr geschätzt, denn diese Fragen werden allzu oft vergessen», sagt Martin Pidoux, Leiter der sozioökonomischen Studie und Dozent an der HAFL. Die Hauptprobleme sehen dabei folgendermassen aus:

Im Allgemeinen ist die Arbeitsbelastung in Milchviehbetrieben sehr hoch. Der Zeitdruck wird als noch grösser empfunden, wenn neben der Milchproduktion noch andere Tätigkeiten auf dem Betrieb anfallen.

Es ist nach wie vor schwierig, die Milchproduktion mit Ferien und freien Tagen in Einklang zu bringen. In Betriebsgemeinschaften oder in Betrieben mit einem oder mehreren Beschäftigten kann diesem Bedürfnis eher Rechnung getragen werden. Der wirtschaftliche Druck ist weiterhin gross, vor allem in Betrieben, die nur Industriemilch produzieren.

Nur rund zehn Prozent

Die 160 Betriebe, die am ReLait-Projekt mitmachen, stehen für rund zehn Prozent der Branche im Kanton Freiburg. Die Teilnehmenden vermitteln einander den Wert alter Praktiken, geben Erfahrungen und Wissen weiter oder beschäftigen sich mit Krankheiten und ihrer Bekämpfung oder Vermeidung. Indirekt wirkt das Projekt auch über Kurse und Beratung für andere Bäuerinnen und Bauern. Sie lernen beispielsweise die Wirkung von Heilpflanzen und ätherischen Ölen in der Zucht kennen. Und Studierende von Grangeneuve belegen beispielsweise ein Wahlfach zu Alternativen zu Antibiotika.